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Nicht ganz sauber

Nicht ganz sauber

Titel: Nicht ganz sauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justyna Polanska
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Steffi, ob »sie« nun da sei, woraufhin Steffi nickte und auf mich zeigte. Mit »sie« war offensichtlich ich gemeint. Ich stand auf und gab ihm die Hand. Er war sehr nett und stellte sich als Alex vor. Er war ein Nachbar, und Steffi hatte mich offenbar an ihn weiterempfohlen. Dann trug er mir sogleich sein Anliegen vor. Seine Frau und er suchten, wie konnte es auch anders sein, dringend noch jemanden, der bei ihnen putzte. Sosehr ich ihn auf Anhieb auch mochte, war ich doch zu diesem Zeitpunkt leider bis unter die Hutschnur voll mit Putzstellen. Daher musste ich ihm wohl oder übel absagen, versicherte ihm aber, ich würde mich umhören, ob eine meiner mir bekannten Kolleginnen noch Kapazitäten hätte.
     
    Ich tat wie versprochen und vermittelte ihm binnen zweier Tage eine nette ältere Deutsche. Sie war seit einem Jahr Witwe und froh über jede neue Aufgabe. Sie putzte bereits bei mehreren Leuten, die ich auch kannte und die sie allesamt aufs wärmste empfahlen. Alex und seine Frau bedankten sich herzlich bei mir und machten mit der älteren Dame einen Termin aus.
     
    Gut zwei Wochen vergingen. Dann eines Tages ging mein Handy. Ich hob ab:
     
    »Hallo?«
     
    »Hallo. Justyna? Hier ist Alex, der Polizist, erinnerst du dich?«
     
    »Ja, natürlich erinnere ich mich. Wie geht es dir?«
     
    »Gut, danke. Du, der Grund, warum ich anrufe, ist wegen der Zugehfrau.«
     
    Ich mochte es, wie er die Bezeichnung Putzfrau zu umschiffen versuchte. Er dachte wohl, es sei unhöflich, dieses Wort im direkten Gespräch mit mir zu benutzen.
     
    »Ja, was ist mit ihr? Ist sie nicht gekommen? Oder hattet ihr Ärger mit ihr?«
     
    »Nein, das nicht. Sie war schon zweimal bei uns. Immer pünktlich, und sie ist immer sehr nett. Sie hatte gestern sogar selbstgebackene Kekse mitgebracht …«
     
    »Was ist es dann?«
     
    »Na ja, um ehrlich zu sein. Obwohl sie sehr herzlich ist, putzt sie nicht wirklich gut.«
     
    »Oh, das tut mir leid. Habt ihr ihr gesagt, was sie besser machen soll?«
     
    »Na ja, wir haben irgendwie Hemmungen, weil sie so nett ist. Daher wollten wir fragen, ob du vielleicht mal mit ihr reden könntest?«
     
    Ich fing an zu grinsen. Ich helfe ja gerne aus und vermittle Stellen an Menschen, die auf der Suche sind. Aber ich eigne mich nicht so gut als Botschafterin.
     
    »Also, ehrlich gesagt, würde ich das nur ungern tun. Zumal ich die Dame auch nicht gut kenne …«
     
    »Oh ja, klar. Das verstehen wir total. Tja, Justyna, was wir eigentlich fragen wollten, ist, ob du nicht noch jemand anderen kennst, den du uns vermitteln könntest.«
     
    »Ich kann mich gerne noch einmal umhören, wenn ihr das wollt.«
     
    »Das wäre toll. Aber wir hätten noch eine Bitte.«
     
    »Ja?«
     
    »Kannst du versuchen, eine Polin zu finden für uns?«
     
    »Äh … Ich kann es versuchen. Darf ich fragen, warum?«
     
    »Na ja, die Deutschen sind einfach alle zu geldgierig. Außerdem putzen sie schlecht.«
     
    Diese Antwort amüsierte mich. Es existierten offensichtlich nicht nur Vorurteile gegenüber klauenden Polinnen … Ich entschied mich aber hier, keinen Kampf zu kämpfen.
     
    »Alles klar, Alex, ich höre mich um. Sobald ich was weiß, gebe ich dir Bescheid.«
     
    Wenn ich mal keine Lust mehr habe auf Putzen, wäre das doch eigentlich eine gute Alternative, über die ich nachdenken sollte: Arbeitsvermittlerin für hervorragende Putzfrauen. Aber bitte nur aus Polen.
     
    Witzig, was manche Leute in eine Nationalität hineininterpretieren …

Queen Alexandra
    A ls ich vor zwölf Jahren nach Deutschland kam, fing ich als Au-pair-Mädchen an zu arbeiten. Bei Gargamel, einem zerstreuten Antiquitätenhändler in Offenbach. Gargamel deshalb, weil diese Comicfigur damals das Erste war, das mir durch den Kopf schoss, als er mich in jenen kalten Morgenstunden am Busbahnhof abholte.
     
    »Der sieht aus wie der fiese Zauberer von den Schlümpfen«, dachte ich mir damals. Gargamel eben.
     
    Meine Aufgabe war es, mich um seine Tochter zu kümmern. Obwohl er von seiner Frau getrennt lebte, wohnte seine Tochter regelmäßig bei ihm, da ihre Mutter viel auf Reisen war. Sie hieß Alexandra. Und war meiner Meinung nach alles andere als ein wohlgeratenes Kind. Sie war offensichtlich oder besser gesagt logischerweise mit der Trennungssituation überfordert und litt stark darunter. Und weil ich die einzige wirkliche Bezugsperson war, ließ sie all ihren Unmut und Frust an mir aus. Nannte mich eine Weile ausschließlich

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