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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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Vergangenheit in manch tiefe Klemme gebracht und ebensohäufig in helle Wut versetzt hatte.
    Es erklang von der Höhe einer Boxenwand. Claes … Nicholas hockte dort oben und bog sich vor Lachen, während von unten Tommaso Portinari und ein halbwüchsiger Junge zu ihm hinaufschauten. In der Box stand ein großer übelriechender Holzkasten, aus dem das Geräusch dumpfer Schläge drang, begleitet von Fauchen und Zischen. Julius trat neben Tommaso und sah hinauf. »Was ist das? Der Vogel Strauß?«
    »Schau ihn dir an!« rief Nicholas. Er neigte sich abwärts zu einem Rechen und benutzte ihn als Zeigestab. »Da auf der Seite ist ein Fenster.«
    Julius ging hin. Der Junge war schon dort. Er war rot im Gesicht. Tommaso blieb, wo er war, scheinbar in die Betrachtung der Deckenbalken vertieft. Nicholas rutschte auf seiner Boxenwand lachend weiter nach vorn, so daß Julius seine erwartungsvolle Miene und die Grübchen erkennen konnte. Julius spähte in den Kasten.
    Der Strauß fauchte ihn an. Er hatte einen kleinen flaumigen Kopf, einen dreieckigen Schnabel und helle, feindselige Augen, die ihn an Tobias erinnerten. Der Kopf saß auf einem langen zuckenden Hals, so beweglich wie ein Glockenseil, und die hohen Beine, auf denen das Tier umherstolzierte, waren kräftig und mit starken Gelenken ausgestattet. Der Körper aber mit den zwei von seinen Flanken herabhängenden blaßrosa Lappen sah aus wie der eines monströsen Suppenhuhns.
    Dort, wo einmal vierzig schneeweiße buschige Federn und ein glänzendes schwarzes Federkleid geprangt hatten, war jetzt nichts als nackte Haut. irgend jemand hatte in der Nacht das Geschenk für den Herzog von Mailand halbiert. Der Strauß war da, aber er trug keine einzige Feder mehr.
    Er tänzelte auf seinen kräftigen Beinen. Er stieß mit funkelnden Augen seinen Schnabel zwischen die Gitterstäbe. Immer wieder schlug er zornig aus, und dann wackelte und krachte der ganze Käfig. Nicholas, der Tränen lachte, piekte mit dem Rechen nach ihm.
    Und da sprang die Tür des Straußenkäfigs auf.
    Tommaso in seiner schmerzlichen Erbitterung merkte es nicht. Der Junge jubelte. Julius sprang, kam aber viel zu spät. Mit lang vorgestrecktem Hals tat der Vogel den ersten Schritt in die Freiheit, dann den zweiten. Tommaso wirbelte herum. Der Junge rannte schreiend los. Der Strauß ließ sein tiefes Brüllen hören. Und gerade als er den dritten Schritt machte und mit einem Bein zum vierten ausholte, schwang sich Nicholas von seinem Ausguck in der Höhe direkt auf den Rücken des Vogels.
    Julius schrie auf und begann zu laufen. Nicholas schrie ebenfalls, aber anders - in einem freudig jauchzenden Ton, der allzu vertraut war, Der Strauß stürmte aus dem Stallgebäude, lief mit ausholenden Schritten über das Hofpflaster und sprang mit dem wie irre auf und nieder hüpfenden Nicholas, der sich eisern auf seinem Rücken festklammerte, durch das große zweiflügelige Tor auf die Vlamingstraat hinaus.
    Julius schnappte erschrocken nach Luft. Er rannte zur Straße, wo der orientierungslose Strauß sinnlos hin und her wackelte und die Fahrzeuge behinderte, die vom Waterhuis her gefahren kamen. Der Strauß brüllte. Köpfe drehten sich, Gesichter blickten empor, die Straße war gesäumt von bleichen Mienen. Männer mit Kappen und Frauen mit weißen Hauben flohen auf beiden Straßenseiten Treppen hinauf, verschwanden hinter zuklappenden Türen, drängten sich in Häuserspalten. Ein Mann mit zwei Bündeln auf dem Rücken hastete stolpernd aus dem Weg und sah sich unter einem Mauervorsprung eingeklemmt. Von einem umgestürzten Karren hagelte es glänzende runde Käse. Einer erwischte den Strauß am Bein, und der schlug ärgerlich aus. Aus einem Fäßchen Quecksilber, das vor einer Falltür zurückgelassen worden war, ergoß sich ein glitzernder Bach auf die Straße, ein beinahe sicherer Ruin für irgend jemanden. Nicholas, der immer noch auf dem Straußenrücken hing, schaute sich um, als er es sah. Sein Gesicht war rot vor Anstrengung und Vergnügen.
    Julius machte kehrt und hetzte zurück zu den Ställen. Die Knechte stoben auseinander, als er eine Box nach der anderen aufriß und sich auf das nächste gezäumte Pferd schwang, ohne Rücksicht darauf, daß es ungesattelt war. Schon von Neugierigen gefolgt, galoppierte er los, Nicholas - Claes - und einer neuen wilden Eskapade hinterher.
    Der Strauß war nicht mehr zu sehen, aber an aufgeplatzten Bündeln und hastig weggeworfenen Paketen auf der Straße konnte man

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