Nicht menschlich Inc.
er getan hatte, und warf den Prospekt in den Papiermüll. »Mach dir keine Sorgen um Herms . Ich sorge dafür, dass er dir nicht mehr zu nahe kommt.«
Das war süß und die ideale Aufforderung, um mich an seine Schulter zu lehnen, aber ich hatte das Gefühl, dass mein Ritter sich am liebsten mit Carsten geprügelt hätte.
»Aber …«
»Wir können uns nicht leisten, dass dir die Behörde im Nacken sitzt«, erklärte er energisch.
Die Tür wurde aufgerissen und einer der Telefonisten stürmte herein. Seine Augen, von Hektik erfüllt, beruhigten sich bei Desmonds Anblick. »Hier bist du. Wir brauchen unbedingt neue Formulare für die Anzeigenhotline von Megakee.«
Desmond war nun wieder die Ruhe selbst. »Kein Problem Phil. Ich fahr ins Lager runter und bringe euch den Stapel nach hinten.«
Phil murmelte etwas, das nach Erleichterung klang, starrte mich an und verschwand wieder. Seine Finger bewegten sich dabei, als würde er eine Zigarette drehen und höchstwahrscheinlich dachte er auch an nichts anderes. Daher ließ er auch die Tür offen stehen. Und schon hatte uns die Firma wieder. Auf dem Flur herrschte Gemurmel, Stacey schritt mit zwei Männern in Anzügen vorbei. Zeit, das private Meeting zu beenden.
Desmond hielt mir die Tür auf. »Wir sehen uns später.« Damit verschwand er.
Für ihn war die Sache damit erledigt. Für mich nicht. Zunächst machte ich mir ein wenig Sorgen um Kirstens Bruder. Desmonds sprunghafter Stimmungswandel beunruhigte mich ebenfalls. Da gab es zwei Gesichter, die beide zu ihm zu gehören schienen, doch es fiel mir schwer, sie miteinander in Einklang zu bringen. Aber ich konnte mich nicht auf Desmonds Stimmungswechsel konzentrieren, weil mir etwas anderes im Kopf herumspukte: mein unangemeldeter Besuch im Konvent. Ich hatte mir meine Entschlossenheit, dem Fall Kirsten auf den Grund zu gehen, hart erarbeitet. Es war ein seltsames Gefühl, nun von ihr ablassen zu sollen – wie ein Schritt zurück in mein altes Leben, wo die zurückhaltende und alles andere als wagemutige Nala auf mich wartete. Dennoch war es wohl das Beste, wenn ich auf Desmonds Erfahrung vertraute und zumindest Stacey und ihre Familie in Ruhe ließ.
Oder nicht?
Ratlos griff ich in die Hosentasche und berührte Staceys Schlüssel.
17
Fotosession
B is zu meiner Verabredung mit Desmond blieben mir noch sieben Stunden und dreiundvierzig Minuten – genügend Zeit, um über weitere Schritte in meinen Ermittlungen nachzudenken. Vor allem überlegte ich, wie ich vor Feierabend Staceys Schlüssel wieder in ihrer Tasche deponieren sollte. Kurz, ich hatte zum ersten Mal richtig Stress.
Nach der Lagebesprechung im Lagerraum war der Prokurist in mein Büro gestelzt und verlangte auf einzelne Minuten abgestimmte Auflistungen meiner Arbeitszeiten. Wieder vor dem Rechner hatte ich eine Nachricht von Stacey im Posteingang. Ein weiterer Auftrag wartete auf mich. Ich durchsuchte die Festplatte nach dem Formular für den Bericht und grübelte, wie ich den Umweg zu Staceys Haus vertuschen konnte. Ich würde nur kurz vorbeischauen. Am besten nutzte ich meinen Status als Ortsunkundige und wählte die Ich-habe-mich-verfahren-Ausrede . Ob mir das ein passendes Zeitfenster schaffen würde? Nachdenklich stand ich auf und lief im Zimmer auf und ab.
In diesem Moment ging die Tür auf und schlug gegen meine Hüfte. Ich stolperte, fiel gegen die Wand und spürte den harten Untergrund an meinem Unterarm. Es brannte und einige Blutstropfen quollen hervor.
»Frau di Lorenzo!«
Endlich mein richtiger Name, wenn auch im falschen Tonfall. Ich entschied, dass es trotzdem eine freundliche Reaktion wert war. Als ich den Kopf hob, lächelte ich in das Gesicht der Prokuristenmutter. Ihre Wangen waren aufgebläht und eine dicke, blaue Ader an ihrem Hals pulsierte besorgniserregend. Ihre Lippen waren in intensives Pink getaucht und harmonisierten mit dem Mitternachtsblau ihrer Kleidung.
Im Licht des Monitors stand ich ohne nachzudenken stramm. »Ja!«
Sie musterte mich, wie Alessia es stets tat, wenn ich sonntags in Jogginghose und einem meiner alten Cartoonfigur-Shirts auf dem Sofa herumgammelte. »Sie bearbeiten den Fall Herms.«
Selbst wenn ich versuchte, locker zu bleiben, ging mein Körper bei ihrem Befehlston sofort in Militärposition. Es wurde nichts weiter von mir verlangt als eine Antwort. Alles war gut. »Das ist richtig. Sie ist noch nicht wieder aufgetaucht.«
Ich war so stolz, nicht zu stottern, dass ich die Frau
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