Nicht mein Märchen (Aktionspreis zum Start von Buch 2 am 13.10.) (German Edition)
Narbe frei zu legen. Er sah auf sie herab, sein Gesicht immer noch ausdruckslos.
Ich saß still und beobachtete ihn. Ich fühlte mich, als hätte ich gerade ein emotionales Erdbeben überstanden, aber alle Zeichen deuteten darauf hin, dass noch Schlimmeres bevorstand. Ich hatte keine Ahnung, was ich zu ihm sagen sollte.
„Jason?“
„Ja?“
„Willst du einfach vergessen, dass ich dich je gefragt habe, was du an unserer Beziehungen ändern würdest? Das können wir machen, weißt du.“ Zum zweiten Mal wünschte ich mir bei ihm, ich könnte mein Leben einfach zurückspulen und anders verlaufen lassen.
Wie zuvor bekam ich keine Antwort, er starrte nur auf meine Narbe. „Du musst mich für lächerlich halten.“
„Was?“
„Wie ich meinen Lebensunterhalt verdiene? Du hältst das bestimmt kaum aus.“
„Ich sagte, es ist komisch, nicht, dass ich es nicht ausstehen könnte.“
„Ich beschmier mich mit falschem Blut, stehe auf Markierungen aus Klebeband und schneid Grimassen-“
„Und das machst du sehr gut. Wirklich.“
„Machst du Witze?“
„Was meinst du?“
„Du hast Sachen überstanden… du bist eine wahre Heldin-“
„Es ist nichts Heldenhaftes daran, angeschossen zu werden.“
„Aber darüber hinweg zu kommen, wie du es gemacht hast. Alles was ich mache ist nur Schein.“
Ich drückte seine Hand gegen meinen Bauch. „Ist es das, was dich in letzter Zeit so beschäftigt hat?“
„Teilweise.“
„Jason, ich liebe dich.“
„Ich fühle mich dir nicht ebenbürtig.“
„Jetzt machst du wohl Witze. Bitte-“
„Das, was ich auf der Welt hinterlasse, ist die Rolle eines Typens mit dem Namen ‘Schwert‘ in einem absurden, inakkuraten-“
„Ich liebe diese Filme,“ gestand ich.
„Nein, tust du nicht.“
„Doch, wirklich. Also, es sind nicht die einzigen Filme von dir, die ich liebe, aber es sind die lächerlichsten. Aber du schaffst es, dass sie funktionieren, ich mein… du schaffst es, dass es mich nicht kümmert, dass sie inakkurat, nach Schema F und dümmlich sind, und…“
Jason starrte mich an. Ich brachte das gerade nicht richtig rüber und im Moment war es sehr wichtig, dass ich keinen Fehler beging.
Ich schloss die Augen und setzte neu an. „Filme, gute Filme, mit guten Schauspielern, geben dem Publikum etwas, was sie brauchen, verstehst du? Einen Ausweg. Einen Fluchtort. Manche von uns sind zu zerbrochen, um uns das selber geben zu können. Vielleicht, wenn ich eine normale Kindheit gehabt hätte, wäre ich vielleicht selbst in der Lage, mich in Tagträumen zu verlieren und zu fantasieren, aber weißt du wie viele von uns das nicht können? Menschen brauchen Träume. Es gibt einen Grund dafür, dass die Gesellschaft so viel dafür bezahlt.“
Er blinzelte einige Male und versuchte, das zu verarbeiten. Als er mich wieder ansah, tat er es mit verschleiertem Blick.
Ich legte meine Hand auf seine. „Sind die Dinge zwischen uns in Ordnung?“
„Ja.“ Er sah mich nicht an, als er das sagte.
„Hör zu, wegen meiner Frage-“
„Es war eine schwierige Frage, Chloe.“
„Und-“
„Gib mir etwas mehr Zeit.“
„Versprichst du, mit mir zu reden, bevor du irgendetwas Drastisches tust?“
Er legte sich wieder hin.
„Versprochen?“
„Kann ich dich einfach nur festhalten? Bitte? Ohne zu reden?“
Ich nickte. „Sicher. Natürlich“ Ich legte mich neben ihn und er schlang seine Arme um mich. Als ich meinen Kopf auf seine Brust legte, kamen die Tränen hoch. Ich blinzelte sie fort, damit er es nicht bemerkte.
A ls wir an dem Abend zurück im Apartment waren, schlich Kyra in mein Zimmer während ich mir im Bad die Zähne putzte und ließ den Schmuck, den sie sich geliehen hatte, auf meinem Kopfkissen zurück. Ich warf ihn zurück in mein Schmuckkästchen und fragte mich, ob ich wohl eine Antwort von ihr bekommen würde, wenn ich mich nach dem, was gerade bei ihr los war erkundigte. Aber ich war zu müde es zu versuchen, als ging ich ins Bett.
E ine sehr besorgt dreinblickende Jen holte uns vom Flughafen in Albuquerque ab. Sie umarmte jede von uns und obwohl ich es schön fand, mich zugehörig zu fühlen, wusste ich, dass ich hier in eine sehr persönliche Familiengeschichte eingriff. Es war gut, dass ich direkt am nächsten Tag zurück flog, allerdings konnte ich nur vermuten, was mich in New York erwartete. Kyra war die meiste Zeit des Fluges still gewesen, aber einmal ergriff sie meine Hand und sagte: „Ich bin sehr froh, dass du heute bei mir bist.
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