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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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zuschwebte und vor meinem Gesicht stoppte. Dann schwenkte sie zur Seite und machte Platz für die lachfaltenumringten Augen meines Vaters. »Ich hab dir etwas zusammengepackt, das kannst du auch am Platz oder im Auto essen.«
    Vor mir öffnete sich die Wunderdose mit einem »Plöpp«. Ich zuckte zusammen und blinzelte die Tränen weg, die mir durch mein Dauergähnen in die Augen gestiegen waren.
    »Mit einer Mischung aus Sour Cream, Frischkäse und Gartenkräutern gefüllte Cocktailtomaten«, ertönte Pas Stimme aus dem Off. »Käsespieße mit dreierlei Sorten, krustenloser Toast mit Zitronenbutter und Lachsstreifen, eine kleine Portion Obstsalat, Blätterteigpastetchen mit einer Füllung aus …«
    Ich schaltete ab. Bisher hatte ich nicht gewusst, dass es Boxen gab, die in viele kleine Abschnitte unterteilt waren. An den Innenseiten klemmten Plastikgabel und -messer in eigens dafür angebrachten Halterungen.
    Nach einer Weile murmelte ich ein »Super, danke« und gähnte wieder. Pa strahlte mich an und ließ mich allein, damit ich den Tee hinunterstürzen konnte. Dann schlüpfte ich in Schuhe und Jacke, griff nach meiner Handtasche und verließ das Haus. Durch den kulinarischen Streifzug am Morgen verpasste ich beinahe den Bus und rannte durch die morgenfeuchte Luft, die meinen Haaren nicht guttat. Sie protestierten durch wilde Lockenbildung. Natürlich hatte ich keinen Kamm eingesteckt, aber mir blieb die Busfahrt, um das Malheur einzudämmen.
    In Camlen ging ich zur Ecke Williamsweg und Brattstraße. Dabei zerbrach ich mir den Kopf über mögliche Fragen, mit denen ich Stacey aus der Reserve locken könnte. Sie war meine einzige heiße Spur bezüglich Kirsten. Ob der Konvent eine Rolle in meinen Verdächtigungen spielte, musste ich noch herausfinden.
    An meinem Ziel war es totenstill und vor allem eins – grau. Die Wände waren grau, der Himmel drückte grau auf mich herab und selbst das Stück Zeitung, das vom Wind durch die Gegend gewirbelt wurde, war so verdreckt, dass man die Zeilen nicht mehr lesen konnte. Noch keine Spur von den bereits bekannten Farbwirbeln.
    Ich sah auf meine Uhr und runzelte die Stirn. Ich war pünktlich. War das eine subtile Botschaft, dass ich in meiner Probezeit gefeuert worden war, oder verspätete sich die sonst so unfehlbare Stacey heute? Vielleicht war auch der Springer entkommen oder verstorben. Ich zuckte mit den Schultern, verließ die Straßenecke und schlenderte auf den Ursprungsort des Portals zu.
    Dort startete ich einen neuen Versuch, meine Haare im Nacken zusammenzufassen. Ich kramte gerade in meiner Tasche nach einem Haargummi, als ich das Geräusch hörte. Es klang vertraut, aber in Erwartung des Rotviolettschimmers konnte ich es nicht zuordnen. Als es lauter wurde, von einem kurzen Aussetzer durchbrochen, begriff ich, dass es sich um einen Motor handelte.
    Was hatte ein Auto hier zu suchen?
    Zu meiner Linken begann die Luft zu wabern .
    Ich sah von einer Seite zur anderen. Das Portal war noch nicht geöffnet, sondern verwirbelte die Luft und glomm bereits in Pastell.
    Das Auto hatte mich beinahe erreicht. Ich wandte mich um und hoffte, dass ich unauffällig die Straße entlangschlendern könnte, sodass niemand anhalten und mich fragen würde, ob ich mich verlaufen hätte. Oder überfallen worden war. Aus einer Irrenanstalt ausgebrochen. Selbst eine Straßenräuberin. Eine Reporterin auf geheimer Mission. Es gab so viele Möglichkeiten. Ich sollte mich für eine Ausrede entscheiden, ehe der Fahrer die Ecke erreichte und mich fragte, was ich mutterseelenallein hier draußen zu suchen hatte, wo es weder Läden noch Häuser gab, die noch bewohnt waren.
    Das Portal schimmerte nun stärker und hatte sich beinahe vollständig geöffnet. Jeden Moment würde der Springer auftauchen. Verdammter Mist.
    Ich tat so, als beschäftigte ich mich mit meiner Handtasche, als das Auto um die Ecke bog und direkt vor mir anhielt. Ich begann innerlich zu fluchen und sann darüber nach, ob man mir eine Geschichte über Giftgas und eine Sperrzone glauben würde. Ich könnte dabei röcheln und mir an die Kehle greifen.
    »Nala!«
    Ich griff mir vor lauter Schreck wirklich an die Kehle und gurgelte entsetzt. Die Stimme kam aus Richtung des Autos, nicht des Portals.
    »Süße, hey! Geht es dir nicht gut?«
    Ich sah hoch und starrte auf die weiße Plastikbox, die ich an diesem Morgen zu Hause vergessen hatte. O nein! Pa schwenkte sie lächelnd und wischte sein Erstaunen über meine nicht sehr

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