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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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und riß die Tür auf.
    Im weichen gelblichen Licht des Korridors stand die schöne blonde Bambi und sah mich aus großen, unschuldigen Augen an. Sie trug einen schwarzsamtenen Morgenrock, der wie ein Smoking geschnitten war. An Hals und Handgelenken quollen Kaskaden kostbarer Spitze hervor. Aber sie hielt eine Hand hinter dem Rücken versteckt.
    Ein völlig wahnsinniger, aber immerhin nicht unmöglicher Gedanke schoß mir durch den Kopf: Sie versteckt eine Pistole! Ich wollte mich schon zur Seite werfen und die Tür zuknallen – da brachte sie eine Flasche Rémy Martin und zwei Cognacschwenker zum Vorschein.
    «Trinken Sie einen Cognac mit mir?» sagte sie lächelnd. «Es ist eine Art Friedensangebot – nicht nur für mich.»
    «Ich muß ziemlich früh raus», sagte ich.
    «Ich auch», sagte sie, «aber was ich Ihnen zu sagen habe, möchte ich lieber nicht hier draußen auf dem Gang sagen. Darf ich eintreten?»
    Ich wich zögernd zurück und ließ sie herein. Es war seltsam, aber etwas an dieser Frau störte mich trotz
    ihrer Schönheit und ihrer künstlerischen Fähigkeiten – und es war nicht nur ihr komisches Benehmen.
    Ich ging zum Tisch, wo Bambi einschenkte, blieb aber stehen. Ich hob mein Glas, und wir stießen an und tranken.
    «Was konnten Sie mir draußen auf dem Gang nicht sagen?» fragte ich, während ich hartnäckig stehenblieb.
    «Bitte, setzen wir uns doch», sagte Bambi leise. Auf dem Weg zum Sessel beschloß ich, Miss Bambi etwas
    mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
    «Ich möchte nicht, daß Sie etwas gegen mich haben», sagte Bambi. «Ich hoffe, daß wir Freundinnen werden.»
    Das Licht im Zimmer war gedämpft, und ihre hellen Augen, in denen Goldstäubchen zu schwimmen schienen, waren von ihren Wimpern halb überschattet. Ich hatte keine Ahnung, was sie sich eigentlich dachte, aber plötzlich wollte ich es wissen – ja, ich fand, ich mußte es unbedingt wissen und daß der ehrliche Weg hier wohl der beste wäre.
    «Ich habe nichts gegen Sie. Es ist nur, daß ich Sie nicht ganz verstehe», gab ich zu. «Und deshalb fühle ich mich in Ihrer Gegenwart unbehaglich. Sie sprechen und benehmen sich anders, als Sie aussehen. Ich habe das Gefühl, daß Sie nicht sind, was Sie zu sein scheinen.»
    «Das trifft vielleicht auch auf Sie zu», sagte Bambi und streichelte Jason. Er schnurrte nicht, aber er rannte auch nicht weg.
    «Wir haben eigentlich nicht über mich gesprochen», sagte ich. «Aber nach unserer Unterhaltung heute vormittag wissen Sie sicherlich, daß ich in einer Familie aufgewachsen bin, in der man sich nie sehr nahestand. Wenn ich im Familienkreis geheimnisvoll wirke, dann vielleicht nur, weil ich mich von allen Streitereien fernhalten will. Deshalb habe ich mich entschlossen, meinen eigenen Weg zu gehen – einen anderen als die anderen.»
    «Glauben Sie das?» fragte sie rätselhafterweise. Dann fügte sie hinzu: «Sehen Sie, jetzt haben wir doch über Sie gesprochen. Aber was Sie von mir halten, bedeutet mir etwas. Als ich gesagt habe, ich möchte nicht, daß Sie etwas gegen mich haben, da meinte ich nicht, wir würden eines Tages wie richtige Schwestern zueinander sein, wie es Ihr Onkel ausdrückte. Ich wollte nur sagen, daß ich das Gefühl habe, es wäre unter den jetzigen Umständen – wie soll ich sagen? – schwierig, wenn wir nicht wenigstens Freunde sein könnten.»
    «Also hören Sie», begann ich, und dann nahm ich erst einmal noch einen Schluck von dem Cognac, der ausgezeichnet war. «Es gibt für uns beide wirklich keinen Grund, uns den Kopf darüber zu zerbrechen, ob wir Freunde werden oder nicht. Ich habe Onkel Laf jetzt nach vielen Jahren zum ersten Mal wiedergesehen, und es ist sehr unwahrscheinlich, daß wir zwei uns nach diesem Wochenende noch einmal wiedersehen…»
    «Da irren Sie sich», sagte sie lächelnd. «Aber bevor ich das erkläre, würde ich gern von Ihnen hören – wenn es Ihnen nichts ausmacht –, warum Sie sich in meiner Gegenwart ‹unbehaglich› fühlen.»
    «Okay, vielleicht ist es ja zu persönlich», sagte ich, «aber Sie sind diejenige, die hier mitten in der Nacht mit einer Flasche Cognac aufkreuzt, um zu plaudern. Das Leben meines Onkels Laf ist kein Buch mit sieben Siegeln, also muß Ihnen klar sein, daß er schon viele Frauen hatte – eine schöner als die andere, und viele besaßen wie meine Großmutter Pandora auch großes Talent. Aber Sie sind anders als die anderen. Ich glaube, Sie sind wirklich begabt. Ihr Spiel heute abend war

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