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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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lang gezogenen Version meines Namens versuchte mein Vater stets, mich von einem Entschluss abzubringen. Sei es die Entscheidung, kein Fleisch mehr zu essen, was Pa damals vor die panische Frage gestellt hatte, was er nun mit dem neuen Fleischwolf und dem Designersteakklopfer anfangen sollte. Oder meine Bemerkung, dass molekulare Küche mich oftmals misstrauisch machte, Bunsenbrenner gehörten einfach nicht in Küchen. Desmond hatte also keine Chance, zumindest nicht mit dieser Taktik.
    Ich lächelte ihn an. »Komm schon, spann mich nicht auf die Folter.«
    »Das habe ich nicht vor.« Zumindest machte er sich nicht über mich lustig.
    Also wartete ich ab. Schweigen, so hatte ich in unzähligen Romanen gelesen und durch Filme gelernt, war eine mächtige Waffe. Es funktionierte! Da sollte mir noch mal jemand vorwerfen, dass ich meine Abende zu oft vor der Mattscheibe verbrachte.
    »Also gut.« Desmond deutete auf seinen Wagen. Ich war verwirrt. Des Rätsels Lösung befand sich im Pick-up? Was karrte das Ding durch die Gegend, etwa einen Zaubertrank?
    Meine Verwirrung wuchs, als Desmond die Beifahrertür für mich öffnete. Ich stieg dennoch ein. Des umrundete das Auto und saß kurz darauf neben mir. Er starrte nicht mich an, sondern das Lenkrad.
    Schließlich räusperte er sich leise. »Erinnerst du dich an den Tag, als wir zum Holysmacks gefahren sind?«
    »Natürlich.« Hu, damit hatte ich nicht gerechnet. So lange war das ja noch nicht her. Was hatte das Holysmacks mit dem zu tun, was heute geschehen war?
    Desmond wandte sich mir zu. Das Grün seiner Augen überstrahlte in diesem Moment das Blau, und sein Blick war ernst. Da war kein fröhlicher Funke, nicht das geringste Lächeln. Im Gegenteil, er wirkte traurig.
    Ich verstand nicht, aber ich wartete ab.
    Nach einer Weile gab er sich einen Ruck. »Du erinnerst dich auch an die Bedingungen, um dort hineinzukommen?«
    »Entweder man besitzt einen Geschäftsausweis oder man ist kein Mensch«, sagte ich. Dieses kleine Quiz hatte ich locker gewonnen. Fröhlich schaute ich Desmond an.
    Die Traurigkeit in seinem Gesicht blieb. »Genau. Und keiner von uns hat einen Ausweis gezückt. Dennoch hat man uns eingelassen.«
    Und schon wieder wusste ich die Antwort. »Weil du den Türsteher kanntest«, sagte ich. »Den dicken Alphonse.«
    »Alphonse kann privat und beruflich sehr gut trennen.«
    »Dann hast du … hm.« Ich brach ab und schüttelte den Kopf, als würde sich der passende Geistesblitz auf diese Weise einstellen. »Du hast ihn bestochen?«
    »Nein«, sagte Desmond leise. Dann sah er mir in die Augen und griff nach meiner Hand.
    Ich hielt den Atem an. Nala, aufpassen, er versucht von etwas abzulenken. Egal? Egal! Der kleine, schwarze Wurm auf meiner Schulter – ich weigerte mich mittlerweile, mir dort ein Teufelchen vorzustellen – kickte das Engel-Pendant mühelos weit von mir. Warum sollte ich mich nicht von diesen wundervollen Lippen küssen lassen? Die Antworten auf meine Fragen konnten warten.
    Konnten sie? Ich blinzelte vielsagend auf meine Hand, die noch immer in seiner lag.
    Desmond atmete tief aus und verstärkte für einen winzigen Moment den Druck seiner Finger. Nicht schmerzhaft, dennoch zuckte ich zusammen. Die Temperatur seiner Haut war zuvor hoch gewesen, aber nun schien sie anzusteigen. Es schmerzte.
    Erschrocken riss ich den Arm zurück, betrachtete meine geröteten Fingerspitzen und dann Desmond. Er wirkte unverändert gesund, seine Augen glänzten nicht fiebrig. Ich unterdrückte den Impuls, seine Stirn zu fühlen.
    »Normalerweise«, sagte er leise, »besitze ich wie du eine konstante Körpertemperatur.«
    Ich nickte. Dann stutzte ich. Normalerweise?
    »Das kann sich allerdings ändern«, fuhr er fort. »Du hast es gerade bemerkt.«
    Ich konnte mit dieser Information nicht viel anfangen, aber schon streckte Desmond erneut eine Hand aus. Dieses Mal nicht in meine Richtung, sondern zur Tür hin. »Schau.«
    Er legte seinen Daumen auf die Innenverkleidung. Augenblicklich wölbte sie sich nach außen, so als würde etwas sie zum Schmelzen bringen.
    Erst glaubte ich, Desmonds Körpertemperatur wäre daran schuld, doch dann hörte ich das Knirschen. Ein leises, protestierendes Geräusch, das sich in ein Reißen wandelte. Ungläubig starrte ich in die Delle. Sie verstärkte sich, bis sich ein dünner Riss im Metall bildete. Die ganze Zeit über zuckte Desmond mit keinem Muskel, geschweige denn, dass er irgendwelche Zeichen von Anstrengung

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