Nicht menschlich Inc.
rasch zu.
»Wie groß ist denn der Laden?«, fragte Pa ungerührt.
Ich antwortete mit einer Mischung aus Gemurmel, gepressten Tönen und wedelnden Handbewegungen. »Ischwarnochnichdrinn«, brachte ich heraus und entließ eine Flut von Krümeln.
»Ich meine die Firma selbst.«
Darüber konnte ich reden, ohne etwas verheimlichen zu müssen. »Mittelständisch würde ich sagen. Die haben ein angebundenes Callcenter«, sagte ich und aß weiter.
Er lehnte sich zurück. Die Chancen, mit dem Teller auf meinem Zimmer zu verschwinden, sanken gleich null.
»Und abgesehen davon? Wie ist dein Chef? Was genau sind deine Aufgaben? Und wie sind die Kollegen so?«
Allmählich bekam er diesen Lass-dir-nicht-alles-aus-der-Nase-ziehen-Tonfall . Gar nicht gut.
Ich sagte mir, dass ich die Tochter meiner Mutter war, und gab mein Bestes in Sachen Schauspielerei. Ich gähnte. Lange. Das gab mir genug Zeit, um Antworten zurechtzulegen. Mit einer epischen Geste reckte ich mich.
»Ich arbeite in der Personalabteilung. Allzu viele Kollegen konnte ich noch nicht kennenlernen, momentan sind viele krank.« Wie wahr. »Und meinen Chef kenne ich auch noch nicht, nur meinen direkten Vorgesetzten.« Ich verstummte und entschied, dass mein düsterer Tonfall genug aussagte.
Pa beäugte mich genauer.
»Personalabteilung? Aber …« Er brach ab. »Du siehst wirklich müde aus. Anstrengend, der erste Tag, was?« Sein Beschützerinstinkt hatte die Oberhand gewonnen. »Ach, ehe ich es vergesse. Kim hat angerufen. Mehrmals. Sie meint, dein Handy sei die gesamte Zeit aus gewesen.«
Ich nickte mit der nötigen Gebrechlichkeit.
»Ich ruf sie morgen zurück.« Der Schein musste gewahrt werden.
Mein Vater protestierte nicht, als ich aufstand und mich für einen ruhigen Abend auf meinem Zimmer verabschiedete.
Ich schaffte es beinahe bis zur Tür.
»Nala?«
»Hm?« Ich drehte mich um, gewappnet für eine väterliche Umarmung. Nichts dergleichen wartete auf mich, im Gegenteil. Pa saß noch immer am Tisch. Seine Augenbrauen hatten sich zusammengezogen, mit einer Hand malte er auf der Tischplatte herum. Auf einmal wirkte er unsicher.
»Wie bist du eigentlich zur Arbeit gekommen?«
Ich spürte, wie mir flammende Röte ins Gesicht schoss und hoffte, die warme Zimmerbeleuchtung würde es kaschieren.
»Ich bin abgeholt worden. Das weißt du doch«, plapperte ich leichthin.
Meine Güte, hatte er gesehen, wie ich zunächst von einem Springer-Käfer niedergestreckt wurde, um anschließend von Desmond durch das wirbelnde Farbtor verschleppt zu werden? Ich starrte ihn an. Mein Herz klopfte lauter und ich spürte, wie die Innenflächen meiner Hände feucht wurden.
Pa schien leicht in sich zusammenzusacken.
»Nein, das weiß ich leider nicht.« Seine Stimme war ungewohnt verhalten. »Ich habe dich noch an der Straßenecke stehen sehen und dann …« Er verstummte.
Mein Herzschlag setzte aus. Aufgeflogen.
»Pa, ich …« Ich arbeite für einen grünen Kobold. Ich bin durch ein Dimensionstor gegangen, um zu meiner Arbeitsstelle zu gelangen.
»Ich bin ohnmächtig geworden«, fuhr er mir über den Mund und merkte es nicht einmal, so unangenehm war ihm das Geständnis. »Das ist mir nicht mehr passiert, seitdem wir in der Ausbildung mit Gewürzen aus der Karibik experimentiert haben.«
Ich konnte ihm deutlich ansehen, wie sehr er mit sich rang. Er wollte seine Tochter nicht beunruhigen, die heute bereits ausreichend neue Eindrücke gesammelt hatte.
Ich riss mich zusammen, doch endlich musste ich mein Erschrecken nicht mehr verbergen. In mir kämpften widersprüchliche Gefühle miteinander. Zum einen machte ich mir Sorgen, weil er so einfach mir nichts, dir nichts weggekippt war, zum anderen war ich erleichtert. Die Chancen standen gut, dass er nicht gesehen hatte, was sich an der Ecke in Camlen abgespielt hatte. Letztlich lieferte er mir einen Grund, um die Unterhaltung von mir wegzulenken.
»Warst du bei einem Arzt?«
Er schüttelte den Kopf.
Typisch Mann. Ein Arzt wäre ja ein Zugeständnis, dass etwas mit dem Körper nicht stimmen könnte. Ich runzelte die Stirn. »Und warum nicht?«
»Das war nur ein kleiner Schwächeanfall«, spielte er den Vorfall herunter. »Als ich wieder wach geworden bin, warst du schon weg.«
Ich nickte langsam und bemühte mich um eine vorwurfsvolle Miene. »Du hättest mir sagen sollen, dass es dir nicht gut geht. Trotzdem kann es nicht schaden, wenn du dich mal untersuchen lässt.«
Er wog seinen Kopf hin und her, als
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