Nicht menschlich Inc.
mit einem Kavaliersstart vom Hof gefegt.
Als er aus unserem Blickfeld verschwunden war, blieb ich stehen. »Was war das gerade? Ein stummer Testosteronkampf, wie er hier in LaBrock üblich ist?«
»Was meinst du?« Desmond war die pure Unschuld.
Ich deutete in Richtung Straße. »Carsten Herms. Zunächst war er vollkommen aufdringlich und dann konnte er nicht schnell genug von hier wegkommen. Was hast du ihm getan?«
Eine wegwerfende Handbewegung. »Ich habe ihn lediglich gebeten, uns nicht von der Arbeit abzuhalten. Du hast mich doch gehört. Immerhin will niemand Ärger mit dem Prokuristen. Apropos – hast du etwas, worum du dich kümmern müsstest?«
Mir war bewusst, dass er mich ablenken wollte. Meine Erleichterung und mein Enthusiasmus für meinen neuen Verdacht spielten ihm wunderbar zu. Vielleicht hatte er bei Carsten ein wenig übertrieben, doch im Endeffekt hatte er erreicht, was ich wollte. Ich hatte vorläufig meine Ruhe und konnte mich auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren, die jetzt wieder in meinem Hirn herumspukten. Mein Verdacht, von dem ich Desmond unbedingt erzählen sollte. Es fiel mir daher nicht schwer, Carsten Herms und die Behörde zu vergessen – jetzt, da die Gefahr vorerst gebannt war.
Ich zeigte nach vorn. »Wir nehmen den Wagen. Lass uns einen unbeobachteten Parkplatz suchen.«
Das Fragezeichen in seinem Gesicht blinkte auf wie ein Leuchtfeuer, doch er blieb geduldig. Wir erreichten das Auto und Desmond schloss es auf. Wortlos rutschten wir auf die Sitze, er startete den Motor und fuhr los.
Wir hielten auf dem nächsten freien Parkplatz am Straßenrand. Desmond stellte den Motor aus, schnallte sich ab und wartete. Man musste ihm zugutehalten, dass er entweder nicht ungeduldig oder sehr höflich war, nachdem er sich bei Carsten ausgetobt hatte. Vielleicht interessierte er sich auch schlichtweg nicht dafür, was ich hier veranstaltete.
»Also«, setzte ich an und hielt dann inne. Was genau sollte ich sagen, ohne dass er mich sofort als komplett durchgeknallt hinstellte, weil ich irgendwelche losen Fäden miteinander verknüpfte, die womöglich gar kein Muster ergaben?
Ich entschied mich, meine Indizien stückweise zur Sprache zu bringen. »Wie gut kennst du dich mit Pflegeprodukten aus?«
Falls ich Verständnislosigkeit erwartet hatte, so wurde ich enttäuscht. Desmond schien nachzudenken. Ich suchte sein Gesicht nach den ersten Zeichen eines Lachanfalls ab, fand aber nichts. Endlich räusperte er sich.
»Worauf willst du hinaus?« Seine Stimme war ruhig und dunkel, und obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, geschäftlich zu bleiben, konnte ich nicht verhindern, dass ich ihn in diesem Moment unwahrscheinlich sexy fand.
»Ich weiß, wie ich die Dinge benutze, die in meinem Bad herumstehen«, sagte Desmond, als ich schwieg. »Und ich weiß auch, dass es eine Menge Dinge gibt, bei denen ich keinerlei Vorstellung habe, warum ich sie auch nur öffnen sollte. Was genau möchtest du wissen?«
Meine Theorie erforderte Selbstaufopferung durch Geständnisse, aber ich war bereit, es zu tun. Für die Gerechtigkeit!
»Also, viele Frauen nutzen nicht nur ein Pflegeprodukt, sondern gleich eine ganze Pflegeserie. Das ist wie bei … wie bei den Trikots einer Sportmannschaft«, suchte ich nach einem Vergleich, der auch einem Mann einleuchtete. Er hinkte, aber darauf durfte ich keine Rücksicht nehmen. »Alles passt zusammen.«
Desmond gab sich alle Mühe, jedoch machte er nicht den Anschein, als wüsste er, worauf ich hinaus wollte. »Weiter.« Es klang wie eine Frage.
»Du kannst also davon ausgehen, dass eine Frau, deren Duschgel, Körperlotion, Haarkur und weiteres Zeug gleich riecht, dass auch ihr Shampoo …« Ich ließ den Satz in der Luft hängen, um zu prüfen, ob Des noch zuhörte oder bei dem Begriff Haarkur bereits abgeschaltet hatte.
Er nickte zeitgleich mit mir. »Ebenso duftet?«
Ich war begeistert. Er verstand mich. Es war Zeit für Stufe zwei. »Okay. Dazu muss ich dir sagen, dass ich vorhin noch einmal in Kirstens Wohnung war.«
»Noch einmal?«
Ich errötete und winkte ab. »Sie war wieder nicht da, aber ich habe mich ein wenig umgesehen.«
»Warum warst du heute dort?«
»Nun, zu meinem Aufgabenfeld zählt auch, dass ich Kirstens Wohnung kontrolliere, um zu sehen, wann sie wieder auftaucht«, erklärte ich. »Also habe ich mir gedacht, dass ich nachsehe, ob ich irgendwelche Hinweise finde. Notizen, Urlaubsunterlagen, eine kranke oder bewusstlose
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