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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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ihren Schlüssel bitten.«
    »Ich habe das auch bei Kirsten geschafft.« Ich gab mich überzeugter, als ich war. Mittlerweile hielt ich meinen Plan selbst nicht mehr für die beste Idee. Aber für einen Rückzieher war es zu spät. Erst brüllen und dann weglaufen machte einen feigen Eindruck.
    Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Ich gehe rein, schaue mir alle Zimmer und vor allem das Bad an und verschwinde wieder.«
    »Und angenommen, du findest dieses ominöse Shampoo? Oder Kirstens Schmuck?«
    Oha. Er dachte weiter als ich. Meine Mundwinkel schmerzten, als ich versuchte, das siegessichere Grinsen zu halten. »Darüber denke ich nach, wenn es so weit ist.«
    Ein Satz, für den Kim in pures Entzücken verfallen wäre.
    Desmond strich seine Haare nach hinten, langsam und mit einer kurzen Pause, in der er in die Ferne starrte.
    »Also gut. Ich kann dich als Unwissende hier ja nicht allein herumspionieren lassen.« Seine Worte waren leise und nicht begeistert, aber es genügte mir.
    Ich dachte nicht großartig darüber nach, als ich mich vorbeugte und ihn umarmte. Der Duft nach frischem Gras und Motoröl hüllte mich ein. Ich ließ mich fallen und kuschelte mich an ihn.
    Desmond brachte seine Lippen an mein Ohr und küsste die weiche Haut dahinter. »Wie bist du eigentlich in Kirstens Wohnung gekommen?«
    Ich hustete. »Nicht so wichtig«, murmelte ich, fasste seinen Kopf und erstickte weitere Fragen, die wieder in die Welt weiblicher Geheimnisse führen würden.

15
    Familiengeheimnisse
     
     
     
    S eit dem Gespräch mit Desmond fühlte ich mich heimischer bei ABM als jemals zuvor. Ich hatte nun jemanden, mit dem mich etwas verband, mit dem ich ein Geheimnis teilte, das möglicherweise gefährlich, aber auch prickelnd war. Und dieser jemand war nicht irgendwer, sondern der Mann mit den atemberaubendsten Augen in ganz LaBrock. Der mich bereits zweimal geküsst hatte. Ich wusste nicht, was das genau bedeutete und was sich daraus ergeben würde, bislang war ich mit dem Kribbeln zufrieden, das zwischen uns in der Luft lag. Schon allein das war es wert, jeden Tag herzukommen, auch wenn sich herausstellen sollte, dass ich mit meinem Verdacht bezüglich Stacey vollkommen falsch lag.
    Mit einer vollkommen neuen Gelassenheit erfüllt, erstattete ich dem Prokuristen von meinem Kontrollgang Bericht und nahm den nächsten Auftrag entgegen. Wunderbar, das war eine ideale Gelegenheit, um direkt im Anschluss an meinen Außeneinsatz bei Stacey vorbeizuschauen. An mögliche Probleme wollte ich nicht denken. Ich war zu beflügelt von meinem heutigen Einbrucherfolg, der Tatsache, dass ich meinen Verdächtigungen wirklich nachgehen konnte und dass Desmond mit von der Partie sein würde.
    Zu meiner Enttäuschung war er nirgends zu finden. Ich eilte mit wichtiger Miene durch die Firma und warf unauffällige Blicke in alle möglichen Räume. Nach langem Zögern wagte ich sogar den Vorstoß in die Männertoilette, allerdings erst, als ich nach der Bildschirmpause der Telefonisten fünf Minuten lang davorgestanden hatte, um sicherzugehen, dass sich niemand darin aufhielt.
    Die Zeit spielte gegen mich. Bei allem Enthusiasmus hatte ich nicht vor, Überstunden zu schieben und damit Staceys Interesse auf mich zu lenken. Ich wurde unruhig. Rasch huschte ich an meinen Schreibtisch und fuhr den Computer hoch. Mich trieb die Hoffnung, vielleicht ein Adressbuch oder Ähnliches zu finden, das mir Staceys Privatadresse verriet.
    »Weiß jemand von euch, wo Desmond ist?« Ich versuchte, möglichst gleichmütig zu klingen. Eric und Neil hatten einen Schwung Papiere auf ihren Schreibtischen drapiert und wühlten in unregelmäßigen Abständen darin herum. Nicht durch Geschehnisse auf ihren Monitoren gefesselt, blickten sie mich erschrocken an. Niemand bewegte sich.
    »Desmond«, versuchte ich es erneut und wedelte mit den Händen. »Der Typ, der für das Modul Post und Botengänge verantwortlich ist. Der hier vielleicht auch mal die Oberflächen säubert und jeden Morgen mindestens einmal aus der Tiefgarage hochfährt?«
    Die Gesichter erhellten sich – das war ihre Sprache. Meine kurze Freude schwand, als Neil und Eric ihre Köpfe schüttelten und sich dann wieder ihrer Arbeit zuwandten. Sie hatten die nötige Mindestgrenze für die tägliche Kommunikation mit der Arbeitskollegin erreicht.
    Ich stöhnte und wandte mich wieder dem Monitor zu. Ein Blick auf die Uhr, und meine Stimmung sank. Ich hatte nicht mehr viel Zeit, wenn ich nach meinem

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