Nibelungen 03 - Die Flammenfrau
versprich mir, daß du ihn mitnimmst, falls mir etwas geschieht. Er ist erst bei den Gwenyar in Sicherheit.«
Arma versprach es und ging zu Inmee, die immer noch nahe am Teich lag. Das Mädchen war ohnmächtig, aber die Wunde blutete nicht mehr, und ihr Herz schlug wieder kräftig.
Die Kriegerin hob Inmee hoch. »Laß uns zu den Pferden gehen, Mirka. Es wird Zeit.«
Mirka nahm eines der weißen Tücher, die auf dem Boden lagen und der Hüterin bei verschiedenen Ritualen gedient hatten. Sie schlang es sich um den Leib und knotete die kleine Brunhild darin fest, damit das Kind einen sicheren Halt auf ihrer Brust hatte.
»Siehst du«, sagte sie und strich mit den Fingern sacht über die rosigen Wangen des kleines Mädchens. »So wirst du wohl eine Weile reisen können.«
»Es gibt nicht viele Kinder am Wasserfall. Wo hast du das gelernt?«
»Nun ja«, lächelte Mirka, »aber hin und wieder gibt es doch welche.«
»Verstehe«, sagte Arma und warf noch einen Blick auf die Hüterin. »Ich werde Luovana holen, wenn ich Inmee auf die Bahre gelegt habe.«
»Gut, aber bleibe nicht zu lange.«
»Nein«, sagte die Kriegerin und schaute sich noch einmal um. »Ehe dieser Tag zu Ende geht, wird hier nichts mehr so sein, daß ich es noch lieben könnte, denn alles was war, ging mit ihr«, sagte sie leise.
»Ich verstehe, was du meinst, aber es stimmt nicht«, sagte Mirka und lächelte. »Schau, Arma, alles ging nicht mit ihr.« Das Kind auf ihrer Brust war eingeschlafen.
12
ie waren wirklich fort, alle! Lursa betrat den Raum des Lichtes. Es war dunkel und feucht, und nichts war übrig von dem Glanz vergangener Tage. Von den Bergen aus hatte sie die blonde Kriegerin über den Burgweg wegreiten sehen, gemeinsam mit einer Frau aus dem alten Volk, die Luovanas Kind trug. Auch die beiden Ritter, deren Pferde sie vor etlichen Monden der Göttin geopfert hatte, waren mit der blonden Kriegerin fortgeritten. Lursa fragte sich, warum Luovanas kriegerische Geliebte nicht nur das Kind, sondern auch den Vater des Kindes mit sich nahm. Noch dazu, da er nicht ganz bei Sinnen zu sein schien. Als hätte die Göttin ihm den Geist verwirrt, so hatte er auf dem Pferd gesessen. Nicht einmal auf den Weg hatte er geachtet, und der Lavastrom schien ihn überhaupt nicht zu ängstigen. Dafür hatte der junge Ritter unentwegt auf den anderen eingeredet. Törichte Narren!
Lursa lachte. Die blonde Kriegerin würde an dieser Begleitung ihre wahre Freude haben. Warum ging sie nicht einfach ihrer Wege? Das Kind war ohnehin dem Tod geweiht, dafür würden sie oder Raban schon sorgen. Lursa zuckte mit den Achseln. Die Zeit würde alles regeln.
Die Jägerin drehte sich einmal um sich selbst. Sie stand tatsächlich im Raum des Lichtes. Dieser Ort war ihr von jeher bestimmt gewesen, nun war sie zurückgekehrt, um ihren dunklen Dienst an der Göttin wieder aufzunehmen. Endlich würde aus dem Heiligtum des Lichtes ein Raum des Blutes und der Rache werden. Von Luovana und ihrer Liebe würde hier nichts übrigbleiben.
Sie schaute an den Wänden entlang. Die Kristalle waren stumpf und glanzlos. Die Göttin hatte diesen Raum also schon verlassen, jedenfalls der Teil der Göttin, den Luovana verehrt hatte. Lursa legte müde den kleinen Raban vor dem Kamin auf die Samtkissen. Vielleicht war noch jemand in der Burg, sie wollte lieber nachsehen, bevor sie sich zur Ruhe legte. Immer noch fühlte sie sich schwach. Sie wollte nicht riskieren, daß jemand sie im Schlaf überraschte. Die Kräfte, die Pyros ihr verliehen hatte, wirkten zwar, aber ihr Körper hatte unter der anstrengenden Geburt gelitten. Sie brauchte endlich Ruhe.
»Seid mir gegrüßt, Lursa«, sagte ein Mann und lehnte an der Tür. Er war zierlich, und sein blondes Haar reichte ihm weit über die Taille hinab. Er hatte ein zartes Gesicht. Lursa erinnerte sich.
»Guten Abend, Mandu.«
Der Tänzer lächelte und tat überrascht. »Ihr kennt noch meinen Namen?«
»Warum sollte ich ihn nicht kennen? Ich habe Eure leidenschaftlichen Feuertänze sehr geschätzt.«
Mandu schaute Lursa offen ins Gesicht. Langsam kam er näher. »Ihr habt nicht nur meinen Tanz geschätzt, Lursa.«
Die Frau lächelte. »Nein, es gab noch mehr, was ich an Euch mochte. Es war die Hingabe, mit der Ihr einer Frau den Hof machtet, die mich reizte. Euren Sinn für Leidenschaft habe ich vielleicht sogar geliebt, wenn ich mich recht entsinne.«
»Bis dieser Magier auftauchte«, erwiderte Mandu bitter. »Ich habe es
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