Nicht ganz sauber
»Arschloch«. Bockte, wo sie nur konnte.
Alexandra war wirklich eine Herausforderung für mich.
Aber sie war eben noch ein Kind und mit der familiären Gesamtsituation überfordert.
Es war eine schwere Zeit für mich, und ich war froh, als ich von dieser Familie loskam.
Ein halbes Jahr bevor Unter deutschen Betten auf den Markt kam, hatte ich auf meinem Facebook-Profil eine Freundschaftsanfrage von einer gewissen Alexandra. Ich wusste sofort, wer sie war, und freute mich. Sogleich nahm ich ihre Anfrage an, und es entstand in den ersten Wochen eine lockere Chatfreundschaft. Früher hätte man so etwas wohl Brieffreundschaft genannt, aber die Zeiten haben sich geändert.
Ich hatte mich wirklich gefreut, von ihr zu hören. Sie war mittlerweile zwanzig Jahre alt und studierte in Frankfurt. So kam es, dass wir uns nach ein paar Wochen auf einen Kaffee verabredeten. Es war ein sehr lustiger und entspannter Nachmittag. Das Treffen war von vornherein unverkrampft, und nie kam zwischen uns beiden so etwas wie eine peinliche Stille auf, weil es immer wieder neuen Gesprächsstoff gab. Sie kam mir mittlerweile eher vor wie meine jüngere, aber erwachsene Schwester. Im Gegensatz zu früher, als sie halb so alt und ein störrisches Kind war.
»Bist du denn immer noch so unverschämt und frech wie früher? Du weißt, dass du mir das Leben echt zur Hölle gemacht hast damals.«
Sie lachte: »Ich weiß, ich muss furchtbar zu dir gewesen sein. Es tut mir wirklich leid im Nachhinein. Aber du siehst, ich bin ja ein Stück erwachsener geworden …«
Das konnte ich in der Tat sehen. Ich mochte sie. Und sie mich denke ich auch. Ich erfuhr nach einer Weile, dass sie zu ihrem Vater so gut wie keinen Kontakt mehr hatte und ihre Mutter nach wie vor ihr Fixpunkt war.
So sahen wir uns in den Monaten vor Veröffentlichung des Buches noch ein paar Mal. Und immer war es locker und unbeschwert. Je näher der Termin rückte, desto öfter fragte ich mich, ob ich ihr von dem Buch erzählen solle, in dem sie zu Beginn ja auch eine Rolle spielte. Aber ich verwarf den Gedanken jedes Mal, denn erstens war das mit ihr und ihrem Vater schon eine halbe Ewigkeit her, zweitens waren ihre Namen ohnehin verfremdet, und drittens hätte ich ehrlich gesagt nicht angenommen, dass sie über das Buch stolpern, geschweige denn es lesen würde.
Wie falsch ich doch lag.
Eine gute Woche nach dem Erscheinungstermin, ich war gerade bei Kunden beim Staubsaugen, klingelte mein Handy. Ich ließ es klingeln, da ich gerade beim Arbeiten war. Später würde ich dann meine Mailbox abhören und gegebenenfalls zurückrufen. So tat ich es auch diesmal. Es war Alexandra, die mir folgende Nachricht hinterließ:
»Hi, Justyna, ich bin’s, Alexandra. Sag mal, kann es sein, dass du ein Buch geschrieben hast? Wenn nein, dann sorry, vergiss meinen Anruf. Wenn ja, dann lösch am besten gleich meine Nummer aus deinem Handy. Ciao.«
Ohne groß darüber nachzudenken, drückte ich die Rückruftaste, dann aber besann ich mich und legte auf. Was sollte ich ihr denn sagen? Dass ich kein Buch geschrieben hatte? Damit würde ich ihr ins Gesicht lügen, und das wollte ich auf keinen Fall. Und wenn ich ihren Verdacht bestätigte, dann würde ich mir wahrscheinlich ein erneutes Mal aus ihrem Munde anhören müssen, was für ein Arschloch ich sei. Manchmal ist es besser, wenn sich die Gemüter beruhigen, bevor man das Gespräch sucht. Daher nahm ich mir vor, ihr an dem Abend auf Facebook eine Nachricht zu schicken. Als ich mich dann zu Hause an den Computer setzte und mich bei Facebook einloggte, bemerkte ich sofort, dass ich dort einen Freund weniger hatte. Also ging ich die Liste meiner Kontakte durch, und tatsächlich, sie hatte mich bei Facebook bereits gelöscht. Damit ließ ich es auf sich beruhen. Es war schön, sie wieder getroffen zu haben. Aber manchmal sollen aufgewärmte Beziehungen einfach nicht sein.
Und vielleicht stimmt auch, was mein Mann bemerkte, als ich ihm von der Geschichte erzählte:
»Einmal Queen, immer Queen.«
Die Promis
W ie bereits erwähnt, hatte ich nur eine Putzstelle aufgegeben, kurz bevor Unter deutschen Betten herauskam. Um, sagen wir mal, eventuellen im Zusammenhang mit dem Buch auftretenden »Problemen« aus dem Weg zu gehen. Ich erachtete es damit auch nicht als notwendig, dieser Familie mitzuteilen, dass ich unter die Autorinnen gegangen war, obwohl sie auch in meinem Buch vorkam. In
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