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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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Ehre wiederherzustellen.«
    »Hat sie angenommen?« fragte Claes.
    »Sie hat gesagt, sie wird ihm zur gleichen Zeit wie Oudenin Antwort geben. Du ahnst nicht, wie scharf Oudenin auf die Heirat ist. Stell dir vor, er hat diesen Mohren gekauft. Der den Pokal aus dem Wasser geholt hat, den du Esel zerschmissen hast. Er hat den Mohren gekauft und Mutter geschenkt. Meiner Mutter! … Hör mal, ich kann’s nicht ändern. Du hast gefragt«, erklärte Felix gereizt. »Soll ich jemanden holen?«
    Fasziniert sah er, wie Claes’ Gesicht erst gelb wurde und dann wieder weiß. Er half ihm, als er sich übergeben mußte. Jeder, der je in der Schenke gewesen war, wußte mit so etwas umzugehen. Und als Claes’ Kopf wieder aufs Kissen fiel, sagte er verdrossen: »Man kann sich ja überhaupt nicht unterhalten, wenn du dauernd spuckst.«
    Claes lachte mit geschlossenen Augen. »Erzähl mir was Trauriges.«
    »Anselme Adorne war heute morgen hier.« Das war so ziemlich das Langweiligste, was Felix einfiel. »Ach, und Mabelie war zweimal hier, jetzt weiß jeder, daß du noch was mit ihr hast. Und Lorenzo war da. Und John. Und Colard, er hat was von Pigmenten erzählt. Wenn du diesen Malern Beizfarbstoffe versprochen hast, reißt Mutter dir die Ohren ab.«
    »Die kann sie haben«, sagte Claes schläfrig. »Dann brauche ich mir wenigstens deine Vorträge nicht mehr anzuhören.«
    »Also, hör mal, ich bin nur deinetwegen hier.« Ärgerlich sprang Felix auf. Aber dann wurde ihm plötzlich bewußt, daß er sich vom eigentlichen Zweck seines Besuchs hatte ablenken lassen. »He, du hast mir noch nicht geantwortet. Hat dieser Bastard Simon dir das getan?«
    Über Claes’ Lippen, die wieder auf Normalumfang geschrumpft waren, kam ein wohliges Schnaufen. Felix, der auch dies kannte, packte den Gefährten kurzerhand bei den Haaren und riß daran, um ihn zu zwingen, die Augen zu öffnen. »War es Simon?«
    »Pontius Pilatus«, knurrte Claes und war danach nicht wieder zu wecken.
    Normalerweise hätte Felix nicht lockergelassen, aber zu seiner Bestürzung gab Julius ihm allein die Schuld an einem vermeintlichen Rückfall Claes’ und verbot ihm für einen Tag den Zutritt zum Krankenzimmer. Tilde und Catherine durften schließlich noch vor ihrem großen Bruder hinein.
    Claes war bekanntermaßen vom Schlag jener, die schnell wieder auf die Beine kamen. Er war kräftig und hatte zudem verrückterweise gleich zwei Ärzte, die sich um ihn kümmerten. Wenn Quilico nicht da war, schaute oft Tobias herein, meistens sogar nüchtern. Einmal kamen sie beide zur gleichen Zeit und gingen dann zusammen weg und betranken sich.
    Am Tag danach erschien Tobias wieder und setzte sich in Claes’ Zimmer aufs Fensterbrett. »Wieso dieses Interesse an Pflanzen?« fragte er.
    Claes, dick verbunden auf hohe Kissen gebettet, sah aus wie das Gipsmodell eines alten Römers mit münzrunden Augen. Seine Lunge gewann allmählich wieder an Kraft, und er hatte soeben eine gute Imitation von Quilicos mit zahllosen griechischen Kraftausdrücken durchsetzte Redeweise gegeben. Tobias, dem klar war, daß Claes sich auch seinen Sprachstil und seine Eigenheiten bis ins Detail einprägte, fiel es manchmal schwer, im Gespräch mit Claes unbefangen zu bleiben.
    »Ich wollte Quilico ablenken«, erklärte Claes jetzt. »Damit er mir keinen Einlauf macht. Über Pflanzen kann man mit Ärzten und Färbern immer reden. Nehmen wir nur an, ich wollte ein Haarfärbemittel oder Ihr wolltet vielleicht einen Liebestrank. Oder umgekehrt.«
    Eine Unterhaltung mit Claes glich einem Spaziergang im Treibsand. »Ich hörte, daß ihr über Alaun gesprochen habt«, sagte Tobias. »Selbstverständlich, Ärzte brauchen ihn zum Blutstillen und Färber zum Fixieren der Farbe. Aber ich habe mich etwas genauer erkundigt. Bevor die Türken alles an sich rissen, kamen allein nach Florenz jährlich dreihunderttausend Pfund Alaun. Für die Arte della Lana. Die Weber.«
    »Sieh einer an, Meester Tobias!« Claes schüttelte ungläubig den Kopf. Er schien sehr vergnügt.
    »Und?« sagte Tobias. »Stechpalme, zum Beispiel. Die übrigen habe ich auf einem Zettel. Und du bestimmt auch. Alle Pflanzen, die auf den phokäischen Alaunlagern gedeihen.«
    Claes sah immer noch vergnügt aus. »Aber das ist weit weg, Meester Tobias«, sagte er. »Im östlichen Mittelmeer. Noch hinter Chios. Bei Smyrna. Die Türken haben die Herrschaft über das Gebiet. Von da könntet Ihr kein Haarfärbemittel bekommen. Und auch keinen

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