Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nibelungen 05 - Das Runenschwert

Titel: Nibelungen 05 - Das Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kastner
Vom Netzwerk:
finsteren Plänen?« erkundigte sich Grimbert.
    »Vielleicht kann ich Euch noch für die eine oder andere Intrige gebrauchen. Bis ich darüber entschieden habe, genießt Ihr meine Gastfreundschaft.«

Kapitel 12  
    as Reinhold von Glander unter Gastfreundschaft verstand, konnten Siegfried und Grimbert bald feststellen. Nicht die Schwertburg war das Ziel des Schiffes, sondern der karge Felsen im Rhein, ein kurzes Stück weiter flußabwärts. Die Rheinfeste. Und der Kerker, in den der Verräter seine beiden Gefangenen warf. Er selbst kehrte noch in der Nacht nach Xanten zurück, um der Königin Siegfrieds Entführung durch die Friesen zu melden.
    Der Prinz und sein Oheim blieben zurück, gefangen hinter dicken Mauern, umspült von den mächtigen Fluten des Rheins und bewacht von Reinholds treuen Schergen. Siegfried hatte viele Fragen und Grimbert viel Zeit, sie zu beantworten.
    Grimbert berichtete von seinem Leben als Wanderer. Von seinem Bestreben, seine Kenntnis der Runen zu vervollkommnen, um es mit den finsteren Mächten aufnehmen zu können, deren Bedrohung er spürte, seit König Siegmund unter den bösen Einfluß des Runenschwertes geraten war. Und er erzählte von dem Feldzug gegen die Friesen, der eine so schlimme Wendung genommen hatte.
    »Natürlich war es Reinhold, der die Runen auf der Klinge verändert hatte«, erklärte Grimbert. »Er als runenkundiger Schmied hatte die Fähigkeiten dazu. Damals kam ich leider nicht darauf, weil ich den wackeren Recken für einen treuen Freund hielt. Doch schon in jenen Tagen verfolgte er seine düsteren Rachepläne und war er ein Werkzeug des Feuergottes. Er benutzte König Siegmund, um den Krieg gegen die Friesen so erbarmungslos werden zu lassen, daß unsere Völker sich zerfleischten und Reinhold die Macht übernehmen konnte. Damals scheiterte der Plan an Siegmunds Einsicht und Stärke, jetzt liegt alles an uns.«
    »Wer ist der Feuergott?« fragte Siegfried.
    »Der Gott Loki in seiner schlimmsten Gestalt. Die Verkörperung des alles verzehrenden Bösen!«
    »Loki? Ist er nicht ein Freund Wodans, sein Reisegefährte?«
    »Das war er, aber seine Boshaftigkeit brachte die Götter immer mehr gegen ihn auf. Als sich die alten Götter von dieser Welt zurückzogen, weil der Christengott ihren Platz einnahm, witterte er die Gelegenheit, sich zum mächtigsten Gott aufzuschwingen. Mit Hilfe treu ergebener Vasallen wie Reinhold will er die Welt beherrschen!«
    »Aber kämpft er nicht für alle Götter?«
    »Das mag Reinhold glauben. Doch Götter wie der dämonische Loki kämpfen nicht für andere.«
    Siegfrieds Sorgen wuchsen ins Unermeßliche. Das Reich war in großer Gefahr. Reinholds Krieg gegen die Friesen würde viele Unschuldige das Leben kosten. Siegfried mußte an seine Mutter denken. Auch sie hatte sich von Reinhold täuschen lassen. Würde sie tatsächlich nichts von Reinholds Intrigen erahnen?
    Und die Sorge um Amke trieb Siegfried um. Daß sie Reinholds Gefangene war, wog schon schwer genug. Aber was würde geschehen, wenn der Verräter die Friesen unterworfen hatte und die Prinzessin nicht mehr benötigte? Siegfried mochte sich gar nicht ausmalen, was Reinhold mit ihr anstellen würde. Daß sein Vater, König Siegmund, noch am Leben war, erfreute zwar Siegfrieds Herz, aber es änderte seine Lage keinen Deut. Grimbert und er saßen in der Falle, ohne das Unheil, das dem Reich drohte, abwenden zu können. Nichts schien Anlaß für Hoffnung zu geben. Die Nächte wurden zu Tagen und die Tage zu Nächten…
     

     
    Die Nacht war schwärzer als das Reich der Toten. Dicke graue Wolken ballten sich am Himmel. Nicht ein einziger zaghafter Strahl des Mondlichts spielte mit den Wassern des Rheins, die, finster wie der Himmel, an der Felsinsel im Strom vorbeiglitten. Es war kühler als in den vorangegangenen Nächten, aber nicht deshalb zog Ludolf die Wolldecke fester um seine Schultern. Er fröstelte. Diese verfluchte Nacht war schuld. Und der Fluß, der im Dunkeln wie ein lebendiges Wesen wirkte.
    Eine große Welle klatschte an den Felsen, auf dem Ludolf stand. So stark, daß Wasser gegen seine Beine schlug. Wie die kalte Hand eines Wassergeistes, die ihn in den Fluß zerren wollte. Erschrocken sprang Ludolf einen Schritt zurück und stolperte über eine Unebenheit des Gesteins. Er wäre gestürzt und ins Wasser gefallen, hätte ihn nicht eine starke Hand an der Schulter gepackt.
    »Was hast du?« fragte Bruno, der zusammen mit Ludolf an der Ostseite der Felsinsel Wache

Weitere Kostenlose Bücher