Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst
Kein Krieger vermochte es, mich je zu besiegen. Hat dich die Zauberin mit einem Bann belegt, daß du es wagst, mich zu fordern, du Narr. Ich biete dir an, dich nun in Ehren zurückzuziehen, statt in einem sinnlosen Kampf dein Leben zu verlieren.«
Volker lächelte selbstsicher. »Mein Leben liegt in der Hand Gottes. Es besteht für mich also kein Anlaß zur Sorge. Bist du bereit, meine Forderung anzunehmen?«
Heliodromus blickte zu dem Gehängten. »Auch er vertraute auf den Christengott. Mich dünkt, er hat eine schlechte Wahl getroffen.« Einige der Soldaten lachten. Der Magister Equitum winkte einem Krieger in der Nähe, gab ihm die Zügel seines Hengstes und ließ sich aus dem Sattel gleiten. »Du hast mich gefordert, Volker. Also obliegt mir die Wahl der Waffen. Ich entscheide mich für Reiterschwerter!« Heliodromus nahm die Waffe, die von einem der Hörner seines römischen Sattels hing, und zog blank.
Auch Volker stieg ab. Der Franke war verdammt selbstsicher. Der Spielmann spürte, wie sein Herz schneller zu schlagen b e gann. Er durfte jetzt keinen Fehler machen! Er würde Heli o dromus zunächst einmal angreifen lassen, um zu sehen, was für ein Kämpfer er war. »Nach welchen Regeln streiten wir?«
»Du berufst dich auf das alte Recht, Burgunde, also kämpfen wir bis zum Tode. Schließlich ist dies ein Gottesurteil, und wer immer unterliegt, hat offenbar die Gnade seines Gottes verl o ren. Ich weiß nicht, wie es bei dir steht, Christ, doch ich würde in dem Bewußtsein, die Gunst Mithras ’ verloren zu haben, nicht weiterleben wollen. Selbst wenn du mich nicht töten würdest, müßte ich nach dem alten Recht auf den Scheiterha u fen gestellt werden, da ich als Verleumder dastünde und mir die Strafe zuteil werden müßte, die ich einer offenbar Unschu l digen zugedacht hatte. Doch sei unbesorgt! Dazu wird es nicht kommen. Ich weiß, daß dieses Weib sich der Zauberei schuldig gemacht hat.«
Volker murmelte ein kurzes Gebet und blickte zu Belliesa. Die Franken hatten ihr einen Knebel angelegt, so, als schienen sie selbst jetzt noch ihre Worte zu fürchten. Die Bardin wirkte blaß. Als sie bemerkte, daß er zu ihr hinübersah, nickte sie ihm kurz zu. Ob der Franke im Recht war? Konnte sich hinter soviel Schönheit eine finstere Zauberin verbergen?
Der Burgunde leckte sich nervös über die Lippen. »Ich bin b e reit, Heliodromus.«
Der Magister Equitum machte keine Anstalten anzugreifen. Ruhig stand er vor dem Scheiterhaufen, das Schwert leicht e r hoben, und wartete auf Volker. Der Spielmann schluckte. Er haßte es, wenn seine Gegner sich in der Darstellung gelassener Selbstsicherheit präsentierten. Offenbar fehlte dem Franken die Phantasie, sich überhaupt nur vorstellen zu können, daß er im Schwertkampf auch einmal unterliegen könnte …
Mit einem plötzlichen Satz nach vorne griff Volker an, das Schwert weit vorgestreckt, um es dem Statthalter geradewegs durch den Leib zu rammen. Ein leises Raunen ging durch die Menge. Erst im allerletzten Moment machte der Franke einen Schritt zur Seite. Seine Klinge fuhr in einem blitzenden Hal b kreis hinab und verfehlte den Kopf des Barden, der sich hastig duckte, um weniger als einen Fingerbreit. Deutlich hatte Volker den Luftzug der Waffe gespürt. Mit zwei schnellen Schritten brachte er sich außer Reichweite des Kriegers. Statt ihm nac h zusetzen, nahm Heliodromus wieder seine abwartende Ste l lung ein. Volker krampfte wütend seine Faust um den Schwertgriff. Der Franke wollte ihn nicht allein besiegen, er wollte ihn vorführen, demütigen …
Volker zwang sich zur Ruhe. Wie man einen Auftritt in Szene setzte, wußte er mit Sicherheit besser. Der Spielmann drehte sein Langschwert, so daß es mit der Spitze zum Boden zeigte. In der Rechten hielt er den Schwertgriff nur noch zwischen Daumen und Zeigefinger. Seine linke Hand legte der Spie l mann auf den fein ziselierten Scheibenknauf seiner Waffe. Er hatte diese ungewöhnliche Schwerthaltung erst in einigen Übungsstunden mit Hagen erprobt, doch selbst den finsteren Recken hatte er damit zu beeindrucken vermocht. Kein ve r nünftiger Mensch hielt seine Waffe auf diese Art …
Heliodromus schien irritiert. Volker wünschte, er könne durch die eiserne Maske hindurch das Gesicht seines Gegners sehen. Die kalten, ebenmäßigen Züge der Maske verbargen jede Regung seines Gegenübers. Sie unterstrichen die zur Schau g e stellte Gelassenheit. Ein blechernes Lachen erklang. »Sollte ich dich am Kopf
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