Nexus - Band 1
schlimmsten, mordenden, barbarischen Abschaum der menschlichen Rasse. Nein… ganz gleich welche Pläne Sam Nevalles kriminell pervertierter Geist auch für sie vorgesehen hatte - weder Tom noch seine Crew würden jemals ein Teil von ihnen werden.
Toms Aufmerksamkeit fiel zurück auf das Bild der Außenkamera des Adlers, dessen Rumpf sich langsam, gezogen von den unsichtbaren, gravitonischen Traktorströmen der Piraten, dem Kerker seiner neuen Meister näherte.
Der Schwarze Felsen. Die wohl letzte und größte Piratenbastion im von Menschen besiedelten Universum. Ein kantiger Moloch aus geschwärztem Metall, der wirkte als würde er schon seit Äonen seiner lebensfeindlichen Umgebung trotzen - zusammengeflickt mit endlosen Reihen von quader- und zylinderförmigen Modulen die wie abstrakte, verkrüppelte Gliedmaßen aus seinem Körper ragten. Hier, direkt im Meer der Felsen, zwischen unberechenbaren Gravitationsströmen, tödlichen Geschossen von der Größe eines halben Mondes die ganze Planeten verheeren könnten, würden sie nur nahe genug herankommen. Doch offensichtlich taten sie das nicht. Welche Technologie auch immer hier ihr Werk für die Gesetzlosen verrichtete, sie hatte sich schon mehr als ein halbes Jahrhundert lang als effektiv erwiesen und eine unsichtbare, unangreifbare Festung erschaffen, stumm und geduldig wartend auf ihr nächstes, reich gemästetes Opfer. Tom unterdrückte den Schauer des Unbehagens, der in diesem Moment langsam, wie eine große träge Spinne über seinen Rücken kroch. Das Feedback der Bugkamera schwenkte ein wenig und entblößte die Sicht auf einen besonders weit herausragenden, zylindrischen Metallkörper, offenbar eine spezielle Andockschleuse für größere... Gäste, die sich stetig schneller werdend annäherte, während der Adler langsam in eine frontale Andockposition einschwebte. Erst jetzt, nur schwach erleuchtet vom weit gereisten Schein ferner Sonnen, erkannte Tom die vielen, Pockennarben gleich aus der Hülle stechenden Geschütztürme und Batterien die praktisch jeden freien Meter dieser unheimlichen Trutzburg bedeckten. Keine Fenster, kein Licht, nicht einmal Positionslampen. Nur meterdicke, pechschwarz lackierte Panzerplatten, die sich in teils krude aneinander stoßender Formation gegeneinander drückten und stapelten wie Schuppen einer uralten, gargantuanischen Bestie.
Kimberly. Einmal aufs Neue scheiterte Tom bei seinem Versuch, nicht mehr an sie zu denken. Schließlich wusste er besser als jeder andere, dass der Alptraum, zu dem sich die Ereignisse für seine Kameradin minütlich weiter entwickelten, mit der vollen Schwere selbstkreierter Schuld auf ihren Schultern lastete, und es nichts gab was er tun konnte… und durfte, um diesen Schmerz zu lindern. Denn spätestens wenn die unbedeutende Dosis des lindernden Sedativums in Kimberly Taylors Adern schließlich viel zu früh seine Wirkung verlor, musste dieses Schiff und seine Besatzung ein weiteres Mal auf ihre Fähigkeiten zählen können… selbst, oder ganz besonders weil Tom in diesem Augenblick nicht in der Lage sein würde, ihr beizustehen.
Aber genug davon. Auch wenn eine Menge Überzeugungskraft dazu nötig gewesen war, seine überraschend intensiv erwachte Kampfeslust von den unweigerlich folgenden blutigen Auseinandersetzungen der nahen Zukunft zu trennen - Hank hatte versprochen sich um Kimberly zu kümmern… und es gab keinen Grund seinen Worten zu misstrauen. Tom sammelte seine Gedanken, schüttelte den einschläfernden Schleier indifferenter Schwermut von sich, deaktivierte die Konsole und richtete seinen Blick auf die kleine Nebenschleuse des Hangars, zu der ihn Stingers eindeutige Anweisungen beordert hatten, bevor er sich, einige lose Ersatzteilcontainer und andere Hindernisse umrundend, in ihre Richtung bewegte. Sanfte Vibrationen durchzogen seinen Schritt wie ein ungutes Vorzeichen, Sendboten der großen kinetischen Kräfte, die auf die Struktur des Adlers einwirkten, als die enorme Masse seiner Hülle, von KI-gesteuerten Manöverdüsen präzise und sicher abgebremst, die letzten Meter zu ihrer Andockbucht überbrückte. Unwillkürlich tastete seine rechte Hand über den gut gesicherten Griff der Pistole an seiner Seite, doch die Sicherheit, oder zumindest die vage Spur von Beruhigung die ihm diese Geste üblicherweise spendete, blieb aus… vermischte sich als insignifikanter Nebeneffekt mit dem überpäsenten Gefühl von etwas… geradezu erdrückend Unfassbarem, einem körper- und
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