Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
Vom Netzwerk:
verschiedene Möglichkeiten. Man muß sie abwägen. Darum muß ich nach Mailand reisen. Das ist zumindest einer der Gründe.«
    »Aha.« Sie setzte sich anders in den Sessel, schwang ihre weiten Ärmel wie zwei Flügel über die Armlehnen und legte die Hände, eine über die andere, in den Schoß. »Wenn ich recht verstehe, geht es darum, sich einen Anteil am Gewinn aus dem einzig bekannten Lager an hochwertigem Alaun zu sichern?«
    »Auf höchstens zwei Jahre«, antwortete er förmlich. »Vielleicht auch weniger. Aber der Gewinn wartet nur darauf, mitgenommen zu werden. Mit diesem Geld könntet Ihr Euer Geschäft zu einem wirklich einträglichen Unternehmen ausbauen.«
    »Ja, das Geschäft. Wir sollten auf die Erde zurückkommen und erst einmal bedenken, wie das alles sich auf das Geschäft auswirken wird. Du hast doch von den Unannehmlichkeiten in der Werkstatt gehört.«
    Die weiße Flamme der Erregung war erloschen, aber er blieb völlig natürlich. »Ja. Sie konnten den Mann nicht auftreiben, der die Pumpe sonst immer wartet. Die Küpe mit dem Leck hätte gleich ausgetauscht werden sollen. Kleinigkeiten. Euer Meister müßte mit so etwas eigentlich fertigwerden.«
    »Und von den Streitereien in der Werkstatt und von Hennings schlechter Laune hast du auch gehört. Der Grund dafür war Meester Gregorio. Du hast ihn vorgeschlagen, und ich glaube, er ist wirklich der Beste für die Aufgabe. Mit Leuten kann er allerdings überhaupt nicht umgehen. Du hast von der Grundstückssache gehört?«
    »Die habe ich geregelt«, antwortete Claes. »Ich bin auf dem Weg zu Meester Adorne dort vorbeigegangen. Die Überlegungen der Leute waren falsch. Das hätte Meester Gregorio auch erkannt. Er wird sich schon eingewöhnen.«
    »Ja, das habe ich mir auch gesagt, und als ich den Ärger kommen sah, habe ich mit ihm und Henning gesprochen. Aber anscheinend habe ich mich falsch ausgedrückt. Was ist nun mit Löwen?«
    »Olivier hat betrogen. Und ich glaube sogar, daß er dafür bezahlt wurde. Ich habe Cristoffels die Geschäfte anvertraut, aber er ist natürlich noch nicht in den Posten eingesetzt. Ihr müßt selbst mit ihm sprechen und entscheiden. Er ist ein guter Mann, und er ist ehrlich. Und ich habe ihn vor den Wölfen gewarnt.«
    »Du meinst wohl Jordan de Ribérac?« sagte sie. »Als wir das letzte Mal über den Mann sprachen, hast du mich beruhigt.«
    Er spitzte den Mund und ließ wieder locker. »Ich weiß nicht, wen ich meine. Aber erfolgreiche Unternehmer haben Neider. Vorsicht kann nicht schaden.«
    Marian de Charetty lehnte sich zurück und betrachtete ihn. »Und wann reist du wieder nach Italien? Nächste Woche?«
    Diesmal blieb sein Gesicht unbewegt. »Erst nach dem Turnier der Gesellschaft Weißer Bär.«
    »In zwei Wochen also. Dann sitze ich mit einem Handelshaus in Löwen da, das von irgendeiner Gefahr bedroht ist und zur Zeit von einem Mann geleitet wird, den ich nicht kenne; und mit einem Unternehmen in Brügge, das jetzt noch unter der schlechten Führung der letzten Zeit und dem Verlust seines bewährten Konsulenten leidet und sich ebenfalls an einen Fremden gewöhnen muß, der zwar brillant sein mag, aber unter meinen Leuten Streit hervorruft. Ich habe Grundbesitz gekauft, mit dem es rechtliche Schwierigkeiten gibt, und ich habe mich ins Kuriergeschäft gewagt, wo Geheimnisse nicht nur Geld bedeuten, sondern auch körperliche Gefahr. Ich habe hohe Schulden aufgenommen. Die ehemalige kleine Leibgarde meines Mannes, die ursprünglich reisende Kaufleute schützen sollte, hat sich mit neu angeworbenen Söldnern und dem Erwerb von Rüstungen und Waffen zu einem Truppenteil in einem weit um sich greifenden Krieg aufgebläht. Damit mache ich mich mitschuldig am Tod von Menschen und muß damit rechnen, daß von mir Entschädigung für erlittene Verluste gefordert wird, auch für solche, die durch Rachefeldzüge zwischen gegnerischen Heerführern verursacht werden.«
    Sie sah Claes an und versuchte, nichts von ihrer inneren Müdigkeit merken zu lassen. »Das waren alles deine Ideen. Ich habe ihnen zugestimmt. Ich habe alles mit dir in die Wege geleitet. Ich fühle mich geschmeichelt, und ich bin dankbar. Du hast richtig vermutet, daß ich gern reich wäre und das Unternehmen wachsen und gedeihen sähe; daß ich meinem und Cornelis’ Sohn gern etwas Großes hinterlassen möchte. Du hast geglaubt, ich könnte die Führung übernehmen und mit der Zeit in Felix’ Hände legen.«
    Sie hielt inne, und als sie erneut sprach,

Weitere Kostenlose Bücher