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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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auf. Die Spur … Noch immer konnte er die Fußabdrücke im Schnee vor sich sehen. Wohin führten sie? Warum hatte Belliesa ihn auf dieses Leichenfeld gebracht? Ich bin hier, um dir deine Toten zu zeigen. Die Worte der Bardin hallten wie ein fernes Echo in seinen Gedanken. Er hatte den Mann, den er dort im Schnee gefunden hatte, noch nie zuvor gesehen. Warum hatte Belliesa ihn an diesen Ort geführt?
    Der Spielmann blickte zum Kamm des Hügels hinauf. Der Himmel war mit grauschwarzen Wolken verhangen. Er mußte sich beeilen! Bald würde es wieder schneien, und die Spur würde ausgelöscht. Aus den Augenwinkeln sah er eine Bew e gung. Ein Stück Stoff … Ein Kapuzenmantel! Jemand kauerte mit dem Rücken gegen einen der schwarzen Baumstämme.
    »Belliesa?«
    Keine Antwort. Was sollte das? Warum narrte die Bardin ihn? Wütend stapfte er in ihre Richtung. Der Zorn verlieh ihm neue Kräfte. Was konnte er dafür, daß diese Menschen im Schnee gestorben waren! Ihn traf keine Schuld!
    »Belliesa!« Er stand jetzt hinter der Gestalt im schwarzen U m hang. Rede mit mir! Er legte seine Hand auf ihre Schulter und zog sie zu sich herum. Der Körper sank ihm entgegen. Er starrte in ein blasses Gesicht voller Sommersprossen. Rotes Haar quoll unter der Kapuze hervor. Fassungslos starrte der Spielmann die junge Frau an. Sie war nicht Belliesa. Jetzt erkannte er auch, daß der schwarze Mantel dem der Bardin nur ähnlich sah.
    »Wer bist du?«
    Er strich ihr sanft über die Wangen. Das Gesicht der Fremden war kalt. Vorsichtig schob er ihren Wollschal zur Seite und ta s tete er nach ihrem Hals. Es war kein Pulsschlag mehr zu sp ü ren. Volker zog das kurze Jagdmesser aus seinem Gürtel und hielt der Frau die blanke Klinge vor die Lippen. Doch kein Atemhauch legte sich als grauer Schleier auf den Stahl. Sie war tot. Tot wie all die anderen dort im Wald!
    Es konnten nur wenige Augenblicke verstrichen zu sein, seit sie gestorben war. Der Schal und ihr Hals waren noch warm. Woher war sie gekommen? Was hatte sie über ihn und Belliesa gewußt?
    Sein Blick blieb an einem länglichen roten Fleck im Schnee haften. Eine Feder! Der Feuervogel! Er war hiergewesen und … Volker sprang auf und sah zum Himmel. Wo! Wo war er? Hatte der Zaubervogel neben der Sterbenden gekauert. War ihr die Flammengestalt erschienen, damit sie bei ihrem letzten Ate m zug nicht allein war?
    Es begann wieder zu schneien. Am anderen Ende des Tals ragte ein Turm auf einem Hügel. Niedrige Häuser kauerten sich um die Wehranlage. Das Dorf des Ebers! Noch zwei oder drei Meilen, und er wäre gerettet.
    Er blickte zu der jungen Frau hinab. Hatte sie gewußt, daß dort das Dorf lag?
    »Danke«, murmelte er leise. »Ich weiß nicht, wie du geheißen hast oder woher du gekommen sein magst, aber du wirst für immer in meinen Gebeten sein.«
    Schnell zogen von Westen her dunkle Wolken auf. Es würde einen Sturm geben. Er mußte sich beeilen, wenn er noch rech t zeitig das Dorf erreichen wollte. Im Freien würde er das Unwe t ter nicht überleben!

    Golo war verzweifelt. Bevor Volker in die Berge gegangen war, hatte der Spielmann ihm das Kommando über die Armee übe r tragen. Warum zum Henker hatte er das nur getan? Golo hatte protestiert. Es war nicht seine Sache, Männer anzuführen. Er wollte sie lieber erst gar nicht kennenlernen. Wenn der Krieg gegen Ricchar erst einmal begann, würden ohnehin die meisten der Freiwilligen sterben. Sicher waren sie mutig, doch um eine diszipliniertere Armee zu schlagen, brauchte man mehr als nur Mut.
    An dem Tag, an dem Volker gegangen war, hatte ihre Armee tausenddreihundertfünfzehn Mann gezählt. Auf Befehl des Spielmanns waren sie in Trupps von jeweils zwanzig eingeteilt worden. Doch täglich kamen neue Freiwillige hinzu, und es mußten neue Einheiten aufgestellt werden.
    Golo ging unruhig auf der Mauer der Stadt auf und ab und beobachtete dabei die Männer bei ihren Waffenübungen. Die Ritter, die Volker begleitet hatten, waren jeweils als Anführer einer Hundertschaft eingeteilt. Sie hatten versucht, die Rebellen nach Waffengattungen zu organisieren. Aber das war so gut wie unmöglich. Kaum einer besaß einen Schild, und wenn man alle ihre Krieger zusammennahm, dann würden sie nicht ei n mal zweihundert Schwerter aufbieten. Dafür gab es aufgeric h tete Sicheln, Forken und Heugabeln, Bergarbeiter, die ihre Spitzhacken mitgebracht hatten, und Waldbauern mit Äxten. Abgesehen von den Rittern und Waffenknechten, hatte ihre Armee fast

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