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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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»Er ist hier aufgetaucht, kurz bevor du um die Ecke gebogen bist.«
    Stacey nickte, seufzte und streckte sich. »Ich hasse es, wenn nicht angemeldete Leute in der Nähe des Portals sind, wenn es sich öffnet«, seufzte sie und sah sich um. »Ist das dort sein Auto?«
    Ich speicherte ihre Aussage. Offenbar hatte das Portal mich nicht außer Gefecht gesetzt, weil ich bei ABM angemeldet gewesen war. Das bedeutete, dass jeder wechseln konnte, wenn er von drüben eine Freigabe bekam.
    Ich schielte zu unserem Kombi herüber. »Ja, ist es.«
    Stacey seufzte noch einmal. »Also dann. Legen wir deinen Vater hinein.«
    Sie bückte sich und griff nach Pas Füßen. Dabei handelte sie mit einer solchen Selbstverständlichkeit, als würde sie jeden Tag reglose Körper durch die Gegend schleppen. Kein sehr sympathischer Charakterzug und auch kein harmloser. Trotzdem beeilte ich mich, ihr zu helfen, denn sie hatte Pa bereits in eine für ihn unbequeme Position gezogen. Ich schob die Hände unter seine Schultern und hob ihn an. Dann hielten wir auf das Auto zu. Ich schwankte und stolperte, Stacey dagegen behielt ihren kühlen Blick und zeigte kein Zeichen von Anstrengung. Wir legten Pa auf dem Fahrersitz ab. Ich drapierte seine Hände am Steuer, seinen Hinterkopf an der Sitzstütze und tat mein Bestes, so zu tun, als wäre das alles für mich vollkommen normal.
    Stacey hatte in der Zwischenzeit einen Fuß in den dafür vorgesehenen Raum gezwängt. Nicht sehr liebevoll, eher routiniert. Ihre Designerhandtasche, in die nicht einmal mein klobiges Mobiltelefon gepasst hätte, geriet dabei in Schräglage. Etwas rutschte heraus, erst ein kleines Stück, dann fiel es seidenweich auf ein Moosbüschel am Straßenrand. Metall schillerte und reflektierte die Farben des Portals. Ich starrte wie gebannt auf den Fleck neben Staceys Schuhen. Sie hatte nichts bemerkt, weil sie gerade das zweite Bein meines Vaters verstaute. Ich überlegte. Mein Blut pochte siedend heiß gegen meine Schläfen.
    Sollte ich?
    »Warte, ich helfe dir«, murmelte ich und kniete mich neben sie. Ein Griff, und der Schlüssel verschwand in meiner Hand und dann in der Hosentasche. Auch, wenn es nicht sexy war, Hosen statt Röcke für die Arbeit zu wählen, so hatte es seine Vorteile. Ich konnte mich besser bewegen, mich gefahrlos über andere Personen stellen und stehlen war auch viel einfacher.
    Stehlen? Einfacher? Hatte ich das soeben gedacht? So weit hatte der Prokurist mich also bereits getrieben. Es genügte nicht, dass er mich als Privatschnüffler einsetzte, nun trieb er mich noch in die Fänge der Kriminalität. Aber, so wisperte ein beruhigendes Stimmchen in meinem Kopf, ich tat es nicht nur für mich und die Gerechtigkeit, sondern auch für Pa.
    Stacey und ich standen zeitgleich wieder auf.
    »So, das wäre erledigt«, meinte Stacey und schlug die Autotür zu. »Jetzt aber schnell, ehe der Springer noch die Geduld verliert und uns hier zurücklässt.«
    Ich trottete hinter ihr her und grübelte darüber nach, ob Käfer wirklich Geduld besaßen. Was würde das Vieh tun, wenn diese strapaziert wurde – in Streik treten?
    Ich warf noch einen besorgten Blick auf Pa und bog um die Ecke. Wohl fühlte ich mich nicht dabei, ihn allein zurückzulassen. Letztlich war es aber sicherer für ihn.
    Wenn wirklich jeder, der die Grenze zwischen den Welten nicht passieren sollte, ohnmächtig wurde, sobald ein Portal sich öffnete, dann war das eine ausgeklügelte Sicherheitstaktik.
    Ich fasste mit der einen Hand nach meiner Handtasche, die andere ließ ich in den Tiefen meiner Hosentasche verschwinden. Meine Finger spielten mit dem kühlen Metall, während ich durch das Portal trat.
     
    »Ich verstehe nicht, warum ich es nicht versuchen sollte.«
    Ich versuchte, sachlich zu bleiben, meine Stimme fiepte dennoch. »Auch wenn dort Wachleute herumspazieren, dann werden sie mich kaum ermorden, wenn sie mich im Haus entdecken, oder? Gibt es nicht eine Klausel, die mir Immunität zusichert, wenn ich einen Einbruch von Berufs wegen begehe? Wie ein Diplomat oder Botschafter?«
    Ich lief im Lagerraum auf und ab und sah dabei zu Desmond. Er stand an der Tür und öffnete diese hin und wieder einen Spalt, um einen sichernden Blick nach draußen zu werfen.
    Wieder einmal fühlte ich mich, als hätte ich mir mit dem Weg durch das Portal Eigenschaften angeeignet, die ich normalerweise anderen überließ. Wie schön, ich benötigte für Realitätsflucht weder Computerspiele noch Filmorgien,

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