New Heroes - Die Zeit der Superhelden
sind alle glücklich und zufrieden.«
»Aber warum haben Sie ausgerechnet mich am Leben gelassen? Warum haben Sie mir nicht schon längst mit einer Kugel das Gehirn weggeblasen wie all den anderen?«
»Ach, dafür gibt es mehrere Gründe. Erstens mal haben wir noch einen weiten Weg vor uns, und ich habe keine Lust, ständig am Steuer sitzen zu müssen. Zweitens gefällt es mir, Ihnen immer wieder Angst einzujagen. Aber der wichtigste Grund ist, dass ich Sie noch brauchen werde. Sie sind cleverer als viele andere Normalmenschen, Laurie – und deshalb macht es mir noch mehr Spaß, Sie zu schikanieren.«
»Mr Cross, Sie sind eine kranke, bösartige, total durchgeknallte Best…«
Victor verdrehte die Augen. »Was ist böse? Böse ist niemals absolut, das sollten Sie doch wissen. Was oder wer böse ist, hängt von der Meinung des Betrachters ab. Was Sie für böse halten, ist für mich nicht notwendigerweise böse.«
»Das ist mir vollkommen bewusst. Sie sind ein Mörder.«
Cross zuckte gleichmütig die Schultern. »Ja, das ist mir selber auch schon klar geworden.«
»Und was jetzt?«
»Ich werde wohl zu Plan B übergehen müssen.«
»Und was ist Plan B?«
»Das, Laurie, müssen Sie jetzt nicht wissen. Noch nicht. Fahren Sie einfach weiter.«
Victor schloss wieder die Augen.
Er dachte an Colin Wagner, Danny Cooper und das Mädchen, wie immer es heißen mochte. Zusammen bildeten sie ein ausgesprochen starkes Team. Vielleicht sogar zu stark, als dass er, Victor, es allein mit ihnen aufnehmen konnte.
Er rief sich in Erinnerung, was ein wahres Genie auszeichnete: Das wahre Genie fand immer die einfachste Lösung für ein Problem; es suchte erst gar nicht nach einer komplizierten Lösung.
Wenn das Problem darin bestand, dass Colin, Danny und das Mädchen gemeinsam zu stark sind, dann bestand die einfachste Lösung wohl darin, sie voneinander zu trennen. Sie gegeneinander auszuspielen. Einen von ihnen muss ich auf meine Seite ziehen.
Laut sagte er: »Wissen Sie was, Mr Laurie? Ich glaube allmählich, dass ich Sie mag. Sie spielen zwar nicht in meiner Liga – es spielt ohnehin niemand in meiner Liga –, aber Sie sind trotzdem ein ziemlich cleverer Mann. Sie und ich – wir haben noch ein bisschen Arbeit vor uns. Wir werden das Reich des Bösen errichten.« Er grinste. »Das wird Ihnen Spaß machen, ich schwöre es Ihnen!«
Eine Woche später
Colin öffnete die Haustür. Brian stand davor und schaute ihn besorgt an.
»Wo warst du denn?«, fragte er, als Colin ihn in die Küche führte. »Ich hab seit einer Ewigkeit jeden Tag hier bei euch geklingelt und es gab keinerlei Lebenszeichen in eurem Haus. Ich hab schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass du jetzt tatsächlich zu Hause bist. Und wo ist euer Auto?«
»In der Reparatur«, log Colin.
»Und was war los? Eure Nachbarn wussten auch nicht Bescheid. Aber man hat ein paar wirklich seltsame Geschichten gehört.«
»Zum Beispiel?«
»Na ja, du kennst doch den komischen Kleinen unten in der Straße? Der manchmal Würmer frisst?«
»Ja klar. Peter Irgendwas.«
»Der behauptete jedenfalls, dass er dich mit deinen Eltern wie verrückt davonrasen gesehen hätte. Verfolgt von einem Hubschrauber!«
»Haha«, lachte Colin. »Zu viel Fantasie, der Junge!«
»Schon möglich, aber was ist denn nun wirklich los gewesen?«
»Dad hat ein Preisausschreiben gewonnen. Eine Woche auf Lanzarote. Nur hat er uns nichts davon erzählt, er wollte uns damit überraschen. Hat nicht einen Gedanken daran verschwendet, dass ich in der Schule eine Woche hätte freinehmen müssen.«
»Na ja, du hast nicht viel verpasst. Aber hast du schon von Danny gehört?«
»Nein. Was ist mit ihm?«
Brian schüttelte den Kopf. »Der arme Danny – er war in einen Unfall verwickelt, hat seinen rechten Arm verloren.«
»Nein! Oh Gott! Wie ist denn das passiert?«
»Er ist mit seinem Vater spazieren gegangen. Das war übrigens noch in der Nacht deiner Mysteriumsparty. Sie wurden von einem Auto erfasst. Beide waren bewusstlos und mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Dannys Mutter ist fast durchgedreht vor Sorgen. Sie hatte keine Ahnung, was mit ihnen passiert war. Danny ist immer noch im Krankenhaus – er wird wahrscheinlich in ein paar Tagen entlassen.«
»Und was ist mit seinem Vater?«
»Der kam gestern Vormittag nach Hause. Er sagt, dass Danny wieder gesund wird, aber dass es ihm schwerfallen wird, mit einem Arm zurechtzukommen. Und er sagt auch, dass Danny Angst hat,
Weitere Kostenlose Bücher