Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
Vom Netzwerk:
es nie wieder betreten .« Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sich um und ließ uns zurück.

21
    Familienbande
     
     
     
    E ine halbe Stunde später war ich Teil der Kavallerie.
    Was genau uns bevorstand, war weder mir noch den anderen klar. Fest stand, dass die Prokuristenmutter gemeinsame Sache mit Staceys Cousins gemacht hatte, um die Sekretärin ABMs zu diskreditieren. Fest stand ebenfalls, dass sie mich dazu auf eine falsche Fährte gelockt hatten. Doch wo war Kirsten? War meine Fährte im Endeffekt doch nicht so falsch gewesen? Es schien, als blieb uns keine Wahl, als alles vor Ort nachzuprüfen.
    Mir gefiel die Tatsache nicht, wieder zum Konvent zu fahren, aber gegen Staceys Entschlusskraft kam ich nicht an. Womöglich ahnte sie, dass ich nichts als Flucht im Kopf hatte. Wahrscheinlicher war, dass sie meine Anwesenheit als Teil meines Jobs betrachtete. Immerhin machten wir uns unter anderem auf, um Kirsten zu finden und ihr zu erklären, dass sie ihre Wohnung während ihres Krankenscheins viel zu lang verlassen hatte.
    Nachdem der Prokurist gegangen war, vergewisserte sich Desmond, dass ich in Ordnung war. Obwohl er sichtlich froh war, mich unversehrt zu sehen, schimmerte Unsicherheit in seinen Augen. Ich hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass ich ihn nicht mehr in meiner Nähe haben wollte. Doch die letzten Minuten hatten meine Meinung geändert. Ich fühlte mich wohl bei ihm und verdrängte jeden Gedanken daran, dass ich mit keinem Menschen kuschelte. Oder was er noch alles getan hatte außer eine Delle in die Wagentür gedrückt. Die Frage nach der harten Wahrheit hob ich mir für später auf. Momentan wünschte ich mir einfach den Mann, den ich bisher geglaubt hatte zu kennen. Ein wenig Selbsttäuschung stand mir zu, bis diese ungemütliche Angelegenheit abgeschlossen werden konnte.
    Die Mutter des Prokuristen hatte unrühmlich gejammert, als sie von zwei Sicherheitskräften, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, aus dem Raum geführt wurde, und verließ anschließend das Gelände unter den unerbittlichen Blicken ihres Sohnes. Ihr Schluchzen war über den gesamten Hof gehallt. Ich grübelte kurz, warum sie sich ihrem seltsamen Sprössling derart unterordnete, dann riss mich Stacey in die Realität zurück. »Wenn Gary und Henry in diese Sache verwickelt sind, sollten wir mit ihnen reden. Möglichst schnell.« Ihr Tonfall ließ keinen Widerspruch zu.
    Bei Gary und Henry musste es sich um ihre Cousins handeln. Ich verspürte wenig Lust, den beiden gegenüberzutreten, doch Stacey hatte kein Erbarmen.
    »Wir passen schon auf dich auf«, sagte sie, machte aber den Eindruck, als wäre sie von meinem Zögern genervt.
    Ich zählte darauf, dass sie ihr Wort hielt.
    Als wir drei in Staceys schnittigen Straßenflitzer stiegen, zitterte ich noch immer.
    Da sie Regeln und Kontrolle liebte, fuhr Stacey vorschriftsmäßig und überschritt die Geschwindigkeitsgrenze kein einziges Mal.
    Im Wagen sprach niemand ein Wort. In mir kletterte die Panik empor, je näher wir dem Konvent kamen. Als wir in die Einfahrt einbogen, hatten sich meine Fingernägel in meine Oberschenkel gekrallt. Ich spürte es kaum, da meine Beine eingeschlafen waren.
    Desmond hielt mir die Tür auf und bot mir einen Arm, was ich einfach nutzen musste. Mein Körper gehorchte mir zwar, aber ich spürte ihn kaum noch. Desmond löste vorsichtig meine Finger von seinem Unterarm, erst da merkte ich, dass ich sie ebenso in seine Haut gegraben hatte wie zuvor in den Stoff meiner Hose. Dunkelrote Halbmonde prangten knapp unter dem Saum seines T-Shirts.
    »Entschuldige«, murmelte ich und stolperte sogar über dieses eine Wort.
    Er wechselte einen Blick mit Stacey, und sie nickte so hart, dass sie in jeden Actionfilm gepasst hätte.
    »Keine Angst«, sagte er und legte einen Arm um meine Schultern. »Ich werde mich um jeden persönlich kümmern, der dir zu nahe kommt.«
    Und was, wenn du gerade abgelenkt bist?, brüllte das Stimmchen in meinem Kopf. Ich hörte nicht hin und konzentrierte mich stattdessen auf meine Füße. Bilder blitzten in meinen Erinnerungen auf und schoben sich übereinander: die steinernen Tore des Towers in London oder der Gang über die Seufzerbrücke, die sich an den Dogenpalast in Venedig schmiegte. Meiner Meinung nach reihte sich der Konvent perfekt in diese Liste ein, außen beeindruckend, innen alles andere als das.
    »Kann ich nicht im Auto warten?«, fragte ich. Einer musste den Fluchtwagen ja fahren.
    Desmond drückte

Weitere Kostenlose Bücher