Nicht menschlich Inc.
das Haus alt schien, konnte ich keinen Verfall entdecken. Jemand gab sich Mühe, es instand zu halten. Mit Erfolg. Ich war beeindruckt. In der Erwartung, dasselbe Staunen auf Desmonds Gesicht zu sehen, drehte ich mich zu ihm um.
Und bemerkte, wie sehr ich mich geirrt hatte.
Desmond rührte sich nicht, zeigte weder Erstaunen noch Begeisterung. Stattdessen strahlte er pure Ablehnung aus. Und da war noch etwas, das sowohl Argwohn als auch Feindseligkeit sein konnte. Sein Gesicht, das sonst trotz seiner markanten Züge eine gewisse Sanftheit ausstrahlte, war nun eine Maske, hart und bewegungslos. Lediglich die Ader an seinem Hals pochte.
»Wir gehen zurück.« Er sah mich nicht an, aber sein Tonfall verriet, dass er kein Gegenargument akzeptieren würde.
Ratlos blickte ich zwischen ihm und dem Anwesen hin und her.
»Nala. Jetzt!« Ein Zischen dieses Mal. Es klang so drängend, dass ich automatisch gehorchte. Ich verstand nicht.
»Was …«
»Das ist ein Konvent.«
»Konvent?«
Besonders gläubig sah es nicht für mich aus. Oder spielte er auf einen Verfassungskonvent an? Tagten dort drüben etwa die Politiker dieser Welt?
Er ignorierte meine Frage, bewegte sich langsam rückwärts, packte mich und zog mich mit sich. Das war nicht das, was ich mir vorgestellt hatte.
»Warte! Erklär mir, was hier los ist!«
Er verstärkte seinen Griff so sehr, dass es schmerzte. Ich versuchte, mich ansatzweise zu wehren und gab es sehr schnell wieder auf. Desmond war nicht nur energisch, sondern auch äußerst kräftig.
Nachdem wir das Grundstück verlassen hatten, rannten wir beinahe zurück zum Auto. Desmond öffnete die Beifahrertür, drückte mich auf den Sitz und bedeutete mir, mich anzuschnallen. Ich war so perplex, dass ich gehorchte. Erst, als er mit fliegenden Bewegungen den Gang einlegte und das Fahrzeug nach vorn schoss, hatte ich mich genug gesammelt, um meine Empörung zu zeigen.
»Kannst du mir bitte mal erklären, was das soll?« Ich war stolz darauf, wie gefasst ich klang.
Am Spiel seines Kiefers konnte ich genau sehen, wie er die Zähne zusammenbiss. Mir war bekannt, dass Frauen und Männer sich verschiedener Sprachen bedienten, aber momentan übertrieb er es. Ich musste wohl oder übel einen anderen Tonfall einschlagen, immerhin war ich bei ABM angestellt und hatte bereits einiges gelernt.
»Okay. Halt sofort an!«
Er tat es wirklich, ignorierte mich aber weiterhin.
Ich grübelte und versuchte, mir meine Unentschlossenheit nicht anmerken zu lassen. Was wollte ich tun? Mitten im Wald aussteigen? Der Weg zurück zur Firma war zu weit, um ihn zu Fuß zurückzulegen. Was bedeutete, dass ich morgen früh fristlos gefeuert werden würde. Zumal – durften Menschen von außerhalb ihre Nächte in LaBrock verbringen? Ich wäre nicht erstaunt, wenn es ein Gesetz gab, das so etwas verbot.
Blieb also nur eines: Mein Gesicht wahren und so tun, als hätte ich niemals daran gedacht, auszusteigen.
»Also. Mich interessiert brennend, was das soeben war.« Du bist vor einem Haus weggerannt , rief ich Desmond stumm zu. »Was ist so schlimm an einem Konvent?«
Seine Zähne knirschten, während er auf die Armatur starrte. Ich betrachtete seine Wangenknochen, die gerade Nase und die langen schwarzen Wimpern. Es hätte ein so schöner Ausflug sein können, wären wir nicht vor einem Haus geflüchtet wie zwei Irre.
Desmond wandte seinen Kopf ein winziges Stück. Er wirkte noch immer beunruhigt.
»Das war der Herrensitz eines Konvents. Damit habe ich nicht gerechnet, sonst wären wir gar nicht erst hergefahren. Es hat mich zwar erstaunt, dass Stacey so abgeschieden lebt, aber es gibt immer wieder Leute, die das mögen.«
Ich nickte langsam, eine Aufforderung an ihn, weiterzureden. Noch ergab seine Aussage keinen Sinn für mich. Wenn Stacey eins nicht wahr, dann ein waschechtes Naturmädel.
»Ein Konvent ist ein Zusammenschluss einer mächtigen Familie«, fuhr Desmond fort. »Bei hohen Teufeln kommt so etwas häufiger vor, bei den Unterteufeln ist es jedoch sehr selten, dass sie noch auf diese Weise zusammenleben. Und bei Stacey wundert es mich sehr, weil sie Mischlingsblut in sich trägt.«
Ich überlegte, was das nun für mich und meine Nachforschungen bedeutete, abgesehen davon, dass ich neidisch auf Staceys Wohnsitz war. »Du meinst also, dass es in dem Haus da hinten eine Wohngemeinschaft von Artgenossen gibt?«, vergewisserte ich mich, Desmond richtig verstanden zu haben.
»Es ist vielmehr ein Familiensitz
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