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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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nicht für paranoid hielt.
    Ich beugte mich vor und starrte ihm so tief in die Augen, dass er die Zustimmung in meinen nicht übersehen konnte. »Fast. Ich meine … Ja, sie riecht ebenso, aber sie ist unvollständig.« Eine filmreife Pause. »Kirstens Shampoo fehlt.«
    Stille. Lange Stille.
    Stecknadeln? Lächerlich, man hätte höchstwahrscheinlich sogar ein Haar fallen hören können. Ich zupfte an meiner Hose herum, bohrte einen Finger in ein Loch in meinem Sitz und zählte drei vorbeifliegende Vögel. Trotz allem war meine Aufmerksamkeit auf Desmond gerichtet. Als er einen Schwall Luft durch die Nase ausstieß, zuckte ich zusammen.
    »Ich denke, ich verstehe im Ansatz, was du sagen willst.«
    Es klang fragend. Desmond war nicht auf den Kopf gefallen, aber ihm fehlte der Enthusiasmus für meine Tätigkeit als Beinahe-Detektivin, was ihn skeptisch machte. »Hältst du diese Shampoosache nicht für einen simplen Zufall?«
    Ein guter Punkt. Es hätte einer sein können, vor allem, wenn die Geschäfte in LaBrock nur wenige oder gar nur eine Sorte Shampoo führten. Vielleicht gab es Gesetze, die mehr als eine Duftnote als frevelhaft und systemwidrig hinstellten. Dagegen sprach allerdings, dass Desmonds Haar nicht nach Kirsche roch, obwohl es frisch duftete und glänzte. Es hatte eher etwas Schlichtes und Frisches an sich, wie Küstenbrisen in Flaschen. Das zweite Argument gegen einen Zufall war das Übermaß an Pflegemitteln in Kirstens Badezimmer. Sie hatte alles bis auf Shampoo gebunkert, als stünde eine Naturkatastrophe bevor.
    »Das ist eben noch nicht alles«, spielte ich meinen letzten Trumpf aus und blickte Desmond beschwörend an. »An dem Tag, als ich bemerkt habe, wie Staceys Haare duften, hat sie kleine Modeschmuckohrringe getragen.« Ich machte eine bedeutungsvolle Pause, obwohl Desmond nicht der Typ war, der bemerken würde, dass Stacey nicht der Modeschmuck-, sondern der Echte-Perlen-Fraktion angehörte. »In Gänseform«, fügte ich daher hinzu.
    Desmond sah mich so zweifelnd an, dass ich mir ein wenig albern vorkam. Andererseits musste ich jeder Vermutung nachgehen, nicht wahr? Es war Teil meines Jobs. Ich durfte jeden noch so kleinen Hinweis beachten, wenn die Möglichkeit bestand, dass einer Person etwas Schlimmes geschehen war. Besser einmal mehr kontrollieren als einmal zu wenig.
    Hölle! Ich dachte schon wie der Prokurist.
    Ich verdrängte den erschreckenden Gedanken und zuckte die Schultern. »Das könnte noch immer ein Zufall sein, vor allem, weil Kirsten und Stacey sich kennen. Es kann sein, dass Kirsten Stacey den Kram nur geliehen hat, aber es könnte auch etwas dran sein.«
    »Und woran genau? Was denkst du, dass Stacey für Kirstens Verschwinden verantwortlich ist?«
    Seine Augen glitzerten, als er mich so beschwörend ansah, dass ich ihn beinahe berührt hätte. Die Linie seines Kinns, seine vollen Lippen oder einfach nur das Grübchen darunter.
    Leider hatte ich auf seine Frage keine zufriedenstellende Antwort. Ich wusste nur, dass Kirsten verschwunden war und ich Stacey verdächtigte, etwas damit zu tun zu haben.
    »Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Ja, möglich. Oder sie weiß mehr, als sie zugibt.« Ich suchte all meine Überzeugungskraft zusammen. »Ich habe lediglich erste Anhaltspunkte gesammelt. Jetzt muss ich sehen, dass ich mehr herausfinde.«
    Die Zweifel in Desmonds Blick schwanden nicht, er sah auch ein wenig besorgt aus und, zum Glück, aufmerksam. »Und was hat das mit mir zu tun?«
    Ich gab vor, zu grübeln. Eine fiese und vor allem schlechte Schauspielerei, denn ich wusste genau, was ich in dieser Sache von ihm wollte. »Ich möchte mich in Staceys Wohnung umsehen. Kannst du mir dabei helfen?«
    Nun war es heraus. Ich vergrößerte das Loch in meinem Sitz, während ich auf Desmonds Reaktion wartete.
    Es machte mich nervös, wenn jemand ausschließlich mit seinem Mund lachte. Desmonds zusammengezogene Augenbrauen standen in starkem Kontrast zu den Falten an seinen Mundwinkeln.
    »Dein Enthusiasmus in allen Ehren, Nala, aber du solltest das alles noch einmal überdenken. Gut, du hast einen Verdacht. Aber dafür gleich Staceys Zuhause durchsuchen?«
    »Genau das wird doch hier von mir verlangt. Und es kann ja auch nichts passieren, wenn ich während der Arbeitszeit einen kleinen Blick riskiere«, stürzte ich die Sätze hervor.
    Er verschränkte seine Arme, wirkte aber dennoch entspannter. »Wie willst du überhaupt in ihre Wohnung kommen? Du kannst Stacey schlecht um

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