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Nibelungen 07 - Das Zauberband

Nibelungen 07 - Das Zauberband

Titel: Nibelungen 07 - Das Zauberband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Held
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schwarzen Meisterin und ihrem Dämon ein gelehriger Schüler sein, und irgendwann, wenn er im Besitz der Macht war, dann…

5. KAPITEL
    ntana zupfte die Katzenhaare von der wollenen Decke. Ein wenig mehr als eine Handvoll Fell mußte reichen. Die langen rotbraunen Haare mischten sich mit dem weichen grauen Flaum des Winterfelles, das Pyros in den vergangenen Monaten verloren hatte. Antana stopfte alles bis auf ein winziges Knäuel, das sie sofort gebrauchen würde, in einen kleinen ledernen Beutel und befestigte ihn an dem Gürtel ihres Gewandes. Flüchtig warf sie noch einen Blick auf die Sachen, die sie gepackt hatte. Ein zweites Gewand, Kräuter zur Stärkung und zur Säuberung von Wunden, ein Fläschchen mit einer dunklen Flüssigkeit gegen Schmerzen und weiße Leinentücher lagen bereit. Mit ledernen Riemen und einem großen Tuch verschnürte sie alles sorgfältig. Zufrieden betrachtete sie ihre Arbeit, dann legte sie sich ihren Umhang über die Schultern, nahm das Bündel und das winzige Knäuel von Pyros’ Katzenhaaren und verließ die kleine Hütte. Sie warf einen Blick zum Himmel. Es ist bereits nach Mittag, Zeit, daß sie verschwand. Bei Dunkelheit wirkte der Zauber, mit dem sie Pyros finden konnte, vielleicht nicht mehr.
    Seit mehr als zwei Tagen war der rotbraune Kater fort, der mit ihr in der kleinen Hütte gelebt hatte. Das war nicht seine Art. Die Heilerin befürchtete, daß er vielleicht verletzt worden war und hilflos irgendwo in den Wäldern lag. Meist kam Pyros, wenn er fortgegangen war, in den frühen Morgenstunden in ihre kleine Hütte zurück und sprang sanft auf ihr Strohlager. Es war seine Weise, ihr mitzuteilen, daß er wieder da war. Mit leisem Schnurren pflegte er sich auf ihre Füße zu legen. Oft schlief er bis zur Abenddämmerung auf seiner Decke und mauzte dabei gelegentlich, als habe er schöne Träume.
    Die Heilerin horchte in sich hinein. Es war wie ein seltsames Drängen in ihr, daß sie endlich aufbrechen sollte.
    In der vergangenen Nacht hatte sie deutlich den roten Mond am Himmel gesehen. Unheil kündend hatte er am Firmament gestanden. Zu lange hatte sich ihr Leben um die Zauber und Magie der weißen und der schwarzen Göttin gedreht, als daß sie dieses Zeichen hätte ungedeutet lassen können.
    Pyros hatte in seiner Zeit als Feuermagier auch der dunklen Göttin gedient, daher wußte Antana nur zu gut, daß der rote Mond für ihn und für andere Anhänger der finsteren Macht das Zeichen war, in den Kampf zu treten, um das Gleichgewicht zu stören und gegen die weißen Mächte zu siegen. Doch Antana konnte sich nicht recht vorstellen, daß Pyros in der Gestalt eines Katers wieder zur Macht strebte. Seit die alte Ramee Pyros vor vielen Wintern in einen Kater verwandelt hatte, war er immer seltener zu den geheimen Orten der schwarzen Göttin gegangen. Antana war ihm anfangs dorthin immer gefolgt. Gemeinsam hatten sie noch einige Rituale abgehalten und das Blut von Opfern getrunken, doch je länger der Magier als Kater lebte, desto weniger schien ihn die Magie und die Göttin zu beschäftigen.
    Auch hatte er sich nach seiner Verwandlung bemüht, eine Form zu finden, mit ihr in Kontakt zu treten, damit sie einander verstehen konnten. Er benutzte seine Augen, um ihr seine Empfindungen mitzuteilen, doch in den letzten Wintern war ihrer beider Leben eher ruhig geworden. Es war nicht mehr nötig gewesen, einander die inneren Bilder zu schenken. Antana hatte ihn verstanden, ohne daß es einer Anstrengung bedurft hätte. Zwar streifte Pyros gelegentlich noch alleine durch die nahen Wälder, aber es war eher der natürliche Trieb eines Katers, der ihn dahin lenkte.
    Antana schaute sich um und versuchte, sich zu erinnern, in welche Richtung Pyros vor zwei Tagen davongeschlichen war. Sie schwang sich das Bündel mit ihren Sachen auf den Rücken und bestieg die graue Stute, die Mirka ihr vor langer Zeit geschenkt hatte. Vorsichtig, um das ineinander verwobene, filigrane Geflecht der Haare nicht zu zerstören, zupfte Antana das winzige Katzenfell so weit auseinander, bis es von der Fläche her so groß wie ihr Handteller war. Behutsam hielt sie es gegen das matte Licht der Sonne und flüsterte einen geheimen Vers, den Pyros ihr einst beigebracht hatte.
    »Wenn du diese Worte dreimal hintereinander sprichst, dem Wind ein Zeichen von mir gibst, so wird er dich zu mir leiten, egal, wer oder wo ich bin«, hatte der Magier versprochen.
    Antana hatte diesen Spruch noch niemals zuvor angewendet;

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