Nicht menschlich Inc.
mich.
»Ich verstehe nicht.«
Sein linker Mundwinkel hob sich. »Du arbeitest für den Prokuristen. Da hast du wenig Zeit für andere Dinge. Und zu diesen zählt auch die Behörde. Mehr musst du Carsten Herms nicht sagen.«
Das machte Sinn und ähnelte der Angewohnheit meiner Mutter, Vertreter und gläubige Pilger vor der Tür zu ignorieren, wenn sie das Haus verließ.
Zögernd nickte ich. »Okay.«
Mit einer Berührung, die so leicht wie ein Windhauch war, pflückte Desmond etwas von meiner Wange. Vielleicht strich er auch nur darüber. Mir war es egal. Dieses Mal war ich diejenige, die ihn küsste. Meine Augen waren bereits geschlossen, als ich seine Lippen spürte, die diese unsagbar prickelnden Flammen über meine trieben. Es war, als würde meine Haut unter seiner Berührung so empfindsam wie noch nie, und ich wusste nicht, ob ich den Moment für immer halten oder mehr wollte. Ich spürte Desmonds Hände am Hals und auf den Armen, dann griff er nach meinen Handgelenken und führte sie hinter meinen Rücken. Dort hielt er sie fest und drückte mich gegen die Wand, während er mich noch einmal küsste, heftiger dieses Mal. Ich wollte mich losmachen, um meine Finger in seine Haare zu wühlen, doch er hielt mich fest. Erst, als ich zwischen den Küssen nach Atem rang, lockerte er seinen Griff und sah mich an.
»Das ist nicht gut, was du mit mir machst, Nala.« Er klang heiser. Seine Pupillen blitzten in dunklen Meeresfarben.
Ich antwortete nicht und schmiegte mich an ihn, lauschte auf seinen Herzschlag, der fast so schnell war wie meiner.
Auf der Etage über uns wurde eine Tür aufgestoßen. Ich zuckte zusammen und fuhr von Desmond zurück.
»Gehen wir.« Hastig nahm ich die restlichen Stufen bis in das Erdgeschoss. Desmond schloss zu mir auf und warf mir einen verschwörerischen Blick zu, schwieg jedoch.
Als wir auf den Parkplatz traten, lehnte mein Albtraum bereits am Kotflügel seines Sportwagens. In Jeans, Hemd und Sakko erinnerte Carsten mich an einen Lehrer, der versuchte, die Balance zwischen dem Status eines Beamten und der Jugend zu halten.
»Miss Laurentius.«
Er stieß sich mit beiläufiger Geste ab und kam mit ausgestreckter Hand auf mich zu.
Ich zwang ein Lächeln auf mein Gesicht und überging die Begrüßung. Es konnte nicht schaden, wenn er mich bei der Behörde unter falschem Namen führte. »Hallo.«
Ehe ich seine Hand pflichtschuldig ergreifen konnte, trat Desmond neben mich und drückte meinen Arm herab.
»Es tut mir wirklich leid, es ist ein dringender Termin dazwischengekommen. Nala muss sofort los.« Von einer Sekunde auf die andere hielt er plötzlich den Wagenschlüssel in seinen Fingern und schwenkte ihn vor Carsten hin und her.
Der hielt sein Lächeln.
»Es dauert nicht lang«, wandte er sich an mich.
Ich zuckte die Schultern und tat mein Bestes, um meine Rolle perfekt zu spielen. »Ich wollte es Ihnen vorhin am Telefon sagen, aber Sie haben so schnell aufgelegt. Der Prokurist wartet schon ungeduldig auf Informationen in einer anderen Sache, und ich fürchte, ich kann das nicht aufschieben.«
Carsten nickte, doch er wirkte nicht im Geringsten enttäuscht.
»Ah, der Prokurist, ich verstehe. Kirsten hat viel von ihm erzählt. Gut, dann begleite ich Sie zu Ihrem Wagen und wir können ein wenig plaudern.« Er tätschelte mir die Schulter.
Einen Wimpernschlag später wurde seine Hand mit so viel Nachdruck weggesprengt, dass ich glaubte, sein Schultergelenk knacken hören zu können. Auf einmal starrte ich auf Desmonds Rücken.
»Desmond Ayperos, nicht wahr?« Carsten klang plötzlich wachsam. »Von Ihnen habe ich auch …«
»Wie wir Ihnen bereits sagten, wir haben gerade keine Zeit für Fragen«, unterbrach Desmond ihn. Es klang wie eine Drohung. Er trat einen weiteren Schritt auf Carsten zu. Keiner sagte ein Wort, doch etwas verdüsterte die Atmosphäre so sehr, dass sich die Haare in meinem Nacken aufstellten.
Es blieb still. Ich zappelte herum, weil ich wissen wollte, was dort vor sich ging, stellte mich auf die Zehenspitzen und sah über Desmonds Schulter in Carstens Gesicht. Es war bleicher als zuvor. Carsten nickte und trat zurück.
Desmond wandte sich von ihm ab und gab mir einen Wink. »Gehen wir«, murmelte er, ohne einen weiteren Blick an Carsten zu verschwenden.
Verwirrt blickte ich ihn an. »Auf Wiedersehen«, rief ich Carsten höflich zu. Der hob nur eine Hand und hastete zu seinem Wagen. Ehe wir unseren erreichten, hatte er den Motor angeworfen und war
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