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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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man ihn mit einem Teufel auf eine Stufe stellte. Er verlor die Beherrschung. Hohe Teufel sind sehr stark, musst du wissen, weit stärker als Unterteufel. Dämonen dagegen sind keine Wesen, wie du sie dir vielleicht vorstellst. Sie sehen aus wie normale Menschen, können aber auf Wunsch ihre wahre Natur entfesseln und auf unermessliche Kräfte zurückgreifen. Dabei verfallen sie in Raserei. Sie sind blind für alles außer ihrem Gegner, bis dieser besiegt wurde oder sie selbst besiegt hat.«
    Ich riss die Augen auf. »Er hat … hat er … deine Eltern?«
    Desmond lachte. Es klang nicht fröhlich. »Nein, er hat sie nicht getötet. Das wäre zu einfach gewesen. Er wollte sie leiden sehen und ignorierte jeden Versuch, die Situation zu schlichten. Mein Vater brachte meine Mutter in Sicherheit und brüllte mir zu, ich sollte verschwinden. Doch der Dämon erwischte mich und schleuderte mich quer durch den Raum.«
    Ich schlug eine Hand vor den Mund. »O mein Gott. Warst du schwer verletzt?«
    Er sah an mir vorbei ins Nichts. »Ich lag im Sterben. Der Dämon verkündete, mein Leben verlängern zu wollen. Ich kann nicht behaupten, dass er mich damit gerettet hat.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Er spaltete einen Teil seiner Seele ab und pflanzte ihn in meinen Körper, zusammen mit der Wut und all den dunklen Gedanken, die eine solche Kreatur haben kann. Es genügte, um mich am Leben zu halten. Für meine Eltern starb jedoch etwas in diesem Moment. Ich war noch immer ihr Sohn, aber gleichzeitig ein fremdes Wesen voller Hass und Streit. Der Dämon lachte ihnen ins Gesicht und verschwand. Er hatte erreicht, was er wollte, eine Folter, die schlimmer war als jeder körperliche Angriff.«
    Mein Hirn arbeitete in diesen Minuten abgekoppelt von mir. Es hörte die Worte und verarbeitete sie, nur leitete es sie nicht weiter an die übrige Nala. Ich begriff, was Desmond mir sagte, doch gleichzeitig war die Vorstellung so andersartig, dass ich nicht sicher war, ob ich wirklich alles mitbekommen hatte. Ich stellte mir das Ganze bildlich vor, wie dieser fremde Mann einen Teil seiner Seele abgab, so wie man eine Orange pellte. Und wie Desmonds Eltern damit leben mussten, dass ihr Sohn nicht mehr nur er selbst war.
    »Du trägst also einen Dämon in dir?«, wiederholte ich, um sicherzugehen, dass ich es halbwegs verstanden hatte. »Einen, der dich alles um dich herum vergessen lässt, wenn du … ihn aktivierst?« Eine bessere Bezeichnung wollte mir nicht einfallen.
    Desmond schüttelte den Kopf. »Nur einen Teil des Dämons. Ich habe lernen müssen, damit zu leben und ihn unter Kontrolle zu halten. Es hat viel Übung gebraucht, bis ich begriffen habe, wie ich mit dem Fremden in mir umgehen muss.«
    »Das klingt schrecklich.«
    »Das ist alles sehr lange her. Mittlerweile beherrsche ich diesen Teil sehr gut. Ich kann ihn herauslassen und nutzen, solange ich mich dabei konzentriere.«
    »Was ist aus dem Dämon geworden?«
    Desmonds rechte Hand ballte sich zu einer Faust. Ich glaubte nicht, dass er es bemerkte.
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht laufen wir uns eines Tages noch einmal über den Weg.« Ein Schatten huschte über seine Züge.
    Ich grübelte mäßig erfolgreich. Je länger ich nachdachte, desto mehr kristallisierten sich zwei Gefühle heraus. Mitleid und Angst.
    »Warum erzählst du mir das ausgerechnet jetzt ?«
    »Du musst mir vertrauen, wenn ich dir sage, dass ich genau weiß, was ich tue. Selbst wenn es so aussieht, als würde ich die Kontrolle über mich verlieren.«
    Desmond streckte eine Hand aus und hielt sie mir fragend entgegen. Ich überlegte, doch dann legte ich meine hinein. »Okay.« Ein kurzer Druck, dann folgten wir Stacey, die auf ihr Zuhause zuschritt, als befände sie sich auf einem Laufsteg. Es war hoffnungslos für mich, diese Eleganz imitieren zu wollen, also versuchte ich einfach nur, nicht über Baumwurzeln zu stolpern.
     
    Der Eingang des Konvents war unbewacht. Ich witterte einen Hinterhalt und stemmte beide Füße in den Boden.
    »Nala!« Stacey winkte mir ungehalten zu. Ein wenig verdattert blinzelte ich, trat dann neben sie und sah zu, wie sie einen Schlüssel aus ihrer Handtasche zog.
    Mir brach der kalte Schweiß aus.
    Stacey übersah dies ungerührt. »Du hast ja bereits einige meiner Familienmitglieder kennengelernt«, sagte sie, während sie die Tür öffnete. Ihre Hände waren ruhig, während meine einen kleinen Tanz in meinen Jackentaschen aufführten. Ich vermied es, Desmond anzusehen. Er

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