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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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angerufen.«
    »Ah, ja. Nett, dass Sie zurückrufen.«
    »Worum geht es?« Meine Finger rutschten auf dem glatten Untergrund des Hörers. Ich schickte verzweifelte Blicke durch den Raum, doch selbst mein Telefonat war für die zwei EDVler nicht interessant genug.
    »Ich würde mich gern noch einmal mit Ihnen treffen.« Carsten zwitscherte die Worte im Plauderton hervor, dennoch klang es nicht nach einer Aufforderung zu einem Date. Ich spürte, wie der Atem in meiner Kehle zu brennen begann.
    »Oh.« Ich riss mich zusammen. »Es tut mir leid, ich habe noch keine Neuigkeiten über Ihre Schwester. Ich melde mich, sobald sich etwas ergibt.«
    »Es dauert nicht lange. Ich bin sowieso gerade in der Nähe, ich komme einfach kurz vorbei.« Er ignorierte meinen Protest vollkommen.
    »Ich …«
    Er hatte aufgelegt. Gab es irgendwen in dieser verdammten Welt, der mich ausreden ließ? Hilflos starrte ich den Hörer an, während mein Herz zur Flucht hämmerte. Ich folgte seinem Ruf, ließ das Telefon fallen, sprang auf und stürmte auf den Gang hinaus. Ich musste den einen Verbündeten finden, den ich in dieser Firma – in ganz LaBrock – hatte. Und genau mit diesem prallte ich zusammen, als ich gerade aus der Eingangstür entwischen wollte. Ich wurde ein Stück nach hinten katapultiert und traf auf die Wand.
    »Au!« Vorwurfsvoll rieb ich mir die Schulter und schenkte Desmond einen Blick, der jeden Schäfer dazu bewogen hätte, sein Schaf kilometerweit zu tragen, ohne Rücksicht auf Verluste. Immerhin vertrieb der Schmerz für kurze Zeit den Schrecken des Telefonats.
    Desmond musste trotz seiner offensichtlichen Besorgnis lächeln. »Nala! Hast du dir was getan?«
    »Bestimmt«, maulte ich und rieb weiter. Die erste Begegnung mit ihm nach allem, was gestern passiert war, hatte ich mir anders vorgestellt. Leidenschaftlicher oder zumindest … netter.
    Er fuhr sich mit einer Hand über den Stoppelbart, der Kinn und Wangen bedeckte, und sah ein wenig unschlüssig, aber durchaus reuevoll aus. »Das tut mir leid, aber du bist auch herausgestürmt wie von Furien gehetzt.«
    »Nein, die Furie ist im Großraumbüro und feldwebelt die Telefonisten. Ich bin schnell aus ihrer Reichweite geflüchtet.«
    Desmond hob eine Augenbraue. Mir gefiel die Art, wie eine Haarsträhne sich hartnäckig in seine Stirn verirrte, sooft er sie auch zurückstrich.
    »Lass dich nicht einschüchtern. Stacey hat hier viel zu sagen, aber nicht alles.«
    Es befand sich keine Ironie in seiner Stimme. Offenbar glaubte er mir, dass mich Stacey auf dem Herrschertrip aus der Ruhe gebracht hatte.
    Ich sollte ihn aufklären, aber nicht unbedingt hier. »Hast du gerade viel zu tun?«
    »Nichts, das nicht noch ein wenig warten kann. Brauchst du Hilfe?«
    Besser hätte er es nicht formulieren können. Mit einem Mal war alles wieder da, das Telefonat mit Carsten, meine Unsicherheit und meine Befürchtung, dass die Behörde Schreckliches mit mir anstellen würde. Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen traten.
    »Ja«, flüsterte ich. »Ziemlich dringend.«
    Desmond begriff den Ernst der Lage, legte wortlos einen Arm um mich und zog mich in Richtung Ausgang, ungeachtet neugieriger Blicke und Firmentratsch. Die Geste legte sich wie Balsam auf das Chaos in meinem Inneren. Ich lehnte den Kopf gegen seine Schulter, bis wir im Treppenhaus und somit außer Hörweite waren. Hier blieb ich stehen und brachte nur widerwillig Abstand zwischen uns. Aber ich wollte ihn ansehen.
    »Kirstens Bruder hat mich angerufen. Er will sich mit mir treffen, jetzt gleich, und er ist schon unterwegs.«
    Der gehetzte Tonfall meiner Stimme verriet Desmond alles, was er wissen musste.
    »Warum hast du zugestimmt?«
    »Er hat mich nicht ausreden lassen! Er hat gesagt, er sei in der Nähe und kommt eben vorbei.« Ich starrte auf meine Füße. Nun rollte wirklich eine Träne über die Wange und blieb zitternd an meinem Mundwinkel hängen. Desmond wischte sie weg und schüttelte mich leicht, sodass ich meine Aufmerksamkeit wieder vom Boden losriss. Meine Hände zitterten, dann fand ich mich in einer lockeren Umarmung wieder.
    »Ich will nicht verhaftet werden«, murmelte ich in Desmonds Shirt und biss mir auf die Lippe.
    »Das wirst du nicht.« Seine Stimme war nah an meinem Ohr und zauberte Wärme auf meine Haut. Dann sah er mich an, sein Gesicht dicht vor meinem. »Du hast momentan einfach sehr viel zu tun.«
    Diese Nähe inmitten der Angst und Panik, die mich umklammert hielt, überforderte

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