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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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Kirsten. Oder eine, die es sich gerade mit Sekt und Erdbeeren gut gehen lässt.«
    »Ich frage dich nun lieber nicht, wie du da hineingekommen bist.« Er schmunzelte.
    Ich hob die Hände in perfekter Unschuld. »Ich habe beispielsweise nichts gefunden, das darauf hinweist, dass sie an einem Strand liegt und es sich gut gehen lässt. Sie hat zwei Bikinis. Und einen Badeanzug«, fügte ich der Vollständigkeit halber an.
    Desmond blinzelte. »Wirklich«, stellte er trocken fest.
    Ich ignorierte es. »Ich denke mal, dass sie die eingepackt hätte, wenn sie gen Süden gejettet wäre. Bei euch ist es doch im Süden warm, oder?«
    Nun lachte Desmond. Ein leiser Laut, der seinen Ursprung tief in seiner Kehle hatte. Es klang angenehm. Sehr angenehm. Ich konnte mir ohne Schwierigkeiten vorstellen, wie er ein eiskaltes Dosengetränk an seine Lippen hob, während ein Tropfen Wasser an seinem Kinn hinab lief.
    »Ja, das ist es.«
    »Wow«, verplapperte ich mich und prompt wurden meine Handflächen feucht. »Ich meine, gut. Was bedeutet, dass Kirsten nicht absichtlich verschwunden ist.«
    »Ich gehe nach wie vor davon aus, dass Kirsten schlau genug ist, um ihren Arbeitgeber nicht an der Nase herumführen zu wollen. Abgesehen davon, wer sagt dir, dass sie keinen Urlaub in der Gegend macht? Oder schlichtweg Freunde besucht?«
    Er konnte so verdammt pragmatisch sein. Aber darüber hatte ich mir auch schon Gedanken gemacht. »Dann hätte sie wohl einige Sachen eingepackt, die sich noch immer in ihrer Wohnung befinden. Ich meine, es gibt sicher Menschen, die auch mal ein paar Tage ohne Zahnbürste leben, dazu zähle ich Kirsten einfach nicht. Ebenso Gesichtscreme oder Deospray.«
    Desmond hob seine Hände, die abwehrende Geste eines Mannes, der an weiteren Aufzählungen kein Interesse hatte. »Du willst also darauf hinaus, dass … was?«
    »Dass Kirsten sich seit einigen Tagen weder in ihrer Wohnung befindet noch es sich an einem anderen Ort gut gehen lässt.«
    Desmond schürzte die Lippen. Er tat nicht nur so, er dachte wirklich nach.
    »Du denkst, dass sie nicht freiwillig verschwunden ist?«
    »Du arbeitest doch schon eine Weile mit ihr zusammen und kennst sie besser als ich«, konterte ich mit einer Gegenfrage. »Ist sie jemand, der seine Machtfantasien lieber an einem knackigen Urlaubsflirt auslebt als an einem Haufen Angestellter?«
    Er zögerte einen Moment, dann wurde sein Blick wieder fest. Selbst wenn er verwirrt war, gab er es nicht zu. »Nein. Kirsten ist sehr karriereorientiert. So wie alle Mitarbeiter in den höheren Positionen bei ABM.«
    »So wie Stacey?«, fragte ich mit einem Unterton, der Desmond verriet, dass ich die ganze Zeit auf diesen Punkt hinausgewollt hatte.
    Nun war es endlich heraus. Ich hatte meine Vermutung offengelegt. Meinen Worten folgte eine Stille, die lang genug war, dass gleich eine ganze Stecknadelsammlung zu Boden hätte fallen können. Ich lehnte mich zurück und wartete ab. Desmonds Schweigen verunsicherte mich. Zwar vertraute ich ihm, aber ich war erst seit Kurzem Teil dieses Irrenhauses. Die anderen Kollegen arbeiteten dagegen bereits seit längerer Zeit zusammen. Wer wusste schon, ob Desmond und Stacey nicht eine gemeinsame Vorgeschichte hatten ? Oder ob er ihrem Unterteufel-Clan bei seinem Leben geschworen hatte, immer in ihren Diensten zu stehen? Wieder wusste ich nicht genug über das Eis, auf das ich mich vorgewagt hatte. Ich betete, dass ich mir nicht soeben mein Grab schaufelte.
    »Stacey?« Mehr sagte Desmond nicht und es war auch nicht nötig. Eine Aufforderung, meine Gedanken zu begründen, war besser, als für geistesgestört erklärt zu werden.
    Ich holte tief Luft, verschluckte mich dabei und versuchte, nicht zu husten. Unter Keuchen spuckte ich den nächsten Satz aus und klang dabei wie ein menschliches Maschinengewehr. »Staceyshaareriechennachkirscheundnachzimt.«
    Er wandte den Kopf ein Stück zur Seite, als ob ein unsichtbarer Dolmetscher ihm übersetzte. Ich konnte nicht sagen, ob er den Sinn in meinen Worten suchte, bereits kombinierte oder überlegte, den Kontakt zu mir so schnell wie möglich abzubrechen. Ich bemühte mich um einen ruhigen Gesichtsausdruck und hoffte, dass er mich so eher ernst nehmen würde. Desmond sah nicht einmal hin. Nach einer Pause, die mir viel zu lang vorkam, reagierte er endlich. »Lass mich raten, Kirstens Pflegeserie riecht ebenso.«
    Er hatte dieselbe Schlussfolgerung gezogen wie ich. Wenn ich Glück hatte, bedeutete das, dass er mich

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