Nicht menschlich Inc.
ans Telefon ging. Das hab ich getan und ihr eine Nachricht aufs Handy geschickt, als sie nicht da war. Sie sollte sich entweder bei mir oder bei unseren Eltern melden. Hat sie aber nicht getan. Damit fing die Sache an, mir komisch vorzukommen.«
»Hm.« Das wiederholte ich einige Male, um Zeit zu schinden. Bisher halfen mir die Informationen nicht sonderlich weiter.
»Gibt es einen Ort, wo Kirsten einige Tage verbringen könnte? Vielleicht bei einer Freundin? Oder ihrem Freund?«
Oder vielleicht bei einer anderen Arbeitsstelle, wo das geldgeile Stück jetzt schuftete, während ABM brav weiterzahlte?
Carsten schüttelte kurz den Kopf, wobei kleine Lichtreflexe in seinem Haar spiegelten. »Nein, für einen Freund hat sie keine Zeit, seitdem sie den Job als Führungskraft hat, zumindest betont sie das immer wieder. Und ihre beste Freundin habe ich bereits angerufen. Sie weiß auch nichts.«
»Denken Sie, Ihre Schwester könnte irgendwo hingefahren sein, ohne jemandem Bescheid zu sagen?«
Dieses Mal klang er weniger amüsiert. »Nein, mit Sicherheit nicht. Sie ist ziemlich ambitioniert, wenn es um ihre Arbeit geht, und würde nicht einfach grundlos fehlen. Zudem wüsste zumindest Dana, wenn da was im Busch wäre.«
Mit anderen Worten, Kirsten stand auf der Karriererolltreppe und hatte Angst vor einem Stromausfall, der den Aufstieg behindern könnte.
»Dana?«
»Ihre beste Freundin.«
Hier kam ich nicht weiter. Ein Mensch konnte nicht einfach verschwinden und wenn doch, fiel dieser Fall nicht mehr in den Bereich eines Krankenschein-Echtheits-Überprüfers, oder was auch immer ich jetzt war, sondern in den der Polizei. Das musste Carsten doch ganz genauso sehen.
»Was haben Sie jetzt vor?«, fragte ich ihn daher und hoffte, diese erste Hürde, auf die ich in meinem neuen Job stieß, elegant an ihn weiterreichen zu können.
Er blinzelte mich an, nachdenklich, aber auch überrascht. »Das ist eine gute Frage. Mir sind da leider die Hände gebunden. Ich arbeite zwar im selben Bereich wie Sie, aber bei der Behörde.«
»Bei welcher Behörde genau?« Ich registrierte zu meinem Erstaunen, dass ein Teil der Umgebung gefror. Carsten Herms starrte mich an, Desmond stützte eine Hand auf meiner Stuhllehne ab und rührte sich nicht. Seine andere hatte er auf meine Schulter gelegt und drückte zu. Ich warf einen verwirrten Blick auf seine gebräunte Haut. Ein untrügliches Gefühl verriet mir, dass es besser war, ihm nicht zu sagen, dass es schmerzte. Was war denn auf einmal los?
»Bei der Behörde«, wiederholte Carsten, als würde er mit einem geisteskranken Kind reden.
Desmonds andere Hand legte sich auf meine Schulter.
Ich widerstand dem Drang, mich zu schütteln. »Ach so«, beeilte ich mich zu antworten. »Die Behörde. Ich hatte Sie nicht ganz verstanden.« Das höfliche Lächeln zitterte in meinen Mundwinkeln, doch ich hielt es tapfer.
Der Druck auf meinen Schultern nahm ab, die Hände aber blieben. Ebenso wie der Eindruck, soeben etwas wahnsinnig Dummes gesagt zu haben.
Carsten starrte auf seinen Bierdeckel und dann zu Desmond. Endlich nickte er. »Kein Problem.« Er zog die Silben unangenehm in die Länge, griff nach seinem Drink und nahm einen tiefen Schluck. Erst dann schien der letzte Rest Misstrauen aus seinem Kopf gespült zu sein.
»Wie sieht es aus«, wandte er sich wieder an mich. »Kann ich Ihre Arbeit irgendwie beschleunigen? Ich hatte gehofft, dass Sie bereits mehr herausgefunden oder Kirsten sogar schon aufgespürt haben.«
In diesem Moment lehnte sich Desmond ein wenig nach vorn und zog ohne Mühen sowohl meine als auch Carstens Aufmerksamkeit auf sich.
»Nala ist weder Privatdetektivin noch vertritt sie das Gesetz.«
Es klang hart, beinahe drohend. Doch das war mir in diesem Moment egal. Er verteidigte mich. Ich biss mir auf die Wangen, um meinen Stolz zu unterdrücken und weiterhin seriös zu wirken.
Carsten hob seine Hände. »Weiß ich ja, weiß ich. Ich habe nur gehofft, dass … na ja, Sie wissen schon. Dass ich mir die ganze Mühe mit den Ämtern sparen könnte.« Er begann, kleine Pappfetzen von seinem Bierdeckel zu reißen. »Jetzt muss ich wohl die Polizei benachrichtigen, auch wenn das meine Eltern ganz schön schocken wird.«
Ich brummte Zustimmung und wippte mit dem Fuß. Was hätte ich auch dazu sagen sollen? Wenn mir eines klar war, dann, dass Carsten keine brauchbaren Hinweise für uns hatte. Das war es dann, es gab keinen Grund, noch länger mit ihm zu plaudern.
»Ich
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