Niccolòs Aufstieg
Graf von Charolais. Und alle Ritter vom Goldenen Vlies, die es irgendwie möglich machen können. Wer die Lanze gewinnt, wird der Forestier des Jahres und zieht mit seiner Gesellschaft von Haus zu Haus …«
»Das kostet eine Menge Geld«, bemerkte Claes und zwinkerte. »Hast du denn auch Geld bekommen?« Er sprach leise, weil er nicht wollte, daß die Pferdeburschen mithörten.
Felix lächelte, »Wußtest du das nicht? Na ja, ich habe es für Dinge ausgegeben, von denen du nichts wissen kannst. Wie zum Beispiel Mabelie.«
»Mabelie?«
Felix’ Lächeln unter dem geliehenen Strohhut wurde breiter. »Ich habe sie John Bonkle abgekauft.«
»Was?« Abrupt hielt Claes sein Pferd an. Die Burschen hinter ihm mußten seitlich ausweichen. Felix ritt ein paar Schritte lachend weiter, merkte, daß er allein war, drehte und kam immer noch lachend zurück. Die Knechte zögerten, sahen Claes an, der sich herumdrehte, einige Bäume entdeckte und knapp sagte: »Wir essen hier. Wartet da vorn.«
Die Pferdeburschen ritten weiter, bis sie außer Hörweite waren. Felix blieb, wo er war. Seine Augen blitzten. »Na? Wünschst du nicht, das wäre dir eingefallen?«
Claes drückte die geballten Fäuste in den Sattel und stützte sich darauf. »John Bonkle hat dir Mabelie verkauft? Gegen Geld?«
»Er wollte eigentlich nicht. Aber er hatte sich eine Pelzmütze gekauft, ohne seinen Vater zu fragen, und konnte sie nicht bezahlen.«
»Der arme John. Und wie hat er es Mabelie beigebracht?«
Felix’ Lächeln trübte sich. »Woher soll ich das wissen? Er wird ihr eben gesagt haben, daß es das letzte Mal ist und sie in Zukunft bei mir antanzen soll. Und daß sie sich für meine Rückkehr aus Löwen bereithalten soll. Heute abend.« Bei dem Gedanken hellte sich sein Gesicht wieder auf. Er lachte. »Billiger als gestern nacht, oder?«
Claes verzog keine Miene. »Und was ist mit Grielkine?«
Das Lächeln wurde dünner. »Was soll mit ihr sein? Ist es etwa verboten, sich jede Nacht ein anderes Mädchen zu holen, wenn man Lust hat? Wenn es so wäre, hast du dich jedenfalls nie daran gehalten.«
»Und was tust du, wenn Mabelie nicht kommt?«
Felix wurde ärgerlich. »Natürlich kommt sie.«
»Von John Bonkle zu dir. Einfach so. Wenn sie weiß, daß Geld für sie bezahlt wurde. Angenommen, sie kommt tatsächlich. Was macht das dann aus ihr?«
»Ach, laß mich in Ruhe.« Felix gab seinem Pferd die Sporen.
Claes packte blitzschnell die Zügel und hielt sie mit denen seines eigenen Pferds in einer Hand. Felix’ Pferd stampfte und schnaubte. Als Felix zur Gerte griff, schlug Claes ihm mit der freien Hand auf den Unterarm. Felix schrie auf und ließ die Gerte fallen.
»Du Bastard!« schrie er. »Du hast meine Hand verletzt. Jetzt kann ich nicht -«
»Deine Hand wird gleich wieder besser sein. Wenn wir dieses Gespräch beendet haben. Also, wenn Mabelie heute abend nicht zu dir kommt, was tust du dann?«
Felix war weiß vor Wut. Mit zusammengepreßten Lippen keuchend, starrte er Claes an. »Ich habe sie gekauft. Wenn sie nicht kommt, hole ich sie mir.«
»Aus Adornes Haus.«
Felix lachte höhnisch. »Nicht unbedingt. Sie muß ja auch mal ausgehen.«
»Dann willst du sie also entführen, irgendwohin schleppen und ihr Gewalt antun. Und das immer wieder, wenn dir der Sinn danach steht? Oder glaubst du, sie willigt gleich beim ersten Mal ein?«
»Bestimmt.« Das höhnische Lächeln, das gar nicht seiner Art entsprach, wurde von seiner Wut genährt.
»Bis ein anderer sie kaufen will und du sie an ihn verschacherst?«
»Du tust ja so, als wäre es - was geht dich das überhaupt an?« brüllte Felix.
»Es ist Sklavenhandel. Du behandelst Mabelie, als hättest du es mit Loppe zu tun. Sogar noch schlimmer. Ich glaube nicht, daß jemand Loppe gegen seinen Willen geschändet hat. Du bist Leiter eines der angesehensten Handelsunternehmen Brügges oder wirst es jedenfalls bald sein. Und du kaufst und verkaufst eine junge Frau wie Handelsware. Nicht einmal dieser arrogante Simon hat das getan. Er hat sie vielleicht entjungfert, aber sie ist freiwillig zu ihm gegangen. Und glaubst du, sie ist gegen Geld zu mir gekommen? Oder zu John Bonkle? Natürlich, sie sollte heiraten und nicht von einem Liebhaber zum anderen wandern. Genausowenig wie - ja - gut, ich habe manchmal jede Nacht eine andere gehabt. Aber wenigstens geht es immer ehrlich zu. Keiner verspricht dem anderen die Ehe oder unverbrüchliche Treue. Wir tun es - Männer wie Frauen - einzig
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