Nexus - Band 1
aneinander traf. Denn dies hier war lediglich die letzte aller Warnungen, die der unbedarfte Reisende nur noch zu spät erkennen konnte. Die letzte, sichtbare in einer langen Reihe von verborgenen Stufen - vielleicht auf immer fort von allem, was ihm einst bekannt, vertraut und teuer gewesen war.
Doch obwohl Tom Parker wusste wohin er ging, erstaunte ihn die furchtlose Selbstverständlichkeit, mit der er fortgesetzt bereit war, der zügig voranschreitenden Silhouette seines alten Freundes in dichtem Abstand durch das enge, in einer halboffenen Position zitternd verklemmte, mehrere Zoll dick gepanzerte Isolationsschott ins Innere dieses Hortes der Verderbtheit zu folgen - kurz bevor die ersten dunklen Schleier schwach beleuchteten Zwielichtes seine Wahrnehmung umfingen, ein Zug ungewöhnlich kalter Luft ihn frösteln und Toms Gedanken sich erneut auf die Wirklichkeit fokussieren ließ… jedoch nicht um den beharrlichen Überrest eines sonderbaren Empfindens zurückzulassen, einer instinktiven, latenten Sicherheit und Gewissheit… dass alles was er im Begriff war zu tun auf eine ganz bestimme Weise richtig war. Dass …
"Hier entlang."
Tom sah auf und korrigierte seine Schritte schnell in einen abzweigenden, knapp mannsbreiten Gang hinein, welcher offensichtlich direkt in das tiefere Innere des Schwarzen Felsens führte. Kaum mehr als eine durch vereinzelte, schwächelnde Lichtquellen schattenhaft erleuchtete Höhle, eingerahmt von einem gekrümmten Geflecht sich in die dunkle Ferne ziehender, mannsdick-stählerner Verstrebungen von denen jede einzelne wirkte, als könne sie das Gewicht eines ganzen Planeten tragen. Und trotzdem nur der kleinste Teil eines feindseligen, dunklen und kalten Labyrinthes - dessen Totenstille lediglich das sanft anschwellende, dumpfe Summen, Klappern und Rumpeln ferner Maschinerie, das durch die schlecht isolierte Struktur von den anderen Decks und Abteilungen hinüber drang, mit ihren schwachen Echos des Lebens erfüllte.
"Einladend." murmelte Tom mehr zu sich selbst, und trat mit geschickt gefangenem Gleichgewicht über die nachgebende Parzelle eines großen Gitterrostes hinweg, dessen Ganzes sich auf über einer von vielen weiteren, bulligen Rohrkonstruktionen verlegt über den Boden spannte.
"Es erfüllt seinen Zweck." Für eine Sekunde war es Tom, als würde selbst der geschwärzte Stahl an seiner Seite das Blitzen Stingers geschliffener Zahnreihen reflektieren, während jener seinen Handabdruck auf einen antiquiert wirkenden Scanner legte und ein weiteres, quietschend und rumpelnd auseinander fahrendes Schott passierte. "So wie alles hier."
Gleich ob Mensch oder Maschine, vervollständigte Tom in Gedanken und wusste, dass er soeben genau jene Teile dieses Puzzles aneinanderreihte wie es von ihm erwartet wurde. Sie alle waren hier aus einem Grund… aber gerade das ergab einfach keinen Sinn. Stinger und seine Männer hatten was sie wollten. Wenn schon nichts anderes, dann war die kampferfahrene Besatzung des Grauen Adlers eine unnötig akute Bedrohung, die beseitigt werden musste - aber Tom war sich mittlerweile sicher, dass dies niemals wirklich Sam Nevalles ursprünglichem Vorhaben entsprochen hatte. Warum also war die lebendig gewordene Vergangenheit eines ehemaligen Akademiekameraden und seiner kleinen Crew von so großer Bedeutung für ihn? Was konnte so wichtig sein, das Risiko einzugehen, einen Gegner, über dessen gefährliches Potenzial er mehr als gut Bescheid wissen musste, so direkt und ungesichert in das verwundbare Nervenzentrum seiner Operationen zu führen?
Wahrscheinlich weil er genau weiß, dass du es nicht tun wirst. Dabei wäre es so einfach. Ein einziger Schuss… und alles für das er steht versinkt in Vergessenheit. Wie viel unschuldiges Blut willst du mit deinem Zögern noch verantworten?
Was zum…? Ein entschlossener Impuls bewussten Willens schüttelte Toms Gedanken von ihm ab… diese… seine eigene Stimme, die so unvermittelt, leise flüsternd… fordernd über ihn gekommen war wie der schmetternde Hieb einer Faust. Nein… er durfte jetzt nicht nachgeben. Egal wie überfällig die Nachwirkungen seines Sprungtraumas auch waren, Tom konnte nicht zulassen, dass sie ihn jetzt in die Knie zwangen. Er hatte sie bis jetzt beherrscht, und würde das auch weiter tun. Er musste…
"Alles in Ordnung?"
Mehr eine Feststellung als eine Frage, war es dennoch erst Stingers Stimme, die Tom vollends in die Welt der Wirklichkeit zurückfinden, ihn blinzelnd
Weitere Kostenlose Bücher