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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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Aufgaben, nachzuprüfen, ob …«
    Ich quietschte, als er meine Schultern packte. Für eine Weile schienen sich seine Augen zu verdunkeln, so sehr, dass ich die Farbe, die mich stets so faszinierte, nicht mehr erkennen konnte. Alles, was mich anstarrte, war ein Gemisch aus dunklen Schleiern. Dann war es vorbei, er ließ mich wieder los. Ich rieb mir die Druckstellen und versuchte, zu begreifen, was da eben passiert war.
    Desmond wich bis zum Tisch zurück. »Entschuldige.«
    »Immerhin hast du darauf verzichtet, mich durchzuschütteln«, stammelte ich. Nicht nur, dass ich mich in meiner Rolle bereits unwohl genug fühlte – nun zeigte sich auch noch mein einziger Halt angriffslustig. Das war beängstigend und enttäuschend zugleich. Mein imaginäres Fass näherte sich seinem maximalen Füllvolumen, und ich blinzelte energisch meine Tränen zurück.
    Desmond wirkte schuldbewusst, seine Pupillen strahlten wieder in dem samtigen Blaugrün, das ich so mochte.
    »Ich wollte dich nicht erschrecken, Nala. Aber du musst verstehen, dass das kein Spiel ist.« Er ging zum Fenster, starrte hinaus und warf mir einen Blick über seine Schulter zu.
    Ich versuchte, nicht zu weinen und blickte unschuldig zurück. Meine Nerven vibrierten so wie meine Stimme zuvor.
    Er drehte sich zu mir um. »Ich kann dich ja irgendwie verstehen. Da du nicht genug über das alles hier weißt, schätzt du manche Situationen nicht richtig ein.«
    Damit sprach er mir aus der Seele, aber was hätte ich denn machen sollen?
    »Ich habe zu Hause recherchiert. Gestern Abend«, sagte ich.
    »Hm«, murmelte Desmond. »Ich wette, du hast nicht sehr viel gefunden.«
    »Gar nichts, um genau zu sein.«
    »Ich denke, wir sollten die Nachhilfestunden nicht mehr länger hinauszögern.«
    Ich klammerte mich an den silbrigen Streif der Hoffnung am Horizont. »Okay.« Mir war alles recht, selbst wenn Desmond einen Stapel Multiple-Choice-Aufgaben zu den Vorlieben und Abneigungen des Prokuristen anschleppen würde.
    »Wann?«
    »Wann immer du Zeit hast«, antwortete er. »Am besten nach der Arbeit. Ich werde Stacey sagen, dass ich dich durch das Portal bringe, dann können wir uns einen Ort suchen und reden.«
    Das war ein richtiges Date! »In deiner oder in meiner Welt?«
    »Ist Feldforschung nicht am besten geeignet, um Fremdes mit möglichst hoher Geschwindigkeit zu lernen?«
    »Das klingt durchaus logisch«, lächelte ich. Dann fiel mir etwas ein. »Apropos hohe Geschwindigkeit. Ich bin gestern verfolgt worden. Ich glaube, es war Carsten.«
    Er riss die Augen auf. »Du bist was?«
    »Nachdem du an der Werkstatt geblieben bist. Irgendwann ist mir ein roter Sportwagen aufgefallen. Ich habe mich verfahren und bin in einer Sackgasse gelandet. Er auch. Danach bin ich über eine rote Ampel, selbst da ist er hinter mir geblieben.«
    »Und du bist dir sicher, dass es Herms war?«
    Ich zuckte die Achseln. »Das Auto war ein Sportmodell und die Farbe stimmte. Den Fahrer konnte ich nicht erkennen. Aber nachdem ich einige Male abgebogen bin«, meine Stimme hob sich stolz, »hatte er Probleme, mir zu folgen. Ich habe dann einfach eine Weile hinter zwei Müllcontainern in einer Seitenstraße geparkt.«
    Ich wappnete mich für Lob über meine guten Reaktionen, wurde aber enttäuscht. Als ich Desmond ansah, wusste ich auch, warum. Er hörte meinem Geplapper nicht mehr zu, sondern starrte ins Nichts. Seine Lippen waren fest aufeinandergepresst, sodass die nach unten neigenden Mundwinkel heller schimmerten als sonst. Verwirrt wartete ich, doch er rührte sich nicht.
    »Desmond?«, wisperte ich schließlich. »Was ist los?«
    Er tauchte nur widerwillig aus seinen Gedanken auf. Ich schrak unwillkürlich zusammen, als mich sein Blick traf. Es steckte so viel Härte und Aggression darin, dass ich zunächst glaubte, jemand anderes vor mir zu haben. Einen Mann, der Desmond bis aufs Haar glich, aber ein vollkommen anderes Wesen besaß. Dann entspannte er sich und der Desmond, den ich kannte und mochte, kehrte zurück.
    »Entschuldige«, sagte er leise. »Ich war mit meinen Gedanken woanders.«
    »Das habe ich bemerkt.« Ich nickte bezeichnend zu seinen Händen, die einen Hochglanzprospekt zerknüllt hatten, kein Stück Papier, sondern einen ganzen, wenn auch dünnen, Katalog. Insgesamt fand ich es schmeichelhaft, dass er sich so sehr um mich sorgte, doch die finstere Aura, die er ausgestrahlt hatte, verunsicherte mich zutiefst.
    Er blickte auf seine Hände, als bemerkte er erst jetzt, was

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