Nicht menschlich Inc.
Treppe ab, die nur wenige Stufen besaß. Die Stimmen waren nun lauter, aber immer noch weit genug entfernt. Stimmen, Plural, denn soeben sprach ein Mann. Lange stand ich einfach da und starrte in den kleinen Raum, der sich als Vorratslager entpuppte. Regale reichten bis zur Decke. Ich wollte wissen, wer die Frau war und ob ich sie kannte. Das Stimmchen in meinem Kopf hinderte mich, weiterzugehen, kreischte und tobte und stampfte mit dürren Beinchen auf. Mitten in der Tür konnte ich nicht stehen bleiben, also schloss ich einen Deal mit mir selbst. Bei den ersten unheimlichen Vorräten, die ich entdeckte, würde ich sofort umkehren. Ein guter Plan. Ich schlich vorwärts und wandte mich den Regalen zu, Bohnen, Artischockenherzen, Schwarzwurzeln. Igitt. Ich überlegte, ob diese Zusammenstellung unheimlich genug war, als weitere Worte an mein Ohr dröhnten.
» …orenzo !«
Ich gefror, weil ich mir sicher war, meinen Namen gehört zu haben. Auch das Stimmchen in meinem Kopf schwieg, also ging ich weiter, alle zehn Finger in den Stoff meiner Hose gekrallt. Ich ließ Dosen und Gläser hinter mir und betrat einen Raum, der identisch gebaut, aber leer war. Ein vergittertes Fenster zeigte mir die typische Souterrainaussicht: dunkler Beton, darüber Gestrüpp. Eine weitere Tür befand sich rechts.
Ein dumpfes Rattern setzte neben mir ein. Ein Teil meiner Nerven riss und ich hüpfte so hektisch zur Seite, dass es wehtat. Hitze flutete meinen Körper und ließ meinen Puls beinahe durch die Haut brechen. Ich wollte umdrehen und rennen, als ich die Umwälzpumpe neben mir entdeckte. Erleichtert holte ich Luft. Die Pumpe setzte wieder aus und ließ ein Dröhnen in meinen Ohren zurück, das rasch erstarb. Im Gegenzug wurden die Stimmen wieder lauter.
»… auf dem Grundstück Neugierde walten lassen … nicht wissen, dass sie es war.« Der Mann klang kehlig und dunkel.
Die Frau dagegen schien aufgebracht. »… beschrieben! … Augen sogar dir auffallen!«
»Sie ist sicher verwahrt, bis wir …«
Schon wieder Augen – es ging um mich! Wenn ich nur wüsste, an wen mich die Frauenstimme erinnerte. Stacey war es ganz sicher nicht. Meine Anspannung verhinderte, dass ich mich konzentrieren konnte, meine Gedanken sprangen zu wild durcheinander. Ich presste mein Ohr an die Tür.
»… so nicht geplant! Ich erwarte …«
»Das ist nicht zu erwarten. Sollte ihr die Gesellschaft des Kerkers …«
»Unterbrich mich nicht!« Die Frau war eindeutig wütend.
Ich hatte genug gehört. Die zwei redeten über mich und über einen Kerker. So leise wie möglich drehte ich mich um und trat den Rückzug an. Ich hatte Glück, der Gang war leer, als ich wieder in die Nische trat und um die Ecke blinzelte. Immerzu musste ich an die Frau denken, die nicht unterbrochen zu werden wünschte. Ich war mir sicher, dass es nicht Stacey gewesen war – oder doch, und die Tür hatte ihre Stimme verfremdet?
Hier kam ich nicht weiter. Abgesehen davon war ein Konvent nicht geeignet, um auf dem Flur herumzulungern und in halb garen Vermutungen zu wühlen.
Hinter mir hustete jemand. Verdammt! Was nun? Zwischen der Biegung und dem Ende des Ganges befand sich eine Tür, meine einzige Fluchtmöglichkeit. Ich schlich so schnell ich konnte darauf zu und betete inständig darum, dass sie nicht verschlossen war.
Ich hatte Glück. Lautlos schwang sie auf und gab den Blick auf ein Zimmer frei. Ein Arbeitszimmer, registrierte ich, als ich Computer und Schreibtisch sah. Leider bemerkte ich auch, dass es derzeit benutzt wurde, auf der Lehne des Sessels, dessen Rückseite mir zugewandt war, sah ich Finger. Ich wich zur Tür und wollte flüchten, als die Gestalt im Ledersessel sich zu mir herumdrehte und mich anstarrte. Es war der Altrocker mit dem knallroten Stiernacken. Er sprang auf, brüllte und raste am Tisch vorbei auf mich zu.
Mein Instinkt übernahm die Führung, ich wirbelte herum und spurtete blindlings los. Hinter mir ließen schwere Schritte den Boden erzittern.
»Bleib sofort stehen!«
Ich rannte stur an der Treppe vorbei, um die Ecke … und beinahe in die Arme meines anderen Bekannten, der mich bereits vor dem Haus niedergeschlagen hatte. Der Teufel mit den Krokolederschuhen.
Ich kreischte, bremste ab und wandte mit einem letzten Hauch von Hoffnung den Kopf, doch der Stiernacken war direkt hinter mir. Einen Atemzug später schlang er seine Arme um mich und drückte zu. Meine Stimme erstarb, und ich schnappte panisch nach Luft. Er wollte mich
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