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Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
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Fenice Lasagne essen, eine gute Flasche Rotwein trinken und ein Hochzeitsdatum festsetzen. Dann würde das Leben wieder normal verlaufen. So, wie ich’s geplant hatte.
    Zufrieden nahm ich mir vor, sofort mit der Suche nach einem geeigneten Anwalt zu beginnen, wenn wir das Haus betraten. Und dann erwartete mich ein Chaos.

3
    Als wir die breite hintere Veranda überquerten, drang uns aus allen Richtungen gellender Lärm entgegen. Mein älterer Bruder Henry und seine Frau Janice (für ihre gebärfreudige Konstitution berühmt) waren aus Kalifornien nach Texas gereist, nur wenige Wochen vor meiner Ankunft.
    Nach Ansicht meiner Mutter gibt es drei Frauentypen: die, die von Geburt an fabelhaft sind (denken Sie an Jacqueline Bouvier Kennedy Onassis); die, die es lernen, fabelhaft zu sein (denken Sie an Prinzessin Diana); und die, die niemals fabelhaft sein werden, unter keinen Umständen (denken Sie an Jessica Simpson).
    Andere Leute behaupten, es gebe noch eine vierte Kategorie,
nämlich die Frauen, die schwören, sie könnten fabelhaft sein, wenn sie es wollten, aber es sei unter ihrer Würde, sich darum zu bemühen (denken Sie an Frauen, die kein Make-up benutzen, Birkenstock-Sandalen tragen und einen Rasierapparat für ein Zeichen weiblicher Unterwerfung halten).
    Dieser vierten Kategorie spricht meine Mutter jede Daseinsberechtigung ab mit dem Argument: »Wer will denn nicht fabelhaft sein?«
    Ständig erklärte sie mir, mit meinem blonden Haar, den blauen Augen und dem Wainwright-Alabasterteint würde ich der zweiten Kategorie angehören, wenn ich’s nur versuchte, und wie Prinzessin Di lernen, fabelhaft zu sein (immerhin sei ich ihre Tochter). Aber das hatte ich niemals angestrebt. Und nun vergeudete ich meine fabelhaften Möglichkeiten, indem ich nördlich der früheren Grenzlinie zwischen Staaten mit und ohne Sklaverei lebte. Ich wollte mir nicht vorstellen, was sie denken (und zweifellos sagen) würde, wenn sie wüsste, dass ich als »mittelloses Texas-Mädchen« in Boston wohnte. Aber darüber diskutierte ich nicht mit ihr. Es widerstrebte mir, die Bedeutung eines fabelhaften Images zu erörtern (wer will sich schon mit einer vermutlich neurotischen, mittlerweile verstorbenen Prinzessin vergleichen?). Und ich hatte auch keine Lust, meine Schwägerin zu verteidigen.
    Janice Josephine Reager war Journalistin beim San Francisco Chronicle und Pulitzer-Preisträgerin. Obwohl sie in Willow Creek geboren und aufgewachsen war, hatte sie ihre Gesinnungsschwestern in der Müsli- und Birkenstockfraktion gefunden. Die glaubten, sie würden die
Welt retten. Und wer ihnen widersprach, würde das keinesfalls schaffen. Man sollte meinen, sie hätte noch nie was von Texas gehört. Andererseits ließen sich ihre Lone-Star-Wurzeln mühelos ausgraben.
    Trotz ihrer Südstaatenherkunft war sie eine leidenschaftliche Frauenrechtlerin, die früher alle gesellschaftlichen Belange an der ethnischen Säuberung in den Ländern der Dritten Welt gemessen hatte. Wenn ich mich recht entsinne, konstatierte sie das an jenem Tag, den meine Mutter jetzt »infernalisches Erntedankfest« nennt. Und da Ridgely Wainwright-Cushing-Jameson-Lackley-Harper-Ogden alle gesellschaftlichen Belange für lebenswichtig hält, ist ihre gespannte Beziehung zu der Schwiegertochter verständlich.
    Von Anfang an war dieses Verhältnis schwierig gewesen. Janice’ erster Fauxpas hatte darin bestanden, aus der Familie Buford Reager zu stammen, der die Firma Nuts, Bolts and Scrap Metal, Inc. gehörte.
    Und ihr zweiter Fehler - nun, sie war einfach sie selbst, als sie in der Highschool-Zeit anfing, mit meinem Bruder auszugehen - und meine Mutter kennenlernte.
    Fehler Nummer drei - Janice wurde im letzten Highschool-Jahr schwanger.
    Manchmal schwor ich, mein scheinbar ruhiger, gelassener Bruder habe Janice nur geheiratet, um meine Mutter in den Wahnsinn zu treiben.
    »Warum sind Henry und Janice hier?«, fragte ich.
    »Morgans wegen«, erklärte meine Mutter. Damit meinte sie meine achtzehnjährige Nichte. »Großer Gott, hast du sie gestern Abend beim Dinner gesehen? Das Kind
schmollt und führt sich auf, als wäre es gegen seinen Willen ins Land der Hinterwäldler verschleppt worden. Niemand hat mir mitgeteilt, warum sie unerwartet hier aufgetaucht sind. Aber ich hörte sie zufällig reden. Dabei stellte sich heraus, dass Morgan schon wieder von einer Schule im Francisco-Bay-Gebiet geflogen ist. Nach allem, was ich gehört habe, will man sie an keiner anderen

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