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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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Schatten. Eine Mischung aus Ärger und Verzweiflung verband sich mit meiner Angst und erzeugte ein Gefühl, das einem Fluchtinstinkt ähnelte. Heiß und prickelnd war es und am liebsten hätte ich es abgeschüttelt wie einen Fliegenschwarm.
    Mir blieb keine andere Wahl.
    Kurz vor der Ampel zog ich den Wagen nach rechts. Ich hoffte inständig, dass die Polizei oder Ähnliches nicht in der Nähe war. Dann bog ich über Rot ab und beschleunigte. In dem Moment, als der Sportwagen im Rückspiegel auftauchte, bog ich links in die nächste Straße ein. Sie war schmal, mit hohen Häusern, die nur wenig Licht hineinließen. Ich tippte leicht auf die Bremse und nutzte die nächste Gelegenheit, um rechts abzubiegen. Je kürzer die geraden Strecken waren, die ich fuhr, desto schwieriger war es für meinen Verfolger, mich zu finden .
    Nach kürzester Zeit hatte ich mich total verfahren. Da ich nun wieder besser atmen konnte, war ich stolz darauf, entkommen zu sein. Letztlich parkte ich mit verschlossenen Türen in einer Gasse hinter zwei Müllcontainern, studierte die Straßenkarte und wartete. Nach einer halben Stunde war ich mir sicher, dass die Behörde aufgegeben hatte. Meine Fingernägel bluteten leicht vom drauf Herumkauen. Dafür zitterten meine Knie nicht mehr, als ich den Wagen startete und mich auf den Rückweg machte, um mir eine Standpauke für meine Verspätung abzuholen. Zwar war ich selbst begeistert von der Ausrede, die ich mir zurechtgelegt hatte, aber man konnte nie wissen.
    Ich musste Desmond unbedingt erzählen, dass die Behörde sich Sportwagen für ihre Außeneinsätze leisten konnte.

16
    Schlüsselmomente
     
     
     
    I ch begegnete Desmond an diesem Tag nicht mehr, sonst lief alles sehr positiv für mich. Niemand hatte bemerkt, dass ich zu lange unterwegs gewesen war. Der Prokurist war bei einer Besprechung mit Herrn Aspergis – außerhalb – und würde erst am nächsten Tag wieder ins Büro kommen. Als Stacey mich durch das Portal brachte, war ich froh, dass sie in meiner Nähe war.
    Dafür wurde mir zu Hause in Westburg bewusst, dass ich einen großen Fehler begangen und auch am dritten Arbeitstag nicht ermittelt hatte, ob es eine Firmenkantine gab oder zumindest einen guten Imbiss in der Nähe. Im Lügen und freien Erfinden von Einzelheiten war ich eine unschlagbare Niete, wenn jemand mich so gut kannte wie Pa. Er merkte sofort, dass ich versuchte, ihn abzuwimmeln, als er mich am Abend in die Mangel nahm. Leider war er nicht so einfach abzulenken wie Alessia.
    »Wie groß?«
    Ich dachte scharf nach und hielt Daumen und Zeigefinger in die Luft.
    Mein Vater schüttelte entschieden den Kopf. »Keine Olive der Welt ist so groß.«
    »Sie war gefüllt.« Ich spießte ein Stück Hühnchen in Limettenpanade auf und stopfte es mir in den Mund. Pa beobachtete mit fachmännischem Blick meine Kaubewegungen und stellte seine nächste Frage, als ich schluckte und daher hilflos war.
    »Du bist seit drei Tagen bei dieser Firma und hast es noch nicht geschafft, in der Kantine eine warme Mahlzeit zu bestellen?«
    Schnell noch eine Scheibe Mozzarella. »Isch habschviel zutun«, nuschelte ich.
    »Ich weiß Süße«, sagte er und legte mir ein weiteres Stück Hühnchenbrust auf den Teller. »Und ich weiß auch, dass du die einzige Person in deiner Abteilung bist. Auch wenn ich noch immer nicht verstehe, warum du nun Personaler bist, immerhin hast du etwas anderes gelernt. Warum also haben sie dich dafür eingestellt? Macht es dir wirklich Spaß?«
    Seine Zweifel sprachen mir aus der Seele. Jetzt war der Moment für einen Gedankenblitz.
    Mein Vater strich mir eine Locke aus dem Gesicht. »Hm?«
    Ich schaffte es, fröhlich zu wirken. »Mein Traumjob steht eben momentan nicht auf der Angebotsliste. Ich war lange genug arbeitslos und wollte endlich wieder etwas tun, da konnte ich nicht so wählerisch sein. Davon abgesehen sind die Kollegen nett und die Bezahlung ist ganz annehmbar.« Die genaue Summe verschwieg ich, aber Geld hatte meinen Vater noch nie besonders interessiert.
    »Hast du denn vor, dorthin zu ziehen?«
    Ich musste an die Behörde und meine drohende Zwangsumsiedlung denken, wenn sie mich erwischten. Die Gabel entglitt meinen Fingern. »Was?«
    Pa hob sie wieder auf. »An deinen neuen Arbeitsplatz in Camlen. Nimmst du dir drüben eine Wohnung?«
    O Gott, daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Die Situation warf mehr und mehr Probleme auf. Ich hatte nicht vor, meinen Leuten von LaBrock zu erzählen, und ich

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