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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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danke Ihnen, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Würden Sie mich bitte anrufen, wenn Ihre Schwester wieder auftaucht?«
    Er ließ den Bierdeckel fallen. »Sicher. Wenn Sie sich umgekehrt bei mir melden, wenn …?«
    »Natürlich.«
    Ich stand auf und war entzückt, als Desmond mir den Stuhl zurückzog. Sein Gesichtsausdruck war noch immer alles andere als freundlich und er ließ Carsten keine Sekunde aus den Augen. Guter Cop, böser Cop. Perfekt.
    Carsten erhob sich mit etwas Verspätung und streckte mir seine Hand entgegen. »Dann vielleicht bis bald, Frau Laurenzius.«
     
    Eine halbe Stunde später bogen wir in die Straße ein, in der das ABM-Gebäude thronte. Während der Fahrt hatten wir geschwiegen, jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend. Ich war unzufrieden mit der Situation und wollte auf jeden Fall herausfinden, wo Kirsten Herms steckte. Man musste kein Krimifan sein, um zu bemerken, dass da etwas nicht stimmte. Das machte mich neugierig. Normalerweise hielt ich mich aus solchen Dingen heraus und betrachtete sie von meinem Sofa aus, die Fernbedienung in Griffweite, falls es zu gruselig oder langweilig wurde. Doch hier steckte ich mittendrin und war weder verschreckt noch hysterisch. Im Gegenteil, meine Gedanken funktionierten erstaunlich sachlich. Wahrscheinlich lag es an der gesamten Situation, an den ungewöhnlichen Umständen, denen ich seit meiner Ankunft in LaBrock ausgeliefert war. Dagegen war eine verschwundene Person ein Spaziergang.
    Desmond parkte den Wagen, stellte den Motor ab, fuhr das Fenster ein Stück herab und sicherte die oberste Gebäudefront. Als er sich zurücklehnte und die Glasscheibe wieder hochfahren ließ, wusste ich, dass uns niemand beobachtete, aber auch, dass uns niemand belauschen sollte. Ich ahnte, worauf er hinaus wollte, und hatte keine andere Wahl, als meine Bauchlandung im Fettnapf anzusprechen.
    »Also gut. Was ist diese Behörde?«
    Ein Muskel an seinem Oberarm zuckte. »Es war nicht sehr klug von dir, nachzufragen«, begann er. »Die Behörde ist verantwortlich für die Übergänge zwischen unseren Welten. Sie sorgt dafür, dass die Sprungtore funktionieren und sicher sind. Außerdem kümmert sie sich darum, dass alles geprüft, kontrolliert und eingetragen ist, was mit Besuchern von drüben zusammenhängt.«
    Etwas in mir zog sich zusammen, ein kleiner Klumpen aus Eis, der schmerzhaft gegen meine Eingeweide kullerte. Mein Aufenthalt hier fiel definitiv aus dem Netz von Recht und Gesetz heraus. So sehr es mir in Desmonds Nähe gefiel, ich hatte nicht vor, für immer in LaBrock zu bleiben und nie wieder nach Hause zu dürfen. Nie wieder meine Eltern und Freunde sehen, nie wieder die vertrauten Stellen in Westburg entlangbummeln? Allein die Vorstellung trieb mir die Tränen in die Augen, und ich dachte rasch an etwas anderes. Ich musste einfach hoffen, mich im Holysmacks nicht verraten zu haben. Vielleicht gehörte Wissen über die Einrichtungen für den Weltenwechsel ja nicht zwangsläufig zu den Dingen, die unter den Eingeweihten überliefert wurden.
    Ich musste vor Nervosität zweimal ansetzen, ehe ich die richtigen Worte zustande brachte. »Denkst du, er hat Verdacht geschöpft?« Das mulmige Gefühl formte sich zu dürren Fingern der Angst, die über meinen Rücken strichen.
    Die Art, wie er seinen Mund verzog, sprach Bände. Er strich sich die Haare nach hinten, eine Geste purer Lässigkeit. »Beruhige dich. Da wird schon nichts passieren. Ich bin ja auch noch da.«
    Mit einem Male waren die negativen Gefühle wie weggeblasen, Dankbarkeit und Wärme durchfluteten mich. Ich dachte an die Szene in der Nische des Holysmacks, an Desmonds Berührungen und daran, dass wir uns beinahe geküsst hätten. Unwillkürlich musste ich lächeln. Ich glaubte ihm, wenn er so etwas sagte.
    »Also gut«, versuchte ich, das düstere Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. »Wie steht es mit deiner Meinung über Carsten?«
    Er überlegte nicht lang. »Ich glaube nicht, dass er uns angelogen hat. Er scheint wirklich nichts zu wissen. Was denkst du?«
    Gute Frage. Ich konnte ihm schlecht verraten, dass ich mich nicht von dem Anblick seiner Hände losreißen konnte, die locker auf dem Lenkrad lagen. Unglaublich, wie sanft sie sich anfühlen konnten, obwohl Desmond sicher enorme Kraft …
    »Nala?«
    Natürlich wurde ich rot. Ich konnte nicht mal in Ruhe tagträumen, ohne dass meine Gesichtsfarbe mich verriet.
    »Er kann sich scheinbar Namen schlecht merken«, antwortete ich

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