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Nibelungen 07 - Das Zauberband

Nibelungen 07 - Das Zauberband

Titel: Nibelungen 07 - Das Zauberband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Held
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Nebels um sie herum länger zu beachten.
    »Da bist du ja, mein Kind, ich habe dich gesucht!« Die Alte atmete schwer, als sie neben Brunhild trat, und schob mit ihrer faltigen Hand eine Strähne ihres weißen Haares wieder zurück, die ihr über die Augen gefallen war. »Die Feierlichkeiten zu Ehren deiner Weihe werden anders verlaufen, als wir dachten. Nicht nur das Wetter hat sich geändert!«
    Brunhild nickte und schaute einen Augenblick wie verzaubert auf die grauweißen Schwaden, die über den See hinwegglitten.
    »So etwas habe ich hier noch nie gesehen.«
    »Ich weiß«, sagte Ramee, die Brunhilds Blick gefolgt war. Eine Weile schwiegen sie, dann ließ sich die Alte auf einem großen, grauen Uferstein nieder, der nahe bei der Stelle lag, an der Brunhild stand. Die junge Frau schaute die Priesterin fragend an.
    »Ich kann mir denken, was du wissen möchtest, aber so genau kann ich es dir auch nicht sagen. Ich weiß nur, daß irgend etwas Seltsames geschehen sein muß. Es war die Nacht des brennenden Mondes, vielleicht waren wir nicht wachsam genug. Außerdem sind Mirka und Arma von ihrem Ausritt gestern nicht zurückgekehrt.«
    »Sie sind nicht zurückgekehrt? Ich dachte, als ich Arma heute morgen nicht fand, sie hätte die Nacht bei Mirka im Tempel zugebracht!« sagte Brunhild.
    »Nein, sie waren nicht im Tempel. Arma und Mirka wollten die Eskorte aus den Feuerbergen, die auf der Ebene lagert, begrüßen und sie zu den heutigen Feierlichkeiten einladen«, sagte Ramee. Ihre Stimme klang besorgt.
    »Vielleicht ist es besser, wenn wir sie suchen. Ich werde sofort losreiten.« Brunhild wandte sich um und wollte schon den Hügel zum Tempel hinaufgehen, als die Alte sie mit festem Griff am Arm zurückhielt.
    »Halt! Überlaß das den Priesterinnen, deren Aufgabe es ist, die Hohepriesterin zu schützen. Einige von ihnen sind dabei, sich zu rüsten. Sie werden Arma und Mirka finden! So oder so!«
    »Aber ich kann doch hier nicht ruhig sitzen und warten, daß sie zurückkehren, während Arma vielleicht meine Hilfe braucht«, Brunhild starrte die Alte an.
    »Zum Sitzen und Warten wirst du kaum Zeit haben, du vergißt, daß heute der Tag deiner Weihe ist Du kannst nicht einfach fortlaufen und irgend etwas anderes tun!«
    »Wenn Arma meine Hilfe braucht, werden wir die Feierlichkeiten eben verschieben!« Brunhild warf mit Schwung ihren langen, geflochtenen Zopf zurück. Sie war) ohnehin nicht sehr glücklich, eine Priesterin werden zu müssen. Ihretwegen mußten die ganzen Zeremonien heute nicht stattfinden. Das Kämpfen mit dem Schwert lag ihr weit mehr als das Singen von endlosen Versen, deren Worte so kompliziert waren, daß sie selbst jetzt noch ihre Schwierigkeit damit hatte. Lieber wäre sie eine gute Kriegerin geworden, genau wie Arma. Doch Mirka hatte ihr erklärt, daß sie als Tochter einer Hüterin des Feuers sich in das Schicksal fügen mußte, welches die Göttin ihr bestimmt hatte.
    Die Alte schaute auf den Wasserfall, dessen Tropfen durch den Nebel hindurch immer noch zu ihnen hinüberwehten. »Das geht leider nicht so einfach! Du kannst die Weihe zur Hüterin des Feuers nur einen Tag nach dem brennenden Mond annehmen. Morgen schon wäre die Göttin nicht mehr mit dir! Wir können die Zeremonie nicht verschieben. Andererseits muß die Hohepriesterin der Gwenyar dich zur Hüterin weihen, doch Mirka ist nicht da!«
    »Vielleicht will die Göttin, daß ich keine Priesterin, sondern Kriegerin werde«, bemerkte Brunhild.
    Die alte Frau schüttelte den Kopf. Für einen Augenblick huschte ein warmes Lächeln über die faltigen Wangen. Brunhild wußte, daß Ramee ihre Leidenschaft für den Schwertkampf kannte.
    »Nein, mein Kind, ich fürchte, die Geschichte ist nicht so einfach, wie du es dir erhoffst. Einer alten Tradition zufolge, schickt die Göttin jeder neuen Hüterin eine ganz persönliche Aufgabe, die sie bestehen muß. Die göttliche Prüfung ist hart, und manch eine Frau ist bereits daran gescheitert.« Ramee schaute die junge Frau ernst an. »Deine Tante Lursa war auch einst ausersehen, in der alten Flammenburg über das Feuer zu wachen, doch sie hat ihre Prüfung nicht bestanden, und so diente deine Mutter der Göttin als Hüterin, bis sie starb.«
    »Hat meine Mutter ihre göttliche Aufgabe gelöst, die ihr als Hüterin gesandt war?« fragte Brunhild und fand es plötzlich sonderbar, daß es ihr nie zuvor in den Sinn gekommen war, nach ihrer Mutter zu fragen. Die Priesterinnen hatten ihr vor langer

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