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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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Entweder du betreibst den Kurierdienst für mich oder ohne mich. Es würde mich interessieren, woher du allein das Geld dafür bekommen willst.«
    Wieder lächelte er kurz. »Von den Medici«, sagte er. »Aber natürlich würdet Ihr stets Euren Anteil an den Gewinnen in Anspruch nehmen können. Es war Euer Plan, und Ihr habt die ersten Unkosten getragen.«
    Sie dachte nach. »Du würdest einige Ritte selbst übernehmen?«
    »Vielleicht. Ich müßte einige Wochen in Brügge bleiben, um Vorkehrungen zu treffen. Und ich müßte nach Mailand, um die Verträge zu bestätigen. Danach würde ich wahrscheinlich meine Zeit zwischen beiden Orten aufteilen. Wenn die Leute in Brügge mich von Zeit zu Zeit wieder aufnehmen wollen. Was sie vermutlich tun. Es wäre in ihrem eigenen Interesse.«
    Er wußte, wie dickköpfig sie war. Sie fuhr sich mit dem weichen Ende ihrer Gänsefeder über die Lippen und legte sie dann hin, »Das Unternehmen braucht Geld«, sagte sie. »Astorre und Julius haben es durch viel Einsatz zu einer schönen condotta gebracht. Nach allem, was du sagst, kann ich mir vorstellen, wieviel Arbeit deine Liste gemacht hat. Du hast es für das Haus Charetty getan, und nur ein armseliges Unternehmen würde dir dafür nicht danken und dich belohnen. Ja, ich werde dich unterstützen. Du darfst den Kurierdienst betreiben, vorausgesetzt, du hältst mich auf dem laufenden und unterrichtest mich Tag für Tag genau über das, was du tust, mein lieber Claes.«
    Sie hielt inne. »Hast du eigentlich gar keine Angst? Nicht einmal nach dem heutigen Tag?« fragte sie schließlich.
    Er versuchte nicht, seine Erleichterung zu verbergen. Er war nicht nur erleichtert, er war glücklich. Seine Wunde platzte wieder auf, als er sie anstrahlte, und er mußte ein Tuch davorhalten, durch das er sie aber nur weiterhin anstrahlte. »Ihr werdet es nicht bereuen. Bestimmt nicht. Denkt gar nicht mehr an den heutigen Tag. Das wird nicht wieder Vorkommen. Ich muß Euch etwas Lustiges erzählen.«
    Doch statt ihn auch anzulächeln, wirkte sie wütend. »So, etwas Lustiges, das ich gern hören würde. Worum geht es? Um die Türken? Den Krieg in Italien? Felix? Simon? Monseigneur de Ribérac? Die Explosion? Nein, die Explosion müssen wir für einen anderen Tag aufheben und auch noch ein paar andere Probleme. Worum geht es bei deiner amüsanten Geschichte?«
    Ihre Stimme klang brüchig. Claes bemerkte plötzlich, wie müde sie war und daß sie sich über sich selbst ärgerte, nicht über ihn. Er drückte das Tuch gegen die Wunde und schenkte ihr das herzlichste, strahlendste, betörendste Lächeln, dessen er fähig war.
    »Naja«, sagte er, »es geht dabei um einen Vogel Strauß.«

KAPITEL 17
    Das verunstaltete Gesicht des Charetty-Lehrlings, der vor kurzem noch Soldat werden wollte, war an diesem Nachmittag in Brügge die große Sensation. Die Hausbewohner sahen es als erste, während Claes polternd treppauf, treppab lief, um Papiere und anderes zusammenzutragen, was er für all die Botengänge brauchte, die er unbedingt noch vor dem Fest erledigen wollte. Alle, die ihn tags zuvor bei seiner Ankunft gesehen oder in der Werkstatt gesprochen hatten, schworen, sein Gesicht sei zu dem Zeitpunkt unversehrt gewesen. Das Werk eines kleinlichen Ehemanns konnte es nicht sein, denn Claes hatte vergangene Nacht zu Hause geschlafen. Ein, zwei Kaufleute hatten ihre Briefe abgeholt, und dieser dicke französische Adlige war dagewesen, aber die Demoiselle hätte den ganzen Magistrat zusammengeschrien, wenn der Dicke daran schuld gewesen wäre; oder würde jetzt Claes zusammenschreien, wenn der selbst irgendeinen Unfug gemacht hätte.
    Auf die Frage, wie es passiert sei, erzählte Claes jedesmal eine andere Geschichte. Einige davon waren wirklich großartig, aber keine auch nur ansatzweise glaubwürdig. Dieser Claes war wirklich ein Spaßvogel.
    Eigentlich hatte er zu Hause bleiben wollen, aber es gab zu viel zu tun. Außerdem war Felix nicht heimgekommen, was nur heißen konnte, daß er noch in der Schenke saß. Nach einer weiteren Stunde war sein Gesicht dick angeschwollen und das eine Auge halb geschlossen. Er zog die Riemen seiner Tasche zu, nahm seinen Umhang und machte sich auf den Weg.
    An diesem Tag schien er wirklich jeden seiner Bekannten in Brügge zu treffen, und jeder hatte eine andere witzige Erklärung für die spektakuläre Schramme parat, wobei eine gewaltige Backpfeife von der Witwe Charetty bei weitem die beliebteste war. Natürlich begegneten

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