Nexus - Band 1
formlosen Etwas, dem sich Tom genauso unaufhaltsam näherte, wie er es erst zu Gesicht bekommen würde, wenn es zu spät war. Und Stinger, dessen war er sich sicher ohne es wirklich zu wissen, war nur der kleinste Teil dieses Ganzen.
Seine Schritte verlangsamend inspizierte Tom mit schnellen Seitenblick das Kontrollpanel der Luftschleuse, dessen Subsystem bereits eine Verbindung mit seiner Gegenseite hergestellt hatte und seinen Status in wechselnd großen, roten Lettern aktualisierte. Andockphase im Gange. Synchronisiere Gravitonfelder... bitte warten. Der harte, kaum gedämpft metallisch krachende Ruck zuschnappender Halteklammern drang von außen durch die Hülle des Adlers, läutete zusammen mit dem beruhigenden Grün der Anzeigen den Abschluss des automatischen Manövers ein. Schleusensysteme verbunden. Druck- und Atmosphärenkonstellation stabil. Automatische Entriegelung in 3...2...1... Begleitet von summenden Servomotoren und dem charakteristisch widerspenstigen Knirschen ihrer massiven, plaststählernen Konstruktion wälzten sich die beiden Hälften der Schleusentür dennoch übergangslos und zügig beiseite, fluteten Toms instinktiv zusammengekniffen blinzelnde Augen mit dem unerwartet grellrot-flackernden, stechenden Schein der dahinter liegenden Verbindungsschleuse - ließen seine trainierten Reflexe reagieren, bevor er es verhindern konnte. Nur einen Lidschlag später zielte die metallene Verlängerung seines ausgestreckten Armes direkt zwischen die dunkel umrissenen Konturen der einzelnen, sich unbeeindruckt langsam nähernden, schemenhaften Figur - krümmte sich der Zeigefinger seiner starr führenden Hand abwartend, aber entschlossen am Abzug seiner Waffe.
"Hey, hey - ich komme in Frieden."
Sam Nevalle trat aus dem flackernden roten Flutlicht heraus am unbewegt zielenden Lauf seines Gegenübers vorbei in die gemäßigte Beleuchtung des Adlers, und grinste mit ungewohnt heiterem, selbstsicheren Spott zu seinem einstigen Kameraden herauf, bevor er seine erhobenen Hände sinken ließ um ihn mit einer einladenden Geste mit sich zu winken.
"Keine Tricks, alter Freund. Bitte, hier entlang - unterhalten wir uns."
Toms Arm sank an seine Seite, jedoch machte er noch keinerlei Anstalten der Aufforderung seines Gegenübers zu folgen. Die Tatsache, dass Stinger unbewaffnet und offensichtlich völlig alleine gekommen war, mochte vielleicht auf den ersten Blick für ihn sprechen - aber dennoch konnte seine zur Schau gestellte, plötzlich gar so unbeschwerte Freundlichkeit die er wie ein schlecht geflicktes Friedensbanner vor sich hertrug niemanden darüber hinwegtäuschen, dass sich seine Absichten - wie auch immer sie genau aussahen - genauso wenig verändert hatten, wie auch weiterhin dasselbe schwarze Herz in dieser Brust schlug, dessen Besitzer noch kurz zuvor den chancenlosen Tod seiner Männer billigend in Kauf genommen hatte, nur um seiner verdrehten Agenda zu nutzen. Allerdings… was hatte Tom schon für eine andere Wahl? Auch wenn es nur zu leicht erschien seine subtil lauernde Tödlichkeit nicht zu bemerken - der Moloch des Schwarzen Felsens hatte seine Klauen fest um seine Beute geschlagen, und nichts konnte verhindern, dass er erhielt wonach ihm verlangte. Nun blieb es allein an ihr dafür zu sorgen, dass sie ihm so wenig wie möglich bekam.
"Schön. Gehen wir." sagte Tom, den Aufstand des Misstrauens seiner alarmierten Instinkte stumm und endgültig niederringend. "Unter einer Bedingung…" fügte er kurz danach hinzu, verstummte jedoch als er dem Ansatz des überraschend ernsten, wissend lächelnden Nickens seines alten Kameraden gewahr wurde.
"Antworten." vervollständigte Stinger und musterte Tom für den Bruchteil eines kurzen Momentes mit einem eindringlichen Blick, bevor seine Gestalt übergangslos einige Schritte vorwärts im flutenden Licht der Schleuse verschwand. "Natürlich."
Und erhalten würde sie Tom. Mehr und anders als sein noch argloser, gefallener Kamerad vielleicht ahnte. Ohne weiteres Zögern, einen unhörbaren Fluch auf den Lippen, schritt Tom Parker durch das geöffnete Schott hindurch in den flammend roten Rachen einer anderen Welt. Die letzten Meter einer bis dato verschleierten Grenze, die er nicht erst am scharfen Kontrast der ineinander greifenden Konnektoren beider Seiten jener Schleuse vorbei passiert hatte - als der Gegensatz makellos glatter, matt glänzender Polymerlegierungen mit schmucklos-rostigem, von Jahrhunderten der Abnutzung gezeichnetem Kompositstahl
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