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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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ist.«
    Schweigen. Dann sagte Felix widerstrebend: »Eigentlich gehört es John. Ich schulde es ihm. Es gehört John.«
    Sie sah John an. »Stimmt das?«
    Er nickte nur sprachlos.
    »Gut«, sagte Marian, »dann gebe ich es also dir statt Felix. Er kann es mir nach und nach zurückzahlen. Ich werde kaum Zinsen verlangen. Ist dir das recht so, John?«
    Wieder nickte er nur.
    »Dann leb jetzt wohl«, sagte Marian. »Also, Felix. Berichte mir, was in Löwen vorgeht. Ausführlich. Mit allen Zahlen, die du mitgebracht hast. Fang ganz vorn an, und laß nichts aus.« So wie sie Claes kannte, hätte er mindestens versucht, Felix vorzubereiten. Aber diesmal hatte er es offenbar doch unterlassen.
    Als Claes endlich auf dem Maultier in den Hof trabte, war die Besprechung vorbei, das Schreibkabinett leer, Felix in seiner Stammschenke, Meester Gregorio zu ernster Tätigkeit in sein Zimmer zurückgekehrt, und Marian de Charetty saß am Feuer in ihrem Wohnzimmer, wo sie einmal Katelina van Borselen empfangen hatte, in die Lektüre geschäftlicher Papiere vertieft wie damals. Das erste, was sie von seiner Rückkehr hörte, war die Frage ihres Mädchens, ob sie ihn sehen wolle. Ein kluger Schachzug von Claes; so vermied er, die anderen, höhergestellten Arbeiter zu verärgern. Eigentlich sollte sie wohl männliche Mitglieder ihres Unternehmens nicht in ihrem Wohnzimmer und schon gar nicht allein empfangen, Meester Gregorio zum Beispiel wußte ja nicht,daß Claes seit seiner Kindheit in ihrem Haus lebte; daß sie im letzten Jahr an seinem Krankenbett gesessen hatte; mit angesehen hatte, wie ein mächtiger Mann ihn fürs Leben gezeichnet hatte.
    Er wurde hereingeführt. Das breite, unbeschwerte Lächeln. Sein Haar schweißfeucht von Anstrengung. Sie rümpfte die Nase. Das Lächeln wurde ein wenig breiter. »Ich sollte um Vergebung bitten. Aber es ist der Geruch des Geldes«, sagte er.
    Sie setzte sich in ihrem hochlehnigen Sessel auf und sah ihn an. »Ich hätte lieber die acht Pariser Groschen.«
    Er verstand sofort. »Ah! John Bonkle? Wer hat ihn bezahlt? Doch nicht Ihr?«
    »Es handelte sich offenbar um Schulden des Hauses Charetty. Mir wurde allerdings nicht ganz klar, wer sie gemacht hat und wofür. Nur daß du sie eintreiben wolltest. Ich habe Felix gesagt, er kann es mir zurückzahlen, wenn er dazu in der Lage ist.«
    Er warf den Kopf zurück und lachte; hörte gar nicht mehr auf zu lachen. »Das verzeiht Felix mir nie«, sagte er schließlich. »Wir hatten unterwegs Streit. Ich bringe das in Ordnung.«
    »Gut. Leider habe ich überhaupt keine Ahnung, was nun in Löwen geschehen ist. Ich weiß nur, daß Olivier weg ist und Felix einen neuen Mann eingesetzt hat. War er denn überhaupt dort?«
    »Ja, aber es fällt ihm nicht so leicht, die Dinge zu durchschauen. Das kommt schon noch. Soll ich Euch sagen, wie ich die Lage sehe?«
    »Es wäre mir jedenfalls lieb, wenn irgend jemand mir irgend etwas sagen würde«, erwiderte Marian de Charetty. »Setz dich am besten dort drüben hin, nicht zu nahe. Und dann erkläre mir auch gleich, was du mit dem Geruch des Geldes meinst.«
    So kam es, daß er ihr nicht nur von Löwen berichtete, sondern auch von Tobias Beventini, von dessen Onkel und dem Arzt Quilico, vom Patensohn des Papstes, von Prosper Camulio de’ Medici und von den Verwandten Nicholai Giorgio de’ Acciajuolis in Mailand und Konstantinopel. Deren Geschäfte den ersten Anstoß zu einem großen Plan gegeben hatten.
    Am Ende saß sie reglos da. »Und Meester Tobias hat dieses Lager gefunden?«
    »Ja«, sagte Claes. Er war erhitzt und ein wenig außer Atem, seine Augen blitzten. »Ich habe nicht geglaubt, daß er es schaffen würde. Oder daß er bereit wäre, uns zu beteiligen. Er bekam Hilfe von Messer Prosper. Der ist Botschafter in mailändischen Diensten, aber auch ein persönlicher Freund der Familie Adorne.«
    »Und auch Anselm Adornes?« fragte sie. »Daher dein großer Gewinn bei der Lotterie. Sagtest du nicht, der ganze Handel sei venezianisches Monopol?«
    »Bisher war es so.« Etwas von seiner Euphorie verflog. Sie zeigte sich nicht gerade begeistert. In einem Ton, als erstatte er einen gewöhnlichen Bericht, sagte er: »Die Genueser wissen nur, daß das Lager irgendwo im Kirchenstaat liegt. Sämtliche Zeugnisse über Ort, Umfang und Qualität werden dieses Frühjahr einzig für die Venezianer vorbereitet, geprüft und notariell für richtig erklärt. Und dann werden sie zahlen. An uns.«
    »Wie?«
    »Es gibt

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