New York - MERIAN Portraet
gehört
Anaïs Nin
, die Muse von
Henry Miller
. Auch Virginia muss eine ungewöhnliche Frau gewesen sein, denn sie heiratet den sechs Jahre jüngeren Robert De Niro senior im Wissen um seine Homosexualität.
DIE ELTERN JENSEITS ALLER SPIESSIGKEIT
Der gemeinsame Sohn kommt am 17 . August 1943 auf die Welt. Schon drei Jahre später trennen sich die Eltern nach einer Paartherapie – jüdische Flüchtlinge aus Wien und Nazi-Deutschland haben inzwischen in New York die Psychoanalyse etabliert – in aller Freundschaft. Robert wächst bei seiner Mutter in
Greenwich Village
auf und besucht häufig den Vater, an dem er bis zu dessen Tod sehr hängt. »Mein Vater hatte damals diese düsteren Lofts in NoHo oder SoHo, zu einer Zeit, als noch niemand in dieser Gegend wohnen wollte« , erinnert sich der Sohn, als er anlässlich seines Regie-Debüts »A Bronx Tale« ein TV -Interview gibt.
Robert De Niros Vater ist ein introvertierter Mann, der zwischen Depression und Euphorie schwankt und sich mit seinen hohen Ansprüchen an sich und seine Umwelt das Leben schwer macht. Er malt kraftvolle, expressive Bilder, die
Peggy Guggenheim
in ihrer Galerie für zeitgenössische Kunst (»Art of this Century Gallery«) ausstellt. Nach seinem Tod wird sein Sohn Robert De Niro jr. sie in das Foyer seines
Greenwich Hotels
45 ( ▶ C 4 ) und in seine Restaurants in
Tribeca
hängen.
Am
Washington Square
, an dem einst
Marcel Duchamp
»die freie Republik Greenwich Village« ausgerufen hat, an diesem vom Hauch der Revolution umwehten Platz mit dem französischen Triumphbogen verbringen Vater und Sohn viel Zeit miteinander. Sie werfen sich Baseballs zu oder kurven auf Rollschuhen um den Brunnen. Abends besuchen sie die Kinos auf der
2 nd
oder
3 rd Avenue
und sehen sich Programmfilme an. Zu Hause spielt der junge Robert dann der Mutter seine Lieblingsszenen vor.
Sonntags besucht »Bobby« mit seinen italienischen Freunden die Messe in der alten
St. Patrick’s Cathedral
( ▶ J 4 ) in der
Mulberry Street
. Er hat keine Ahnung, dass hier ein Junge Messdiener ist, mit dem er später viele gemeinsame Filme drehen wird. Obwohl
Martin Scorsese
und Robert De Niro nur ein paar Blocks auseinander wohnen, werden sich der Regisseur und der Schauspieler erst 1972 als Erwachsene auf einer Weihnachtsparty kennenlernen. Die beiden werden acht Filme miteinander machen, darunter so legendäre wie »Hexenkessel«, »Taxi Driver«, »Good Fellas« und »Casino«. Für »Wie ein wilder Stier« bekommt De Niro 1981 den Oscar als bester Hauptdarsteller, einen ersten hat er bereits 1971 für seine brillante Nebenrolle in »Der Pate II « erhalten.
Zurück zu den New Yorker »Roots«: Robert De Niro senior, der aus der Kirche ausgetreten ist und seinem Sohn neben Ausdauer und Gründlichkeit auch eine gewisse Sturköpfigkeit vererbt hat, ist nicht begeistert davon, dass »Bobby« katholische Gottesdienste besucht. Noch weniger gefallen ihm die halbstarken »Ragazzi«, mit denen sein Junge durch die Gegend zieht. »Als ich dreizehn war, rannte ich eines Tages am Washington Square zufällig meinem Vater über den Weg. Ich war mit meinen italienischen Kumpels unterwegs und musste mir hinterher stundenlang anhören, dass diese Typen kein guter Umgang für mich seien« , erinnert sich der Junior später. Der eher schüchterne 15 -Jährige ist zwar kein richtiges Gangmitglied, aber er macht schon eine Menge Unsinn mit. Zwei Jahre später hat er sich dem Typen, den er später in »Mean Streets« spielen wird, ziemlich gut angenähert: einem Draufgänger, der alles mag, was knallt.
Frank Aquilino
, den alle im Viertel »Butch the Hat« nennen, weil er immer diesen schwarzen Hut aufhat, erinnert sich noch gut an den jungen »Bobby« und seine Clique: »Sie nannten sich ›Forty Thieves‹, 40 Räuber. Die Dinge, die sie machten, waren nicht wirklich gefährlich. Sie haben Kanaldeckel aufgeschraubt oder Leuchtraketen abgefeuert. Sie hatten ihre eigene Sprache und blieben meistens unter sich. Natürlich hielten sie wie Pech und Schwefel zusammen, wenn ihnen die irischen Cops, diese Zweimeter-Bullen, auf die Schliche kamen.«
UM DIE ECKE WOHNTE SCORSESES OMA
»Butch the Hat«, der zwei Jahre jünger ist als Robert De Niro, hat später in »Good Fellas« dessen Leibwächter gespielt. »Bobby hat sich damals einen Pfeil auf den Arm tätowieren lassen. Er war ein ruhiger Typ, der alles gründlich beobachtete und wenig sagte. Er wollte damals schon Schauspieler werden. Neulich
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