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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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dem Rücken zu mir, hatte sich über etwas gebeugt und murmelte leise, beruhigende Laute. Ich blieb vor der geöffneten Tür stehen, wartete und fragte mich, was sie dort machte.
    Sie richtete sich auf und tänzelte eine halbe Drehung. »Ich habe ihn. Also dann.«
    Meine Muskeln entspannten sich gerade, als Stacey eine Hand hob und mir entgegenhielt. Auf ihrem Handteller hockte in all seiner Hässlichkeit ein dicker, schillernder Käfer.
    Ich schlug beide Hände vor die Augen und kreischte.

7
    Heimathafen
     
     
     
    W enig später stand ich mit gesenktem Kopf an genau jenem Fleck in Camlen, an dem ich vor langen Stunden niedergestreckt worden war, und starrte auf den Asphalt. In meinem Kopf herrschte eine undurchdringliche Schwärze, aus der ich nur langsam auftauchte. Mein erster Gedanke war, dass ich in dieser Körperhaltung nicht beginnen durfte, vor mich hinzumurmeln, weil man mich sonst schnell einpacken und zwangsverwahren würde.
    Nun wusste ich, was genau geschehen war, als ich mich hier meiner Ohnmacht hingegeben hatte. Ich wusste, wie mein Weg zu ABM ausgesehen hatte. Mein Vater würde mich niemals bis vor die Tür meiner neuen Arbeitsstelle bringen können. Niemand konnte das, außer der hässlich brummende Käfer. Denn bei diesem Konstrukt aus zu vielen Beinen, falscher Körperstruktur – außen hart und innen weich – und unvorhersehbaren Flugmanövern handelte es sich um besagten Springer. Ein Sprung aus einem Hubschrauber wäre mir weitaus lieber gewesen.
    In den heiligen Hallen von ABM hatte ich es zuvor geschafft, Stacey durch mein Gebrüll fassungslos erstarren zu lassen. Ihr Teufelsschwänzchen hatte eine Reihe schneller Achten geschlagen, den Käfer hatte es dagegen unerschütterlich auf ihrer Hand gehalten.
    Stacey hatte mich mit knappen Worten aufgefordert, ihr zu folgen. Mir war keine andere Wahl geblieben, als ihr wie ein Hund hinterherzulaufen und zu ignorieren, dass sie mich ignorierte. Ich hatte es mir wohl mit der Teufelssippschaft verscherzt.
    Sie führte mich ins Freie und um das Gebäude herum. Mittlerweile hatte das Tageslicht sich beinahe völlig verabschiedet, die Konturen der Umgebung wurden langsam unscharf. Ich hielt etwas Abstand zu Stacey und dachte über die Redewendung »jemanden um die Ecke bringen« nach.
    Stacey brachte mich gleich um zwei. Auf der Rückseite des Gebäudes wartete ein gepflasterter Hinterhof auf uns. Der Wind trieb eine einsame Plastiktüte über die Fugen, aus denen sich Moos und kleine Pflanzen emporkämpften. Ich hielt den Atem an. Jeden Moment konnten sich die Feuer der Hölle für mich öffnen. Als Stacey langsam den Arm ausstreckte, wich ich zurück.
    Vor der Mauer, ungefähr in Augenhöhe, begann die Luft zu wabern, so wie an einem heißen Tag über einer Straße.
    Ich blinzelte. Allmählich konnte ich einen Umriss inmitten des verschwommenen Strudels erkennen und trat näher. Er hatte keine Form – gut, natürlich hatte er eine, aber sie wechselte andauernd. Violett, Blau und Grün öffneten und schlossen sich wie rastlose Blüten. Mir wurde schwindelig.
    Das Ding wuchs. Zunächst nur langsam, bis es den Umfang eines Fußballs besaß, dann zitterte und vergrößerte es sich schlagartig auf mehr als das Dreifache. Es kam mir vor, als würde etwas sein Maul aufreißen, sowohl eine Warnung als auch eine sehr egoistische Einladung.
    Stacey hielt ihre Wonderwoman-Position und achtete auf nichts anderes als die bunten Kreise. Es ging kein Wind, es erschienen keine Fratzen in den Farbschlieren und auch keine wundersame Ebene voller Einhörner und Elfen, die sich langsam öffnete. Irgendwo in der Ferne heulte ein Motor auf. Das wirbelnde Etwas besaß nun eine Höhe von gut zwei Metern und strahlte in blasseren Farben. Ab und zu durchzogen rote und orangefarbene Blitze das Ganze.
    Gerade als ich bemerkte, dass mein Mund offenstand, sah Stacey mich über ihre Schulter hinweg an. »Bereit?«
    Ich hielt das für eine gute Gelegenheit, den Mund zu schließen.
    Stacey hob ihre Hand, spitzte die Lippen und pustete den Käfer leicht an. Uäh. Hielt man sich bei Teufels etwa solche Haustiere?
    Der Brummer flog los, direkt auf die Farbwirbel zu. In dem Moment, als er in dem Vorhang aus Blau und Lila verschwand, änderten sich die Farben. Rot und Orange gaben ihr Gastspiel auf und übernahmen die Kontrolle. Ich hatte das Gefühl, vor einer Wand aus Feuer zu stehen, ohne die Hitze und die typischen Flammenformen. Die Farben verbanden sich miteinander und

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