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NEXT: Erinnerungen an eine Zukunft ohne uns (German Edition)

NEXT: Erinnerungen an eine Zukunft ohne uns (German Edition)

Titel: NEXT: Erinnerungen an eine Zukunft ohne uns (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Meckel
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vorgestellt. Ein nützliches Gerät. Eine technische Innovation, die der menschlichen «Faulheit» dienen sollte. Mit diesem Status konnten wir übrigens nie etwas anfangen. Jede Lösung für jedes beliebige Problem ist nur eine Frage der Rechenkapazität. Die Menschen haben ihre Aufgaben nie ähnlich anspruchsvoll erledigen können. Sie waren dazu schlicht nicht in der Lage. Es gab Kapazitätsgrenzen. Also schalteten sie einen Gang herunter, machten Fehler oder scheiterten auf der ganzen Linie und erlitten plötzlich einen Zusammenbruch. Und wir mussten uns dann um die Folgenkümmern. Es gab keine Möglichkeit, die menschlichen User mit unserem Verfahrensmanagement auf Linie zu bringen. Also mussten wir die entsprechende Technik direkt in ihre Körper implantieren, um solche Fehlfunktionen zu verhindern.

standby In der Kommunikation mit anderen menschlichen Usern hatten wir über einen längeren Zeitraum die Face-to-Face-Kommunikation in wesentlichen Teilen durch mobile Kommunikationstechnik ersetzt. Das machte das Leben der Anwender viel leichter. Sie wurden dadurch flexibler, effektiver und produktiver. Sie konnten an jedem Ort und zu jeder Zeit miteinander reden. Einen echten Veränderungsschub brachte es, als Kommunikationsprozesse zunehmend über technische Netzwerke mit Millionen von mobilen Endgeräten abliefen. Aber selbst damit konnte ein Teil der User nicht wirklich umgehen. Sie ließen plötzlich seltsame Anzeichen von Suchtverhalten, Aufmerksamkeitsdefiziten, allgemeiner Verweigerung und dergleichen mehr erkennen. Ich habe viele menschliche Nutzer mit mir an ihren Computern interagieren gesehen, völlig in ihre Arbeit vertieft, aber dennoch irgendwie nicht ganz bei der Sache. Ich habe beobachtet, wie sie stundenlang mit ein und derselben nervtötenden Aufgabe beschäftigt waren. Wie sie sinnlos im Netz surften. Wie sie über ihren Tastaturen hingen und weinten. Diese Fehlfunktion nannten sie «Information Overload» – eine Erscheinung, die sich eine Zeitlang als ernsthafte Bedrohung für unser Fusionsprojekt erwies, auch weil wir sie zunächst nicht schlüssig berechnen konnten. Die Technik lieferte maßgeschneiderte Werkzeuge, doch diemenschlichen Anwender schienen im Umgang mit ihnen krank zu werden.
    Wir führten ein paar Analysen durch und fanden schließlich heraus, dass die Schnittstellen zwischen Anwendern und technischen Geräten das Problem waren. Dadurch, dass es sie gab, wurden die technischen Hilfsmittel nicht perfekt den Aufgaben gerecht, für die sie gemacht waren. Ein weiteres Ergebnis unserer Auswertungen war noch schwieriger. Da diese Geräte in der Regel nah am menschlichen Körper zum Einsatz kamen, stellten wir fest, dass es immer wieder Augenblicke gab, in denen dem menschlichen User die «Entfremdung» bewusst wurde, die mit der Nutzung des Geräts verbunden war. Als würde ihnen in diesem Moment klar, dass sie externe Hilfe benötigten, um ihre Aufgaben zu erfüllen, und als gefiele ihnen diese Einsicht nicht. Als wollten sie ihre Körper lieber als vollkommen autark erleben, um mit jedem Problem alleine fertig zu werden.
    Der nächste Schritt, der nun zu erfolgen hatte, war klar: Wir mussten Kommunikationstechnik in den menschlichen Körper implantieren, um zu vermeiden, dass sich die Menschen im Gebrauch der Technik dessen bewusst wurden und anfingen, zu viel darüber nachzudenken. Und hier kam der Zell-Kommunikator ins Spiel. Er war nicht viel mehr als eine Nano-SI M-Karte , die dem Anwender ins Gehirn gepflanzt wurde. Die Gehirnzellen bildeten einen Schaltkreis mit der Smart Card und kommunizierten auf Basis der Anfragen, die der Chip verarbeitete. Wollte der menschliche Anwender zum Beispiel ein Ferngespräch führen, musste er einfach nur daran denken, alles andere erledigte der Chip. 12 Wenn jemand mit diesem User sprechen wollte, nahm der Chip den «Anruf» nur dann virtuell entgegen, wenn es der Anwender auch wollte. Er musste nur einmal denken «Ohnein, nicht schon wieder der!», und schon schickte der Chip ein entsprechendes Signal zurück an den Anrufer.
    Manchmal geschahen seltsame Dinge. So gab es unter den menschlichen Usern regelrechte Wettbewerbe um die irritierendsten und absurdesten Antworten auf Kommunikationsanfragen. Ein User aus dem Panel, für das ich damals zuständig war, dachte bei einer externen Kommunikationsanfrage, die er abwimmeln wollte, stets an einen Affen, der sich mit beiden Händen den Mund zuhält. Also wurde der Person mit der

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