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Nexus - Band 1

Nexus - Band 1

Titel: Nexus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Enzberger
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zurück über das Handgelenk und versetzte anschließend den umliegenden, hinter der Wandverkleidung versteckten Peripheriesystemen der Konsole einen heftig scheppernden Tritt, bevor er den Zutrittsscanner mit einem untypisch behutsamen Handstreich erneut aktivierte.

Und gleich was es nun genau gewesen war - es hatte den ermüdeten Geist dieser gealterten Maschinen besänftigt. Eingeleitet von einer kurzen, disharmonisch krächzenden, aber nichts desto trotz bestätigenden Tonfolge strömte frische Energie durch marode Versorgungsadern, erwachten kräftige Servomotoren heulend zu neuem Leben, verrichteten ihr Werk mit der gemächlichen Gelassenheit unzähliger Jahrzehnte. Ein Schwall stickig-warmer Luft presste sich durch den langsam wachsenden Spalt der quietschend und rumpelnd auseinander kriechenden Hälften des Panzerschotts, stürmte Tom Parkers Sinne mit einer wilden Mixtur aus Alkoholdunst, Rauch und verschiedenster anderer Gerüche, ließ ihn angewidert instinktiv einen halben Schritt zurückweichen noch ehe er wirklich erkennen konnte was dahinter lag.

"Der Abend geht auf mich." verkündete Stinger mit sichtbar erhellter Miene und winkte seinen alten Kameraden mit sich voran.

Tom folgte ihm schweigend und mit wenig Gehör für seine Worte, übertrat die Schwelle in das von warmem Licht erfüllte Innere seiner neuen Umgebung ohne sie mehr als nur eines flüchtigen Blickes zu würdigen. Zu sehr hatte sein Verstand fast gänzlich ohne sein Zutun damit begonnen, einen Bogen in die Vergangenheit zu schlagen, und lose Enden zu verknüpfen. Denn auch wenn er es nicht mit völliger Gewissheit behaupten konnte, war sich Tom doch sicher, soeben beinahe ein zweites Mal den Namen eines Mannes vernommen zu haben, dessen wahre Absichten soeben ein kleines Stück mehr aus dem Schatten der sie verbarg, herausgetreten waren. Kaplan. Das Lösegeld der Baretts, die Viola II - ein verzweifelter Plan, den endgültig stürzenden Stern ihres sterbenden Piratenclans noch aufzuhalten? Oder vielleicht nur ein gut getarntes, schnelles und sprungfähiges Schiff, um sich zusammen mit etwas in die Sicherheit der imperialen Territorien abzusetzen, das viel mehr wert war, als die zerfallende Festung eines längst vergangenen Verbrecherimperiums am Rande der Welt?

Tom Parker wusste, dass er soeben der ersten und einzigen Gelegenheit gegenüberstand, Antworten auf diese Fragen zu erhalten an denen nicht nur der Faden seines eigenen Lebens hing. Denn es war ganz egal wie sehr sich sein gefallener Waffenbruder seit neuestem auch bemühte, Toms Wachsamkeit mit einer Maske des Friedens und neu entdeckter Höflichkeit zu betäuben - Stingers Legion des Schwarzen Felsens war ihrem Untergang geweiht - ein von menschlichen wie kosmischen Feinden in die Ecke gedrängtes, wundes Raubtier… das besser als jeder andere wusste, dass sein Ende nahe war. Doch anstatt seine Reißzähne zu fletschen und in blinder, wilder Wut um sich zu beißen… wartete es… maskierte seine Schwäche als Mysterium - und plante im Angesicht von Unsicherheit gebremst zweifelnder Feinde seine Flucht. Eine Flucht die, so zweifelte Tom keine Sekunde, nichts als Asche und verbrannte Erde zurücklassen würde - und in deren Kurs kein Platz für Zweite war.

"Setzen wir uns." meinte Stinger und deutete auf eine kleine Sitzecke, nicht weit von dem Eingang entfernt, durch den sie gerade eben gekommen waren.

Tom nickte knapp und folgte seinem Kameraden am ersten einer ganzen Anzahl kreuz und quer über den Raum verteilten, spartanisch gehaltenen Sitzgelegenheiten vorbei - jede einzelne von ihnen kaum mehr als ein blankes Metallgestell, gerade stabil genug um an die schmutzig-transparente Plastikfläche der dazugehörigen Tische heranzureichen, auf denen die übliche, lebensgefährliche Mixtur schlecht synthetisierter Alkoholsorten in ausreichend großem Maße ihren Platz fand, die Dämonen ihrer Gäste immer wieder aufs Neue zu ertränken.

Aber selbst dieses, wohl niederständigste aller lebensverbesserten Privilegien, schien den wenigen, halbschlafend auf ihren Sitzen zusammengesackten Gestalten, welche die Bar in jenem Moment bevölkerten, schon viel zu lange nicht mehr gewährt worden zu sein - benötigte es schließlich keines Mediums, um die erschöpfte Trostlosigkeit in ihren eingefallenen Gesichtern überdeutlich zu spüren, deren Einfluss über dem gesamten Raum hing wie ein schleichend vergiftender Nebel.

Toms Blick wanderte über die unbesetzte Reihe kreisrunder

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