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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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Dienste in Anspruch zu nehmen. Ich habe Angelo Tani heute morgen besucht.«
    Die Ablenkung klappte nicht. »Ich erwarte, daß du mir erklärst, warum de Ribérac solchen Wert darauf legte, sie zu erwähnen. Die Acciajuoli sind doch wohl Verwandte des Mannes, den du in Damme verletzt hast?«
    Seine Wange begann anzuschwellen. »Jene, die ich traf, stammen aus Florenz. Der andere Zweig der Familie blieb in Griechenland, sie waren Herzöge von Athen und Fürsten von Korinth, bis die Türken kamen. Seitdem sind sie natürlich alle entweder in Gefangenschaft oder im Exil.« Er sah die Demoiselle an, die die Augenbrauen hochzog. Widerstrebend fuhr er fort. »Beziehungsweise treiben sie aufgrund einer Konzession Handel mit den Türken. Darauf spielte der Vicomte an.«
    »Womit handeln sie?«
    »Mit allem möglichen. Seide natürlich. Sie importieren bereits aus Lucca, und die Medici stehen ebenfalls kurz vor Verhandlungen. Als Christen dürften sie es natürlich eigentlich nicht.«
    Er merkte, wie sie seinen Gesichtsausdruck musterte und dann wegsah. »Warum bist du also an den Griechen interessiert und die Griechen an dir? Wir verkaufen keine Seide, und sie färben ihre Stoffe in Konstantinopel selbst.«
    »Es wäre nützlich, wenn der Papst seinen Kreuzzug unternehmen würde. Um eine Verbindung zu haben, meine ich.«
    Sie starrte ihn an. »Du willst nicht, daß ich es weiß. Aber wenn etwas schiefgeht, werde ich ebenso ruiniert sein wie du. Du hast de Ribérac gehört.«
    »Es gibt nichts zu wissen.«
    »Und das, worüber er außerdem sprach? Die Briefe, die du überbringst? Niemand wäre fähiger als du, verschnürte Briefe zu öffnen, Siegel zu kopieren oder Chiffren zu entschlüsseln. Gott sei Dank sind wenigstens die Medici sicher. Sie ändern ihre Chiffren jeden Monat und verfassen sie zudem auf hebräisch.«
    Claes schwieg. Mit der Messerspitze drehte er Fleischstücke um. Ihm fiel nichts ein, was er sagen könnte, und dafür mußte er büßen.
    »Loppe!« rief Marian de Charetty. »Loppe gehörte einem Juden? Und du spionierst tatsächlich. Wahrscheinlich für und gegen alle. Und die Medici werden es herausfinden. Du wirst als reicher Mann am Galgen enden. Oder würdest dort enden, wenn ich das weiter duldete. Aber das werde ich nicht tun. Du wirst wieder nach Mailand reiten, diesen Vertrag annullieren und dich nach Neapel zu Astorre begeben. Hast du gehört?«
    »Wie wollt Ihr mich aufhalten?«
    »Ich kann mich von dir trennen, um nicht zu sagen, dich hinauswerfen.«
    »Dann werdet Ihr Eure Gewinne als Geschenk von mir erhalten. Ihr könnt Euch natürlich von mir trennen, wenn Ihr wirklich Angst habt. Aber noch ist es nicht nötig. Und, Demoiselle, glaubt Ihr wirklich, ich würde Euch einer Gefahr aussetzen?«
    Sie saß kerzengerade da und starrte ihn an. »Claes, bewußte Irreführung ist ungemein gefährlich. Wenn man einen Feind wie de Ribérac hat, ist bewußte Irreführung einfach nur dumm. Diese Leute, deine Kunden, sind Konkurrenten und mächtig dazu. Er erwähnte den Dauphin. Wenn der Dauphin dich beschäftigt und Grund hat, an deiner Loyalität zu zweifeln, dann können wir unsere Färberei schließen und auswandern.«
    »Das weiß ich alles. Risiken dieser Art können vermieden werden. Was den Dauphin betrifft, so hatte ich nie vor, ihn zu täuschen. Für einen Fürsten ist er viel zu scharfsinnig.«
    Es trat eine Pause ein, die er nicht verstand. Die Demoiselle spießte ein Stück Fleisch auf und spielte damit herum. »Felix würde dir recht geben. Einen Monat lang hallte das Haus wider von Lobliedern auf den Dauphin. Oder von Lobliedern auf seine Jagdhunde. Es läuft auf dasselbe hinaus.«
    Er wartete ab. Als sie nichts hinzufügte, sagte er: »Ihr seid also lange in Löwen gewesen. Es muß für Felix wunderbar gewesen sein.«
    »Ja, er hat natürlich den Dauphin in Löwen kennengelernt. Aber nichts, das kann ich dir versichern, übertraf die Pracht jener ersten Audienz am Hof von Genappe. Ich dachte, Felix fällt in Ohnmacht. Er hat sicher die ganze Nacht davon geredet.«
    »Er hat die ganze Nacht geredet, aber ich muß gestehen, daß ich die Hälfte davon verschlafen habe. Vielleicht nimmt mich Felix eines Tages mit dorthin. Es hängt davon ab, was Ihr für den Kurierdienst beschließt. Wenn ich ihn für Euch betreiben darf, könnte ich nicht mit Thomas zu Astorre zurückkehren.«
    »Mir ist schon klar, daß du deinen Posten bei Hauptmann Astorre bereits aufgegeben hast und mir ein Ultimatum stellst.

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