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Nicht ohne dich

Nicht ohne dich

Titel: Nicht ohne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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nicht in Oklahoma.
    Wir suchten weiterhin nach einem sicheren Unterschlupf für Raffi, aber es fiel uns einfach nichts ein.

Kapitel Einundzwanzig
    U nd dann stellte ich eines Morgens fest, dass ich nicht schwanger war.
    Raffi schlief noch. Ich wollte meine Tränen im Kissen ersticken, damit er nichts mitbekam, aber er wachte auf, und ich musste es ihm sagen.
    »Wir waren uns doch einig«, meinte er, »dass es riskant gewesen wäre.«
    »Du verstehst das nicht«, sagte ich. Ich lag immer noch auf dem Bauch und zerknautschte den nassen Kissenbezug mit den Fingern. »Ich wollte doch ein Kind von dir!«
    »Jenny«, sagte Raffi, »schau mich an.«
    Unwillig drehte ich mich zu ihm.
    »Nach dem Krieg, wenn die Nazis weg sind, werden wir ein Baby bekommen. Dann wird es nicht mehr gefährlich sein. Wir werden zusammen spazieren gehen und den Kinderwagen schieben, und die Mingers wird vor Wut mit den Zähnen knirschen, wenn sie uns sieht.«
    Da musste ich lachen, und er nahm mein Gesicht in seine Hände. »Es wird alles gut, Jenny, glaub mir.« Er begann mit meinen Haaren zu spielen, kämmte sie mit den Fingern, lächelte mich an. »Sie sind wie Seide«, sagte er.
    Später lief auch in den oberen Etagen das Wasser wieder. Der pure Luxus für uns.
    Vom vierten Dezember an gab es dreizehn lange Nächte keine Luftangriffe. Wenn ich mit Muffi nachts Gassi ging, blickte ich in den Himmel hinauf und pries den Mond dafür, dass er immer runder wurde und uns die englischen Bomber vom Hals hielt. Ich wünschte, sie würden nie mehr wiederkommen, ebenso wie ich wünschte, der Besenstiel möge nie aus Bayern zurückkehren. Aber der Mond begann wieder abzunehmen, und die Zeit rückte näher, da Frau Besenstiel zurückkommen, und uns vermutlich denunzieren würde – und wir hatten noch immer keinen Unterschlupf für Raffi gefunden.
    Nacht für Nacht liebten wir uns und schliefen danach ein, er lag bis zum Morgen an meinen Rücken geschmiegt, die Beine mit meinen verschlungen, die Hand auf meiner Hüfte. Tagsüber zog es uns immer wieder magisch zueinander, und wir küssten uns und hielten uns so fest wir konnten. Ich weiß noch, wie er mich dann ansah, eindringlich und voller Liebe – wir hatten beide solche Angst, den anderen zu verlieren.
    Am Abend des sechsten Dezember stellten wir wie kleine Kinder unsere Schuhe vor die Tür, und Sankt Nikolaus legte etwas hinein. Glücklicherweise hatte ihm Tante Grete den Sack gefüllt. Jeder bekam eine Orange, eine halbe Tafel Schokolade und zwei Lebkuchen, dazu Walnüsse, Haselnüsse und Mandeln. Natürlich teilten wir alles mit Mama. So saßen wir drei zusammen, knackten Nüsse und aßen Süßigkeiten, während die ganze Küche vom aromatischen Duft nach geschälten Orangen erfüllt war.
    Als wir ins Bett gingen, fanden wir noch ein Geschenk: drei neue Päckchen Präservative lagen auf der Decke.
    »Wie kommt sie bloß an die ran?«, wunderte sich Raffi.
    Ich wusste es. »Die Apotheke um die Ecke ist ausgebombt worden. Mama hat wohl geplündert. Ich hoffe, sie war vorsichtig.«
    Er grinste mich an. »Sollen wir uns nett bei ihr bedanken?«
    »Nein«, sagte ich. »Wenn sie Dank hätte hören wollen, hätte sie sie uns persönlich gegeben.«
    Am sechzehnten kamen die Bomber zurück und wir suchten mit unseren neuen Nachbarn den Keller auf. Das Haus wurde von den Druckwellen durchgeschüttelt wie eine Ratte von einem Hund. »Ich hoffe, ich habe das Geschirr im Laden gut genug in Stroh verpackt«, murmelte Frau Tillmann.
    Ich dachte: Warum kann ich nicht bei Raffi bleiben? Nein, warum kann er nicht mit herunterkommen?
    Es war irrsinnig und gemein, dass er ganz allein dort oben hocken musste. Der Anblick der neuen Hausbewohner, sogar der sechs süßen kleinen Steffens-Kinder, die sich an ihre Mutter und Großmutter kuschelten, weckte eine Stinkwut in mir. Ich wusste, dass ich ihnen Unrecht tat, aber wenn sie nicht bei uns eingezogen wären, hätte ich Raffi in den Keller mitnehmen können, solange Frau Mingers weg war.
    Die Bomber verursachten schwere Schäden im Stadtzentrum und an den Bahnanlagen, aber wieder verschonten sie Charlottenburg. Sogar die Wasserleitung blieb intakt.
    Mama und ich arbeiteten weiterhin in der Werkstatt. Ich hatte die meisten meiner Spielsachen fertig; nur am zwanzigsten musste ich noch eine letzte Bestellung ausliefern, an Herrn von Himmelrein, einen älteren adligen Zeitungsherausgeber, der in Dahlem lebte. Bei Mama hingegen sah es anders aus. Mit all den

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