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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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wie Stacey wirklich ist. Und an der richtigen Stelle schnüffelst.«
    Allmählich griffen immer mehr Zahnräder der Wahrheit ineinander. Das konnte doch nicht sein. Alles nur, damit ich eine willkürlich gelegte Fährte fand, die mich zu Stacey brachte? Ich schluckte hart.
    In der Brust der Prokuristenmutter grollte es. »Zum Glück bist du auch eine von diesen eitlen Gören«, sagte sie. »Stacey hat sich über die Souvenirs aus Kirstens Wohnung gefreut, und dir sind sie sogar aufgefallen. Es war auch kein Problem, etwas zu beschaffen, weil ein Teil der Familie sie ebenso loswerden will wie ich. Schade nur, dass Staceys Verwandte mehr Muskeln als Hirn besitzen.« Sie hielt inne, als hätte ich ihr eine Frage gestellt. »Ja, ich spreche von ihren Cousins! Typische Männer, die nicht allein denken können, wenn es um Frauen geht. Ich sage ihnen, sie sollen etwas von Kirsten mitgehen lassen, das Frauen tragen können. Um es Stacey zu schenken. Und sie kommen nicht nur mit Schmuck, sondern auch mit Flaschen aus dem Badezimmer. Diese Idioten!«
    »Die Ohrringe und das Shampoo.«
    Natürlich. Die Unordnung, die offenstehende Tür. Warum hätte Stacey sich so offensichtlich mit Trophäen schmücken sollen, wenn sie wirklich hinter Kirstens Verschwinden steckte? Ich war in einen extra für mich hergerichteten Tatort gelaufen, ohne es zu merken.
    »Warum … warum erzählen Sie mir das alles?«, fragte ich.
    Sie schnaubte. »Deine Begriffsstutzigkeit ist unglaublich. Du solltest wissen, wie dumm und unnütz du bist, ehe du stirbst.«
    Es klickte. Die Mutter des Prokuristen hatte den Hahn der Waffe gespannt.
    Mein Denken setzte vollkommen aus und mein Überlebensinstinkt riss die Kontrolle an sich. Von einer Sekunde auf die andere fiel die Starre von mir ab. Ich sprang vor und stieß die Frau von mir weg. Sie kreischte.
    Ich ebenfalls. Nun ging es nicht mehr darum, mich an Stacey vorbeizuschleichen, sondern ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Sie würde auf meiner Seite stehen, wenn sie erfuhr, worum es hier ging.
    Einen Moment lang sah ich alles glasklar: die irrlichternden Augen der Wahnsinnigen vor mir, das Blinken des Metalls und den Finger, der sich gegen den Abzug drückte.
    Ich duckte mich und rannte auf die Prokuristenmutter zu. Ein Schuss löste sich, als mein Körper auf das weiche Ziel prallte. Putzstücke brachen von der Decke und trafen mich.
    Hart.
    Erst dann verstand ich, dass es Fausthiebe waren. Ich versuchte, mich zu wehren, doch die Frau war kräftiger als ich. Dann krachte das Metall der Waffe auf meinen Hinterkopf. Meine Sicht verdunkelte sich.
    Ich schrie erneut, hob die Arme und versuchte, meinen Kopf zu schützen. Was, wenn sie abdrückt? Was, wenn sie wirklich abdrückt?
    Ich wollte keuchen, Luft holen, den Druck von meiner Brust lösen. Aber ich konnte nicht. Die Furcht paralysierte mich, hielt mich fest. Und plötzlich drehte sich die Welt so schnell in eine andere Richtung, dass ich beinahe an meinem angehaltenen Atem erstickt wäre.
    Die Schläge hörten auf. Geräusche übertönten das Rauschen in meinen Ohren. Schritte, dann weiteres Geschrei. Erst, als meine Lungen zu bersten drohten, wusste ich, dass die Töne nicht aus meiner Kehle stammten. Sondern von der Mutter des Prokuristen.
    Ein Knall – ein Schlag? – beendete den grellen Ton.
    »Das karrierehungrige Miststück habe ich sehr übel genommen.« Die Stimme einer Frau. Beherrscht, aber so kalt, dass ich vor ihr zurückwich. Stacey.
    Etwas berührte mich. Ich schrie und schlug darauf ein, doch dann erkannte ich Desmond. Er hielt mich fest und redete auf mich ein, gemurmelte Worte, die mich mehr durch den Klang als ihre Bedeutung fesselten, so lange, bis ich mich beruhigte. Ich fühlte seine Finger auf den Armen, dem Rücken. Ein Hauch von Geborgenheit. Ich vergaß meine Enttäuschung ihm gegenüber, flüchtete mich in die Wärme seines Körpers und verbarg den Kopf an seiner Schulter. Erst jetzt breitete sich das Zittern meine Hände auf meinen gesamten Körper aus, und ich bebte in Desmonds Umarmung, ohne etwas dagegen ausrichten zu können.
    »Es ist alles gut«, flüsterte er. »Du bist sicher. Ich bin hier.«
    Ich wollte etwas sagen, doch ich spürte, dass ich dann losgeheult hätte. Das würde den Eindruck der halbwegs toughen Frau, die ich bisher gegeben hatte, zerstören. Immerhin war ich nicht vor der Prokuristenmutter auf die Knie gesunken und hatte um mein Leben gefleht. Also schwieg ich und kuschelte mich enger an Des. Meine

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