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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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Spur von Kirsten gefunden. Sie müssen mit Ihrer Vermutung falsch gelegen haben.«
    Das störte mich im Moment wenig, wir mussten weg.
    »Nala!«
    Ich fuhr herum. Desmond stieg über die beiden Körper am Boden hinweg, kam auf mich zu, ignorierte Carsten und legte beide Hände auf meine Schultern. Er atmete schwer und wirkte mit den wirr in sein Gesicht hängenden Haaren noch männlicher als sonst. Doch abgesehen von der einen Platzwunde schien er nicht verletzt. Nicht einmal seine Bewegungen waren beeinträchtigt. Im Gegenteil, mehr denn je erinnerte er mich an eine Raubkatze, die voller Kraft und Selbstvertrauen den Raum durchschritt. Auf seinem hellen Shirt hatten sich rote Flecken drapiert. »Ist alles in Ordnung?«
    Er sah an mir herab, während ich dachte, dass ich besser ihm diese Frage stellen sollte. Dazu kam ich aber nicht mehr, denn Desmond fuhr sanft mit einem Finger an meiner Wangenlinie entlang. Dann zog er mich an sich und küsste mich. Damit überrumpelte er mich, doch mein Körper reagierte sofort und drückte sich an ihn. Ich spürte, dass Desmonds Muskeln noch immer angespannt waren, doch sie lockerten sich, als ich seinen Kuss erwiderte und meine Lippen leicht öffnete. Desmonds Zunge tastete darüber, kitzelte meine Mundwinkel.
    Hinter uns räusperte sich Carsten leise, aber mehrmals. Desmond machte keine Anstalten, sich davon ablenken zu lassen, doch ich trat zurück. Meine Wangen glühten, ich starrte auf den Boden und somit einen der Teufel an. Auch dessen Lippen waren geöffnet, und die Zunge lugte hervor.
    »Sind sie tot?«, fragte ich, obwohl ich ihn eigentlich auf Carsten aufmerksam machen wollte.
    Ein Schatten glitt über Desmonds Gesicht. »Nein, sie sind nur bewusstlos. Ich bin nicht so lebensmüde, um die Aufmerksamkeit eines gesamten Konvents auf mich zu ziehen.«
    »Gut«, stotterte ich. »Ich habe übrigens Carsten Herms getroffen.«
    Desmonds Blick verfinsterte sich. »Das habe ich bereits bemerkt. Wie kommt es zu diesem Zufall?«, wandte er sich an Carsten, ohne ihn anzusehen.
    Schlagartig wich die Farbe aus Carstens Gesicht. »Ich war wie Frau di Lorenzo auf der Suche nach meiner Schwester«, sagte er ein wenig steif. »Ich erzähle die Geschichte gern später, aber vielleicht sollten wir erst einmal hier raus, ehe andere Konventmitglieder auf uns aufmerksam werden.«
    »Gute Idee«, brummte Desmond und sah sich um. Die Sorge um mich war grimmiger Aufmerksamkeit gewichen. Er lauschte und deutete nach links. »Dort entlang.«
    Ich schloss zu ihm auf, Carsten bildete das Schlusslicht.
    »Was machst du eigentlich hier?«, fragte ich Desmond und musterte das Blitzen seiner Augen, eine Folge des Adrenalins. »Und wie hast du das gerade gemacht? Ich meine, das waren keine Schwächlinge.«
    Keine menschlichen Schwächlinge vor allem. So sehr ich ihn auch bewunderte und mir die soeben erlebte Ritterlichkeit gefiel, so laut schrie es in mir nach Antworten.
    Desmond schien dafür allerdings taub zu sein. Seine Finger fanden meine Hand und drückten sie. Ein angenehmes Kribbeln zog meinen Arm hinauf. »Später, Nala. Herms hat recht. Ich erzähle dir alles, wenn wir vom Grundstück sind.«
    Seine Haut glühte beinahe. Ich genoss das Gefühl, während ich mich bemühte, mit ihm Schritt zu halten. Meine Bein- und Armkoordination funktionierte fast wieder normal. Auf wen wir auch immer treffen würden, nun standen unsere Chancen gut, heil hier herauszukommen. Neben seinen Fähigkeiten im Kampf verfügte Desmond über eine beeindruckende Orientierung, und bald erreichten wir die Eingangshalle. Sie lag still und verlassen da.
    Desmond gab mir zu verstehen, dass ich stehen bleiben sollte, und ging zum Eingang. Unruhig trat ich von einem Fuß auf den anderen, wechselte einen Blick mit Carsten und sah zu, wie Desmond die Tür einen Spalt öffnete und hindurchspähte. In meinem Nacken kribbelte es. Endlich gab Desmond uns den Wink, ihm zu folgen.
    Auf Zehenspitzen traten wir nach draußen und zogen die Tür so vorsichtig hinter uns zu, als könnte sie explodieren. Atemlos starrte ich in das grüne Dickicht vor uns. Weit und breit war niemand zu sehen, aber das mochte nichts heißen. Ich hatte bereits erlebt, wie lautlos diese Teufelsbiester sich anschleichen konnten. Wir mussten so schnell wie möglich zurück zum Auto.
    Trotz allem krachte ein riesiger Stein von meinem Herzen, als ich die Bäume und den wolkigen Himmel sah. Beinahe hätte ich das alles niemals wiedergesehen. Bei diesem Gedanken

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