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Nexus - Band 1

Nexus - Band 1

Titel: Nexus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Enzberger
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rücksichtsvolle Wahrheit des alten Mannes wie eine Sintflut über sie hineingestürzt war… hatte sich die nervöse Unruhe und Gereiztheit in ihrem Inneren mit jeder verstreichenden Minute weiter verstärkt. Und doch… war dasselbe Gefühl, das sie nicht aufhören konnte immer noch mit ungetrübter Intensität zu empfinden, wie die Fänge eines lauernden Raubtiers über sie gekommen… Wut… aber auch etwas anderes: Furcht… etwas zu verlieren, das eine große Bedeutung für sie besaß… ihr gehörte - nur ihr ganz allein. Eifersucht. Ja, es… aber das…

"Oh, es geht mir ganz blendend." entgegnete sie und bedachte Hank an seiner Station ihr gegenüber mit einem Blick, der den bitteren Sarkasmus in ihrer Stimme unterstrich - selbst wider besseren Wissens dass sie ihm damit noch mehr Unrecht tat als ohnehin schon geschehen. Schließlich hatte er all ihre Ausbrüche, ihre Tränen und Schreie… all die Angst und Verzweiflung ertragen, geduldig und ohne die Spur eines Vorwurfs so lange gewartet bis Kimberly in der Lage gewesen war, die Situation in der sie sich befand so zu akzeptieren wie sie es musste.

Und jetzt. Er verdiente etwas Besseres - genauso wie Tom… mit dem zusammen er Kimberly Taylors Leben nun auch noch ein weiteres in einer ungezählten, vergangenen Kette von Malen vor den Konsequenzen ihrer eigenen Stur- und Torheit gerettet hatte. Denn war es nicht auch hier allein ihr Wille gewesen, den sie immer wieder darauf bestanden hatte durchsetzen zu müssen… dem ihre jetzige Situation einzig und allein zu verdanken war? Ja… ihr Wille… dem sie die Großmut und Treue der zwei Männer die ihr folgten immer wieder egoistisch und selbstsüchtig unterworfen hatte. Und nun… zwang sie ihr Schicksal hier zu sitzen, gekettet an ihre eigene Schwäche - die nicht einmal kämpfen konnte, wenn das Leben eines teuren Freundes auf dem Spiel stand. Tom… der sich ohne zu Zögern für sie in den Schlund dieser Wölfe geworfen hatte, und dem sie wenn alles vorbei war wohl in all ihrer Feigheit nicht einmal in der Lage sein würde, mit etwas mehr als einem Lächeln zu danken. Wie nutzlos sie doch war…

Nutzlos…
Nutzlos. Entkräftet vom erdrückenden Schmerz  zu vieler explodierender Gefühle sank Kimberlys Haupt tief hinab in die harte Stütze ihrer eigenen, zu Fäusten geballten Hände. Feuchtigkeit sammelte sich langsam zwischen ihren zusammengepressten Lidern, verräterische Boten eines rein aus Scham und Verlegenheit unterdrückten Schluchzens. Tod, Leid und Verlust gewannen in den Wirren ihrer voll Sorge und Vorwürfen getriebenen Fantasie immer aufs Neue ständig wechselnd, furchterregende Gestalt.

"Sieht mir aber nich so aus."

Die kräftige Berührung einer Hand, die ihre gesamte Schulter mühelos umspannen konnte, weckte Kimberly mit derselben, selbstverständlichen Nonchalance aus ihrer gepeinigten Apathie, die auch ihren Besitzer selbst in einer Zeit wie dieser niemals zu verlassen schien. Und obwohl sie nicht darum gebeten hatte - ja sie sogar in einem ersten, wenn auch halbherzigen Impuls versuchte von sich zu schütteln, fühlte Kimberly Taylor insgeheim, dass diese ansich simple Geste genau der physische Anker war, den sie jetzt brauchte um aus ihren Alpträumen entfliehen zu können. Ein Fels des Schutzes, der das Zittern aus ihren Gliedern vertrieb, und die chaotisch heiß wirbelnden Stürme zu beruhigender Wärme wandelte… Kraft und Sicherheit spendete, wo ihr Gewissen es nicht erlaubte.

"Wie… kommst du denn darauf." sagte sie und scheiterte kläglich beim Versuch eines schwachen, scherzenden Lächelns zur neben ihr aufragenden Gestalt ihres Kameraden hinauf, in dessen prüfend fixierendem Blick sie tatsächlich glaubte, eine Spur ehrlicher Besorgnis erkennen zu können. "Es geht mir gut." fügte sie hastig hinzu, bevor er etwas darauf erwidern konnte. "Wirklich."

Hank Johnsons gleichgültig-achselzuckendes Brummen wirkte nicht ganz echt, aber Kimberly war ihm trotzdem dankbar dafür, dass er ihren Wunsch es dabei zu belassen zumindest nach außen hin zu akzeptieren schien. Oder vielleicht wusste er selbst am besten, dass eine einfache Berührung und schlichte Nähe manchmal weit mehr bewirken konnten, als alle Worte zusammen - egal wie weise sie auch sein mochten.

"Hast du die Kiste wieder im Griff?" fragte er und deutete mit einem Kopfnicken auf Kimberlys Konsole, deren Monitor schon seit einiger Zeit das unverändert statische Hauptinterface des Schiffszentralcomputers

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