Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
verjagen sollen, aber das … «
    Golo konnte jetzt den ganzen Platz überblicken. Man hatte dort einen Galgen errichtet. Ein Mann in langer brauner Kutte schwang am Ende des Seils. Golo bekreuzigte sich und flüsterte ein Vaterunser. Wie konnten diese Ketzer es wagen, einen Mann der Kirche zu richten? Einige berittene Krieger mit eise r nen Masken hielten die Schaulustigen von der Mitte des Platzes zurück. Neben dem Galgen war ein Scheiterhaufen errichtet worden, auf dem eine Frau in weißem Büßerinnenhemd stand. Sie hatte langes rotgelocktes Haar, das ihr bis weit über die Schultern hinabfiel. Ein Krieger in prächtiger Rüstung, der e i nen Rappen ritt, näherte sich dem Scheiterhaufen. Er hielt eine brennende Fackel in der Rechten. Sein Pferd tänzelte unruhig. Waffenknechte, die kleine Fässer schleppten, eilten herbei und tränkten das trockene Holz des Scheiterhaufens in Lampenöl. Der Krieger auf dem schwarzen Hengst wandte sich zur Me n ge. Auch er trug einen Maskenhelm. Sein silbern funkelndes Gesicht war von unirdischer Schönheit. Aus Bronze gehämme r te Locken rahmten seine Stirn. Er wies mit der Fackel zu der Frau auf dem Scheiterhaufen. »Ihr alle kennt Belliesa, die Za u berin. Sie hat sich an Sol Invictus vergangen, aufrührerische Reden geführt und den Gott des Lichtes gelästert.« Der Reiter winkte einem Soldaten zu, der eine gesattelte Stute herbeifüh r te. Er nahm eine kostbare Laute vom Sattelhorn und hielt sie hoch in die Luft. Das Instrument war aus dunklem Holz gefe r tigt und mit kostbaren Elfenbeinintarsien geschmückt.
    »Seht diese Laute, die von Ahrimans dunklen Dienern g e schaffen wurde. Finsterer Zauber ist in diesem Holz gefangen und hat ihm alle Farbe genommen. Wer immer dem Instrument lauschte, ward von seiner dämonischen Macht umsponnen, und die liebliche Stimme der Zauberin tat das ihre, der aufrü h rerischen Saat ihrer Lieder fruchtbaren Boden zu bereiten.«
    Golo warf einen besorgten Blick zu Volker. Der Barde hob Mechthild vom Pferd.
    »Kümmere dich um das Mädchen, Golo!«
    Der junge Ritter schüttelte den Kopf. »Du hast versprochen, daß wir uns unauffällig verhalten. Ist das deine Art, dein Wort zu halten?«
    »Ich bin zu spät gekommen, um das erste Unrecht zu verhi n dern, das hier auf diesem Platze geschehen ist. Meine Ehre als Ritter verbietet mir, dem Mord an der Bardin zuzusehen, ohne meine Stimme zu erheben.«
    »Glaubst du, sie werden sie vom Scheiterhaufen holen, nur weil du sie darum bittest?« fragte Golo zynisch. »Es sind viel zu viele. Du kannst nicht gegen sie gewinnen.«
    »Die Aussicht zu gewinnen spielt keine Rolle, wenn es darum geht, eine ritterliche Entscheidung zu treffen. Man darf einem Unrecht niemals unwidersprochen beiwohnen. Sieg oder Ni e derlage sind unwesentlich … Auch wenn du dir die goldenen Sporen verdient hast, mein Freund, fürchte ich, bist du noch weit davon entfernt, ein wahrer Ritter zu sein.«
    »Aber … «
    Volker hob einen Finger an die Lippen und schüttelte dann den Kopf. »Sag nichts mehr. Bedenke meine Worte, und wü n sche mir Glück. Ich werde es brauchen können.«
    Der Spielmann gab seinem Pferd die Sporen. Vor ihm bildete sich eine Gasse in der Menge, und der Krieger mit dem Ma s kenhelm wurde auf ihn aufmerksam.

    »Was willst du, Fremder?« Der Mann mit der eisernen Maske hatte sein Pferd gewendet und starrte zu Volker herüber. Auf dem weiten Marktplatz war es fast totenstill. Nur das leise Knarren des pendelnden Galgenseils, von dem der tote Priester hing, störte die Ruhe.
    Volker zog sein Schwert. Einige der Krieger, die den Platz a b geriegelt hatten, hoben drohend ihre Speere.
    »Ich stelle meine Klinge zwischen dich und die Bardin. Ich verlange ein Gottesurteil. Nach altem Recht darf jeder zum T o de Verurteilte einen Streiter für seine Sache stellen. Ich werde für Belliesa kämpfen.«
    »Hier gilt das Recht des Gaugrafen Ricchar. Wer bist du, daß du es wagst, seine Autorität in Frage zu stellen?«
    Der Spielmann reckte stolz das Haupt. »Man nennt mich Vo l ker von Alzey. Ich bin der Barde des Königs Gunther von Bu r gund. Mag es sein, daß du die Kraft meines Gottes fürchtest, oder warum weichst du dem Kampf aus? Du bist der Kläger. Nenne einen Streiter, der für dich kämpfen soll!«
    Der Krieger lachte. »Ich bin Heliodromus, der Statthalter von Icorigium und Magister Equitum im Heer des Grafen Ricchar. Ich habe in meinem Leben noch niemals jemanden gebraucht, der für mich gekämpft hat.

Weitere Kostenlose Bücher